Ausstellung: Liegeprobe im Kunsttunnel

„Vom Gehen in viele Richtungen“ heißt die Kunst- und Design-Schau im KIT.

Düsseldorf. "Malanchamala" ist eines der magischsten Gemälde, die in den vergangenen Jahren in Düsseldorf entstanden sind. Es zeigt einen georgischen Obstverkäufer sowie das symbolträchtige Porträt von Paul Cezanne. Der eine lässt sich mit seiner Gesichtsmaske kaum fassen, der andere steht gleichsam auf Sternen. Beide Personen verharren in einer paradiesischen Landschaft.

Das Bild stammt von Thea Gvetadze und ist ein Glanzpunkt in einem Verschnitt von Kunst, Mode und Design, der im KIT (Kunst im Tunnel) zu sehen ist. "Vom Gehen in viele Richtungen" nennen der Galerist Bernd Ruzicska und die Ex-Leiterin der Akademie Mode Design, Gabriele Orsech, ihr Projekt.

Der private Verein "701" zur Förderung junger Kunst in Düsseldorf hat sich für die Schau viel, vielleicht zu viel vorgenommen. Die Schnittstelle zwischen den Medien wolle man ausloten, erklärt der Sprecher des Vereins, Wolfgang Westphälinger. Für den Verein war es dann allerdings ein böses Erwachen, als kein einziger Sponsor mitmachte, so dass die Stadt über KIT einsprang und die Schau rettete.

Lag es an der fehlenden Attraktivität großer Namen? Nach der grandiosen Präsentation von Vivian Westwood im NRW-Forum oder den inspirierenden Design-Präsentationen der 90er Jahre im damaligen Kunstmuseum wirkt die jetzige Schau wie Sparkost. D

as spillrige Modell eines Rohr-Stuhls von Matali Crasset mit Gürteln von Hermez zu umwickeln, reißt niemanden vom "Hocker". Da waren Künstler wie der Düsseldorfer Siegfried Syniuga mit Stuhlmotiven von Mercedes Benz frecher, poppiger und böser.

Ganz stolz sind die Macher des Magazins "Mode Depesche" auf eine Fotostrecke von Annuschka Blommers und Niels Schumm, die Models abgelichtet und auf den Kopf gestellt, aber die Münder und Augen so gedreht haben, dass sie den Betrachter anschauen.

Ein effektvolles Spiel, aber ohne Tiefgang. Kunstgänger werden sich an die abgründige Video-Installation von Danica Dakic erinnern, die 2000 damit das Thema "Ich ist etwas anderes" in K20 bestimmte.

Dennoch sollte man ins KIT hinabsteigen. Gregor Russ verwandelt mit Hartfaserplatten den Abgang zur Rennstrecke und zum Catwalk. Er führt zu einem schwarzen Kubus mit gemütlichen Liegen. Wer will, kann sich dort einen Kopfhörer aufsetzen und Mike Meirés Klang-Installation verfolgen, bevor er zu einem zweiten Höhepunkt gelangt:

Unter der Lichtluke präsentiert Paloma Varga Weisz zwei farbig gefasste Büsten aus Lindenholz. In der alten Technik der Fass-Malerei hat sie die Farbe in mehreren Schichten aufgetragen und mit einem Achat geschliffen. Nun tänzelt die farbige Fassung im Fokus des Tageslichts.

Sie behütet die anmutigen Köpfe von Mann und Frau und macht sie unberührbar. In ihrem langen Haar verfangen sich zwei Geister, auf seiner Glatze thront das Lamm. Beide Gesichter wirken in sich gekehrt, fernab von Design und Mode.