Kultur Im Finale furioso heizte Janine Jansen dem Publikum ein
Düsseldorf · Die niederländische Geigerin überzeugte beim Meisterkonzert mit Mendelssohn-Bartholdys Violinkonzert.
Sie spielt so inniglich und engagiert wie es sich jeder wünscht. Ihre Auftritte und CD-Interpretationen müssen sich nicht hinter Anne-Sophie Mutter verstecken. Und vermutlich hätte auch Felix Mendelssohn-Bartholdy mehr als nur Freude daran gehabt, wie Janine Jansen sein Violinkonzert jetzt in der voll besetzten (aber nicht ausverkauften) Tonhalle spielte. Natürlicher Schönklang, leuchtende Spitzentöne vereinen sich bei der niederländischen Geigerin mit einer Intensität, die Montag abend beim Meisterkonzert keinen Besucher unberührt ließ.
Seit anderthalb Jahrzehnten begeistert die aparte Frau die Klassikfans, weltweit, aber auch in regelmäßigen Abständen in Düsseldorf. Die Dame mit wallender Mähne und Model-Gesicht vertraut auf natürliche Schönheit, zelebriert romantische Gefühle. Manchmal steigert sie sich auch in ruppige, rasante Tempi, die wie von selbst kommen und nie aufgesetzt wirken.
Im Finale furioso des e-moll Mendelssohn-Ohrwurms heizt Janine Jansen so richtig ein, verfrachtete Hörer und Musiker des Orchestra dell’ Accademia Nazionale di Santa Cecilia Roma auf die Stuhlkante, wurde lautstark bejubelt. Am Ende beschwichtigt sie die Gemüter mit einer Zugabe aus der dritten Partita von Bach.
Eines der Vorzeige-Orchester aus Rom – bekannt durch zahlreiche Opern- und Konzert-CDs mit Musikern von Weltrang – erwies sich für die renommierte Geigerin als sicherer Partner. Zumal mit Sir Antonio Pappano (Italiener in London aufgewachsen) ein Temperamentsbolzen mit viel Geschmack und Gefühl am Pult stand. Schon bei Mendelssohns lyrischem Schwelgen fand er den richtigen Ton.
Die Streicher der Accademia Nazionale folgen den Akzenten ihres Chefs, kennen seine Vorliebe für Drill, exakte Einsätze und sichere Intonation. Wenn auch einige Blechbläser anfangs ordentlich wackelten, so erwiesen sich Hörner, Posaunen und Trompeten im zweiten Teil, bei Schumanns Erster Symphonie, als verlässlich.
In dieser ‚Frühlingssymphonie’ aus der Feder des jungen Schumann (vor seiner Düsseldorfer Zeit) zeigt Sir Antonio, dass mit ihm ein Vollblut-Italiener den Ton angibt.
Er und sein Orchester dreschen so richtig rein, lassen sämtliche Lebewesen losschwirren. Alles leuchtet und funkelt, kribbelt, sprüht nur so vor Energie und beschwört einen warmen, kraftstrotzenden Frühling – vielleicht wie in Napoli oder auf Capri, wo im noch November die Sonne scheint.
Jubel für den Dirigenten Sir Antonio Pappano
Doch das deutsche, Schumannsche Frühjahr, galt –- damals zumindest noch – als Erlösung vom dauerhaft dunklen, eiskalten Winter. Nicht mit leicht angebräunter, sondern blasser Haut. Und mit einer Sehnsucht nach Licht, das am Mittelmeer das ganze Jahr die Menschen nicht so recht in winterliche Stimmung versetzt, wie sie Schumann vor 170 Jahren vermutlich erlebt hat. Das hat der Sir nicht auf dem Schirm. Egal.
Sein bewegtes, temporeiches Musizieren und manchmal knalligen Akzente entfaltete Pappano bereits im ersten Teil, in der relativ unbekannten Beethoven-Ouvertüre zu „König Stephan“. Am Ende: Jubel für den Sir und einer Zugabe.