Uni-Chor Der Unichor feiert seinen 30. Geburtstag

Düsseldorf · Chor und Orchester der Heine-Uni begeisterten in der Tonhalle mit tief-trauriger Musik.

Der Chor der Heinrich-Heine-Universität begeisterte in der Tonhalle.

Foto: ja/jan roloff

Welch ein würdiges Geburtstagskonzert zum 30., das der Unichor, begleitet vom Universitätsorchester, sich und dem Publikum in der Tonhalle schenkte. Unter der absolut unbeirrbar authentischen Leitung von Silke Löhr zeigten beide Amateurensembles eindrücklich, welche musikalischen Höhen man erreichen kann, wenn man sich von großer Musik beseelen lässt. Und wahrhaft große Musik hatte man sich für diesen Abend ausgesucht: Mozarts Requiem und Lili Boulangers Psalm 130. Beide auf ihre eigene Art Werke voller Tiefe, die wie ein Flehen aus großem Leid zu Gott emporzurufen scheint: Erlöse mich! Mozart Requiem ist nicht nur Klassikfreunden bekannt. Viele Passagen sind prototypisch für „traurige“ Musik geworden. Doch Mozarts unvollendete Totenmesse zu singen und zu spielen, bedarf auch einem Gespür für die Anmut, der so reinen puren Innerlichkeit. Wenngleich es wirklich Freude macht, das Requiem mit groß besetztem Chor, wie der Unichor sich präsentierte, und unbeschwertem romantischen Ton zu hören. Da kann man sich trefflich mitreißen lassen. Ein durchaus ansprechend singendes Solo-Ensemble, Katharina van Nahmen (Sopran), indes etwas indisponiert, die mit traumhafter Stimme gesegnete Elvira Bill, Alt, Andrés Sublarán mit seinem Tenor und Bassbarition Thomas Laske, bereicherte professionell den Klang.

Der Abend, den man dem im Dezember verschiedenen Arzt, Hochschullehrer und Förderer des Chores und Orchester der Heinrich-Heine-Uni Ulrich Hadding gewimdet hatte, begann indes mit einer wahren Entdeckung.

Auch wenn die Werke der viel zu früh verstorbenen französischen Komponistin Lili Boulanger durchaus präsent sind und die 1918 verstorbene Musikerin zu den häufiger aufgeführten Komponistinnen zu zählen ist, bleibt ihr Psalm 130 „Du fond de l‘abîme“ eine Rarität in deutschen Konzertsälen. Dies allerdings zu Unrecht, denn das groß angelegte tief düstere mit gigantischer Geste geschriebene Werk ist eine Offenbarung. Purste Jahrhundertwende ist hier in Klang gesetzt.

Eine Musik, die erschaudern lässt. Durch eine Tonsprache, die wie ganz natürlicher Ausdruck von Todesfurcht und Hinaufblicken in die Höhen göttlicher Macht wirkt und dabei erstaunlich moderne Mittel zur Hand nimmt. Wie aus einem Guss erhebt sich das Werk vor den Zuhörer. Löhr leitet den Chor sicher durch die großen nebligen Schluchten, schwenkt die Taschenlampe auf besonders markante Stellen und lässt auch mal Sonnenstrahlen ins Klamm hineinscheinen. Doch diese Sonne bietet auch keinen wirklichen Trost, blendend ist sie und hart, um sogleich wieder hinter düsteren Wolken zu verschwinden. Dabei wird der Chor gekonnt von dem Orchester umrahmt. Solistisch entzückt auch hier Altistin Elvira Bill.

Man kann dem Chor nur aus ganzem Herzen weitere musikalisch inspirierte 30 Jahre auf diesem Niveau wünschen.