Kultur Die Filme in den Düsseldorfer Programmkinos in der Einzelkritik

Düsseldorf · Koeps Kino Bei den Neustarts sind die Zuschauer unterwegs mit Taxifahrern und mit Suzi Quatro.

Eine Szene aus dem Dokumentarfilm „World Taxi“.

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World Taxi Das Taxi als mikrokosmisches Welt-Panoptikum, das hatte der Regisseur Jim Jarmusch bereits vor drei Jahrzehnten mit dem Episodenfilm „Night On Earth“ präsentiert. Filmemacher Philipp Majer hat nun ein dokumentarisches Gegenstück produziert, das aber bewusst den Vergleich mit dem Klassiker von Jarmusch vermeidet. Mit der Kamera begleitete Majer Taxifahrer in Berlin, Bangkok, El Paso, Dakar und Pristina auf ihren Touren. Doch statt exzentrischer Fahrgäste und dramaturgischer Kunstgriffe zeigt Majer bewusst normale Kunden. Die Einblicke in die Welt des Taxis sind auch ohnehin kurios, vielschichtig und originell genug. (Bambi, täglich 18.30 Uhr, Original mit Untertiteln)

Suzi Q Lang ist’s her, da eroberte die kleine Amerikanerin im Lederdress am Bass die Macho-Welt des Rock. Suzi Quatro schrieb vor allem im Europa der 70er Jahre Pop-Geschichte, ihre Nummern wie „Can the Can“, „48 Crash“ eroberten die Charts – Hits, aber keine musikalischen Meilensteine. Mit „Smokey“-Sänger Chris Norman konnte sie noch einmal den Hit „Stumblin’ In“ landen aber ansonsten ging es mit der Karriere in Richtung 70s-Revival-Show.

Auch wenn Suzi Quatro mit 70 und fünf Jahrzehnten Bühnenkarriere noch tourt, steht sie nicht in einer Reihe mit Musikern wie Amy Winehouse, Freddie Mercury oder Elton John. Daraus hätte dieses Biopic eine Tugend machen können, doch genau hier scheitert das Projekt an dem Versuch, sie zu erhöhen und dem geradezu rührselig-gefälligen Versuch, die Altrockerin als Oma, die mit sich im Reinen ist, zu präsentieren. (Atelier, Freitag/Samstag 22 Uhr)

La Palma Der Irrtum ist symptomatisch: Markus hat Las Palmas, die Stadt auf Gran Canaria, mit der Insel La Palma verwechselt, das fördert die kriselnde Beziehung zu Sanne nicht unbedingt. Doch Markus will die Beziehung nicht kampflos aufgeben und setzt auf der Urlaubsinsel ein „alter ego“ in Szene. Er bricht in ein Ferienhaus ein und gibt sich fürderhin als Pablo aus. Nach anfänglicher Irritation steigt Sanne auf den südländischen Rollenwechsel ein und nimmt die Identität von Alba an. Doch der Persönlichkeitswechsel hält nicht lange vor, nach anfänglicher Freisetzung von Leidenschaft und Abenteuerlust schleichen sich bald die alten Probleme wieder ein. Erec Brehmer lieferte mit der Beziehungstragikomödie seinen Abschlussfilm von der Münchner Filmakademie. (Metropol, täglich 18.30 Uhr)

Kahlschlag Als „Reise ins Herz der Finsternis der Provinz“ wurde diese Mischung aus Horror-Thriller und Psychodrama beschrieben, mit der der junge Rostocker Filmemacher Max Gleschinski sein Langfilmdebüt 2018 bestritt. Neben einer durchaus wirkungsvollen Verschachtelung der Zeitebenen verliert der Film allerdings an der disparaten atmosphärischen Dramaturgie zwischen lyrischem Vortrag, romantischer Begegnung und bluttriefender Gewaltdarstellung und mancher Ungereimtheit.

Seit ihrer Kindheit sind Martin und Eric beste Freunde, sie unternahmen gemeinsame Angelausflüge und verliebten sich in das gleiche Mädchen: Frenni. Doch nach einem Zwischenfall wandte sich Frenni von Eric ab und heiratete Martin. Seither hatten sie keinen Kontakt mehr. Doch Frenni geht Eric nicht aus dem Sinn. Drei Jahre später, nach der Beerdigung seines Bruders, bittet Eric Martin um ein Treffen – wegen der alten Zeiten.

Doch die Angel-Tour läuft bald aus dem Ruder und dann taucht auch Frenni auf... (Bambi, täglich 21 Uhr)

Eine Geschichte von drei Schwestern Eine Arbeitsstelle in der Stadt scheint der einzige Ausweg aus der unwirtlichen Enge ihrer anatolischen Heimat. Doch nachdem die 20-jährige Bergbauerstochter Reyhan bereits von ihrem Arbeitgeber, dem Arzt Necati, wegen einer Liebschaft zurückgeschickt wurde, ist es diesmal die 16-jährige Nurhan. Sie soll seinen bettnässenden Sohn geschlagen haben. Während der Dorfvorsteher, der Bergbauer Sevket und Necati darüber beraten, ob nun die jüngste Tochter die Stelle antreten soll, geraten sich die drei Schwestern in die Haare.

Vor erhabenen Naturaufnahmen aus den anatolischen Bergen inszeniert Emin Alper sein Schwesterndrama dialoglastig und langatmig als Geduldsprobe. (Metropol, täglich 18.15 Uhr; am Mittwoch im türkischen Original mit Untertiteln)

Man from Beirut Ein blinder Killer unterwegs zum Auftragsmord in Berlin? Das kann ins Auge gehen, tut es auch. Obwohl der Film von Christoph Gampl und Boris Naujoks das Genre gegen den Strich bürstet und sich mit schwarzweißen Bildern im 4:3-Format als Hommage an Klassiker andient, bleibt die mit Klischees gespickte Story im Multikulti-Milieu in ihrem simplen Muster und chargierenden Darstellern (Kida Kodr Ramadan, Blerim Destani und Susanne Wuest) stecken: Der Killer versagt zum ersten Mal, da er sein Opfer zwar eliminiert, aber dessen kleine Nichte nicht. Er „adoptiert“ die Kleine quasi („Leon der Profi“ lässt grüßen), und jetzt wollen die Auftraggeber die Zeugin und den unzuverlässigen Hitman loswerden. Auf die Flüchtigen wird eine Killerin angesetzt… (Atelier, täglich 21 Uhr)