Düsseldorfer Kultur Eine Jochen-Busse-Show auf der Bühne
Der „Pantoffel Panther“ feiert eine umjubelte Premiere im Theater an der Kö. Im Mittelpunkt steht ein 75-Jähriger in seiner Glanzrolle.
Düsseldorf. Ach ja, da geht’s mal wieder dem harmlosen Kleinbürger an den Kragen. Dem Pantoffel-Hersteller und Verkäufer Hasso. Der vom Pech Verfolgte legt nicht nur eine Pleite hin, sondern steckt bis über beide Ohren in Schulden. Und täuscht seiner Hannelore - seinem „Röschen“ - jahrelang Wohlstand und Reichtum vor, den die beiden eines Tages nach Herzenslust genießen wollen. Röschen geht unentwegt shoppen und reserviert schon mal die große Kreuzfahrt. Denn Hasso steht mit 70 kurz vor der Rente und droht wegen seiner Schulden, in den Knast zu wandern. Wagt aber nicht, seiner Frau reinen Wein einzuschenken. Sozialkitsch mit Katastrophen-Finale - denkt man zuerst. Doch dann kommt in „Der Pantoffel-Panther“ alles anders - der Biedermann mutiert zum potenziellen Serienkiller.
Zu sehen ist diese Nonsense-Komödie im Theater an der Kö. In der Hauptrolle: Jochen Busse. Mit 75 immer noch Tausendsassa, der sich mit täglichem Yoga topfit hält, und pointengieriges Bühnentier, dem das Autoren-Duo Dietmar Jacobs und Lars Albaum erneut ein Stück auf den Leib geschnitten haben. Denn an Pointen — guten und derben, zündenden und weniger amüsanten — sprudelt es nur so in dem gut Zweieinviertel-Stunden-Abend.
Jacobs/Albaum und Regisseur Horst Johanning können nicht genug bekommen von Lokalkolorit und schielen nach Schenkelklopfen und lautem Lachen. Milieu-Witze über Oberkassel, Eller und Oberbilk - sie sind durchschaubar, wenig frisch oder originell. Genauso wie die alte Köln-Düsseldorfer-Leier. Das alles driftet schon mal ab in Richtung närrische Jahreszeit. Egal. Wenn Jochen Busse die alten Klischees wie aus einem Hochvolt-Katapult heraus schleudert — da wirken sie taufrisch und treffen ins Schwarze.
So verzeiht man gerne einige Text- und Regie-Schwächen. Die Story vom harmlosen Beamtentyp, der ins Mafiamilieu abgleitet und zum potenziellen Mörder mutiert, wirkt zwar an den Haaren herbeigezogen. Doch Busse spielt und spielt, am meisten alle an die Wand. Ob Billie Zöckler als naiv näselndes und quäkendes ‚Röschen’ mit Schnullermund, die als betagte Rentnerin durch die Bieder-Wohnung trippelt. Oder Hassos Mitwisser und Leidensgenosse Rüdiger, alias Andreas Windhuis. Er mimt überzeugend diese Mixtur aus verklemmtem Muttersohn und neurotischem Psychologen, der seine posttraumatischen Störungen zum Vorwand für seiner Angst und Passivität macht.
Zerplatzte Traumschiff-Träume hier, komplexbeladene Selbst-Analyse dort. Alles ganz nett. Doch kein Kraut scheint gewachsen gegen Busses spitzzüngig zelebrierten Sarkasmus und sein pulsierendes, frisches Kabarett-Blut. Zumal er sich auf die Schippe nimmt und das Publikum energisch ermahnt, ihm nicht ins Wort zu fallen oder den Text zu verraten. Es geht also nicht um eine elegant süffige Salon-Komödie, sondern um eine mitreißende Jochen-Busse-Show.
Gleich zu Beginn watschelt er als überlebensgroßes Federtier über die Bretter. Als riesiges Werbe-Huhn muss Hasso Werbung machen für einen Hähnchen-Grill, verdient etwas Geld, um irgendwie über die Runden zu kommen. Der einzige Komödiant, der Busse manchmal das Wasser reichen kann, ist Marko Pustisek. Als sonnenbebrillter Mafioso Luigi Campanolo, der Hasso für einen Killer hält und einen Mord in Auftrag gibt, macht Pustisek eine glänzende Figur, imitiert glaubwürdig den Italo-Slang, greift mächtig in die Klischee-Kiste, hütet sich aber vor allzu peinlichen Plattitüden.
Manche Überraschungen haben er und die jungen Mitspieler (Matthias Kofler und Maria Geese) parat und zeigen, wie sich die Verwicklungen und Verstrickungen auflösen und — oh Wunder ! — in einem Happy End münden. Viel Applaus. Jubel und Ovationen für Busse - für einen ganz Großen seiner Zunft.