Düsseldorf Eine humoristische Kissenschlacht
In der Komödie wurde Katrin Wiegands „Sextett im Hochzeitsbett“ uraufgeführt.
Düsseldorf. Hochzeitsnacht im Hotel: Davon träumt wohl manch junges Blut in den schönsten Farben. Das klingt nach ungestörtem Glück zu zweit, gesäumt von guten Wünschen durch Freunde und Verwandte. Katrin Wiegands Lustspiel „Sextett im Hochzeitsbett“ stellt dieses Schlafzimmeridyll nun unsanft, aber urkomisch auf den Kopf. Jetzt fand die Uraufführung an der Steinstraßen-Komödie statt.
Anstatt positiver Gedanken kriegt das Hochzeitspaar Argwohn und gut gemeinte Ratschläge ab - und das mitten in der Nacht. Das groteske Drama beginnt mit einem zunächst harmlos erscheinenden Klopfen an die Zimmertür. Wer mag das sein? Es ist die Mutter des Bräutigams, für die versehentlich oder auch unversehentlich kein eigenes Hotelzimmer reserviert wurde. Malheur! Denn die Dame trägt ihr Herz auf der Zunge und sagt Dinge, die für ein Brautpaar ziemlich peinigend sind. Ausgerechnet im Zimmer seiner langjährigen Ex-Freundin, die kurioserweise zu den Hochzeitsgästen gehört, hat die zimmerlose Mutter Asyl beantragt und macht lauthals kein Geheimnis daraus, dass sie ebendiese Ex namens Mia (Mamma mia!) für die bessere Wahl gehalten hätte.
In jedem Schlafzimmer der Hochzeitsgäste taucht die Bräutigams-Mutter auf und verbreitet den Charme eines Granateneinschlags, was deswegen so köstlich komisch wirkt, weil sie alles mit so einem naiv-herzlichen Lächeln vorträgt, als wolle sie für alle nur das Beste — ein schrecklich netter Zug. Nicht minder speziell ist die Busenfreundin der Braut.
Diese Vertraute ist mit ihrem Ehemann angereist und kommt nachts nicht in den Schlaf, weil sie an der Wand lauschen will, was im Hochzeitsgemach vor sich geht. Turbulente Verwicklungen und Missverständnisse nehmen ihren Lauf.
Drei Hotelzimmer nebeneinander sind auf der Bühne zu sehen. Regisseur Rolf Berg und Bühnenbildner Bodo Wallerath haben es mit recht einfachen Mitteln geschafft, die Räume optisch voneinander zu trennen. Scheinwerfer beleuchten immer das Zimmer, in dem die Handlung gerade voranschreitet, und bei jedem Szenenwechsel erklingt ein sanftes Harfengeklimper. Das erinnert etwas an filmische Shortcuts.
Die humoristische Kissenschlacht lebt von den gepfefferten Dialogen und der entsprechenden Darstellung. Überzeichnungen sind nicht nur erlaubt, sondern nötig, um das Groteske der Situationen auf die Spitze zu treiben. Mit dem Schauspieler-Sextett sind denkbar geeignete Darsteller gefunden worden, um Schwung ins Stück zu bekommen. Allen voran: Manon Straché in der Rolle der Bräutigamsmutter Heidrun. Ihre herb-feminine Bühnenpräsenz und mimische Souveränität verleiht der Rolle das passende Gesicht und die dazugehörige Nonchalance.
Aber auch die fünf anderen Schauspieler machen ihre Sache fabelhaft. Henrike Fehrs als Braut Katharina und Patrick Bartsch als Bräutigam Lars spielen überzeugend die um Freundlichkeit und Ausgleich bemühten aber mit der Aufgabe zusehends überforderten Gastgeber. Verena Wüstkamp mimt überzeugend die intellektuelle Jugend- und Ex-Freundin Mia, während Jeannine Burch als Brautfreundin Ilona schrill aufdreht. Auch Stefan Gebelhoff als Ilonas geplagter Ehemann geht in der Rolle des Genervten auf. Viele Lacher und reichlich Gekicher bei der Premiere, die zum Schluss vom Publikum bejubelt wurde.