Der neue Mann im Ehrenhof
Kay Heymer kommt von der Bonner Kunsthalle und plant viele Projekte für die moderne Abteilung.
Düsseldorf. Kay Heymer (48) ist der neue Leiter der modernen Abteilung am museum kunst palast. Er folgt auf Stephan von Wiese. Bekannt wurde Heymer 2003, als er an der Kunst- und Ausstellungshalle in Bonn David Hockney präsentierte. Für den 29.März bereitet er die Sammlung Reiner Speck auf Schloss Dyck im Auftrag der Sammlung Rheingold vor. Wer ist dieser Mann, der in Düsseldorf eher im Hintergrund agiert?
Er ist zunächst einmal ein Freund afrikanischer Kunst. Seine Magisterarbeit handelte vom "Primitivismus als Thema der Kunsttheorie". 1991 betreute er zusammen mit dem damaligen Kölner Museumschef Siegfried Gohr die afrikanische Skulptur im Museum Ludwig. Afrika lässt ihn seitdem nicht mehr los.
"Afrikanische Kunst ist für mich ein Prüfstein für alles", sagt er: "Es gibt afrikanische Stücke allerersten Ranges in deutschen Sammlungen." Mit seinem Chef Beat Wismer habe er über ein Afrika-Projekt gesprochen, aber bis 2011 seien schon alle Termine festgelegt. Über Afrika habe Heymer einen sehr direkten Zugriff auf die Kunst unserer Zeit gewonnen, sagt er. Seitdem sei für ihn ein Besuch im Atelier eines Künstlers viel spannender als die neueste Studie über die Postmoderne.
Heymer ist, zweitens, ein Freund der Malerei. Er hat gleich nach seinem Studium, 1988, bei der Kölner Ausstellung "Bilderstreit" als Assistenz-Kurator mitgearbeitet. Anschließend wirkte er mit zwei Unterbrechungen bis 2006 an der Bonner Kunst- und Ausstellungshalle. Die eine Unterbrechung galt der Sammlung Brandhorst, die er im Jahr 2000 in München präsentierte.
Die andere war 1999 die Sammlung Speck im Kunstverein und im Albertinum in Dresden. Rainer Speck muss begeistert gewesen sein, denn sonst hätte er ihn nicht als Wunschkandidaten für Schloss Dyck benannt.
Nun ist Heymer im Düsseldorfer Ehrenhof ein "klassischer Museumsmensch" geworden, wie er sich nennt. Sein erster Ankauf war die "Tätowierte Dame" (1948) von Gottfried Brockmann. "Brockmann war nicht so teuer. Es kostete nur 6800 Euro, dafür bekommen Sie nichts von einem jungen Künstler. Außerdem hat mich das Bild sofort an ,Die schöne Gärtnerin’ von Max Ernst erinnert, das Schlüsselbild in der Düsseldorfer Sammlung vor der Zeit des Faschismus."
Mit seinem Chef Beat Wismer ist Heymer darauf erpicht, die Struktur der bestehenden Sammlung zu verstärken. Er gilt seit Bonn als Spezialist für David Hockney. Hier meldet Heymer sofort den nächsten Wunsch an: "Ich würde gern ein Bild von Hockney kaufen. Wir haben ein frühes Gemälde in der Sammlung, und ich hätte gern auch ein spätes Werk. Aber dafür müsste ich irgendwie eine Million Euro frei machen."
Bevor Heymer ans Geldausgeben denkt, muss er die nächsten Pflichten erledigen. Dazu gehört die Jubiläums-Schau des berühmten Dänen Per Kirkeby in Zusammenarbeit mit der Tate Moderne, die hier erweitert wird und am 26.September ihre Vernissage hat. Für 2010 ist Informel geplant, die Kunst des Spontanen, mit Cy Twombly und Gerhard Hoehme.
Zur Quadriennale wird Nam June Paik in Ko-Produktion mit der Tate Liverpool vorbereitet. Die Retrospektive startet in Düsseldorf, geht anschließend auf Tournee und wird auch im Pariser Centre Pompidou zu sehen sein.