DC Open Das sind die Höhepunkt des Galerien-Wochenendes

Bei den DC Open zeigen Galerien besonders sehenswerte Stücke aus ihrem Angebot – von Thomas Schütte bis Takako Saito.

Takako Saitos Installation mit Schachspielen und den „Do It Yourself Paintings“ in der Galerie Basedonart.

Takako Saitos Installation mit Schachspielen und den „Do It Yourself Paintings“ in der Galerie Basedonart.

Foto: Galerie/Dunja Evers

Zum Sommerausklang präsentiert sich die heimische Kunstszene fernab von politischen Spannungen als Spiel in Malerei und Skulptur. Sophie von Hellermann, Meisterschülerin von Dieter Krieg, hat für ihren Auftritt bei Sies + Höke Shakespeares „Verlorene Liebesmüh‘“ ausgewählt. Ihre Bilder wirken so virtuos und übermütig wie die Verse des jungen Briten. Im Mittelpunkt stehen ein Herzog von Navarra, der drei Jahre lang ohne Frauen leben will, und eine Prinzessin von Frankreich, die ihm den Kopf verdreht.

„Liebe und Malerei haben Ähnlichkeiten. Es ist ein Geben und Nehmen, ein stetes Wechselspiel, bei dem es auch Fehler geben kann“, erklärt die Malerin. Dem Mann wird wie im Theater ein karminroter Königsmantel umgelegt, mit den historischen Farben der Cochenille, wie sie auch Shakespeare kannte. Aber er ist zugleich ein Junge von heute, dem das königliche Rot auf die Jeanshose rutscht. Die Lady mit langem blonden Haar wirkt wie ein Alter Ego. Der Reigen der Mädchen, mit den Männern als Zuschauern, erinnert an Sophies eigene Jugend, ist sie doch in einem Vier-Mädel-Haushalt in München aufgewachsen.

Mehrere Tage lang stand die Schnellmalerin auf einem Gerüst im Eingang der Galerie, die Acrylfarben neben sich, und setzte den breiten Pinsel gezielt auf die kalkige Leinwand. Nun tauchen die Silhouetten des Personals aus der literarischen Vorlage unter einem bravourösen Wolkenhimmel auf.

Wandmalerei wird wie die
erste Liebe verschwinden

Mit Ende der Ausstellung wird die Wandmalerei wie die erste Liebe verschwunden sein. Schon am Wochenende flog die 49-jährige Künstlerin zurück nach England, wo sie mit ihrer Familie lebt, wenn sie nicht als Malerei-Professorin in Karlsruhe ihr Wissen an die jüngere Generation weiterreicht.

Fast doppelt so alt ist Takako Saito (95) aus Japan. Sie wird bei Basedonart als Yoko Ono von Düsseldorf gefeiert, gehört sie doch zu den letzten Vertreterinnen der Fluxus-Bewegung. „Play The Game“ heißt ihre Ausstellung, in der sie die Grenzen zwischen Künstler und Kunstfan überbrückt. Im Mittelpunkt stehen zwei Schachspiele von 1975, die den Besucher zum Mitmachen einladen. Beim Geräusch-Schach („Sound Chess“) sitzt der Spieler auf einem hölzernen Hocker, vor sich handgefertigte Kästchen in hellem und dunklem Holz, die mit Reiskörnern, Metallspänen, Perlen oder Steinen gefüllt sind. Vor jedem Zug muss geschüttelt werden, um die „Figur“ zu erraten. Als Zugabe springt auch noch ein Flummy wie ein Flaschenteufel aus dem Kasten. Im Duft-Schach („Smell Chess“) entscheiden die Gerüche in den Fläschchen, ob man König oder Königin in der Hand hat. Auf einem Handzettel verrät Takako ihre Essenzen in den Fläschchen, die von Essig, Zitrone und Lavendel bis zu Minze reichen.

1979 wohnte die Japanerin noch im Studentenheim an der Kopernikusstraße, saß in der Straßenbahn und malte die Fahrgäste als Hinterköpfe oder im Seitenprofil. Daraus entstand das Spiel „Do It Yourself Paintings“ von 1982. Große und kleine Porträts sind fein säuberlich in Acrylfarbe auf Schichtholz-Kästchen aufgetragen, mit Magneten versehen und auf einer Magnetwand verteilt. Jedermann darf die Köpfe nun hin und her schieben.

Herbert Oehm (89) führt in die Anfänge der Zero-Kunst zurück. 1965 stellte ihn der junge Galerist Hans Mayer in seiner Esslinger Erstlingsgalerie mit „Goldbildern“ aus und kaufte sein erstes Sandbild von 1957. Der Sand machte den Mann aus Ulm berühmt und inspirierte spätere Zero-Kollegen wie Günther Uecker. Oehm liebte das Spiel zwischen Zufall und Ordnung. Sandbilder, Wasserzeichnungen und Papierfetzen auf der noch feuchten weißen Farbe wurden zu seinen Markenzeichen. 1969 übersiedelte er nach Krefeld und machte mit Sandregen und Sandfontänen auf sich aufmerksam. Von 1971 bis 1979 lebte er in Düsseldorf und kaufte „Hakle Toilettenpapier Super Soft“, um die „traumweichen“ Papiere auf frisches Acrylweiß zu drücken. Ein Exemplar seiner „Tissues“ gehört zum „Zero-Raum“, den die Galerie Denise René Hans Mayer auf dem Kölner Kunstmarkt als Konzentrat der Avantgarde zeigte. Oehm entfloh allerdings vor dem boomenden Kunstmarkt nach Gran Canaria, wo er weiterhin als Künstler tätig ist. Jetzt holte Stephanie Mayer, Witwe von Hans Mayer, die Schätze aus dem Archiv ans Tageslicht.

In diese Runde von Künstlern, die das Lachen nie verlernten, gehört Thomas Schütte (69). Bei Ute Parduhn sind zwei glasierte Masken von 1994 zu sehen. An ihnen lässt sich ablesen, wie begeistert der damals 50-Jährige den feuchten Ton mit den Fingern traktierte, bis ein bärtiger Lockenkopf mit vielen Furchen entstand und gebrannt wurde. Doch Schütte ist kein Serientäter. Der zweiten Maske schnitt er die Runzeln und das Wuschelhaar ab, bis eine komisch-griesgrämige Alternative zum Adenauer-Kopf entstand. Von 2007 datiert das Bronzemodell von „Vater Staat“ für den Brunnen in Münster. Die Personifikation einer fürsorglichen und gerechten Obrigkeit erscheint im bodenlangen Morgenmantel. Aber ihr Körper entpuppt sich auf der Rückseite als hohl. „Vater Stadt“ als bloße Marionette.