Ensslins Leben und Sterben
Das neue Stück „Stammheim. Leben. Traum“ der Freien Bühne Düsseldorf beschäftigt sich mit der RAF-Terroristin.
Düsseldorf. Die RAF liefert reichhaltigen Stoff für tragische Drehbücher und Theater-Manuskripte. Gerade noch war der linke Terrorismus in Form des Kinofilms "Der Baader-Meinhof-Komplex" zu begutachten. Nun thematisiert die Freie Bühne Düsseldorf mit dem Stück "Stammheim. Leben. Traum" das Sterben der Gudrun Ensslin. Lars Krückeberg, Mitbegründer der Freien Bühne Düsseldorf, hat das Stück geschrieben und führt auch Regie. Premiere ist am Mittwoch um 19.30 Uhr im Theatermuseum.
Krückeberg schlägt einen Bogen zwischen dem Barockschauspiel "Das Leben. Ein Traum" von Pedro Calderón de la Barcas und der realen Tragödie der RAF-Terroristin. "Die Brisanz des Themas macht die Auseinandersetzung schwierig", sagt Krückeberg. Es sei abzuwägen zwischen Dämonisierung und Mythologisierung.
In Calderóns barocker Vorlage geht es um einen Königssohn, Sigismund, der sich laut Prophezeiung zu einem blutrünstigen Tyrannen entwickeln soll und darum von seinem Vater in einen Turm gesperrt wird - eine wohl inhaltlich heikle Konstruktion von Parallelen.
Mit dem linken Terrorismus setzt sich Krückeberg nicht zum ersten Mal auseinander. Bereits vor sechs Jahren hatte er sich mit dem Stück "Das Blut" der RAF-Thematik gewidmet. "Als zu meiner Schulzeit Fotos von dem zerschossenen Wagen Hans Martin Schleyers in den Zeitungen waren, hat unsere Lehrerin den Vorfall sehr sensibel behandelt", erinnert sich Krückeberg.
Seitdem habe ihn das Thema nie mehr losgelassen. "Für mich war damals Willy Brandt eine Identifikationsfigur, und ich suchte Antworten darauf, warum die RAF damals dieser Politik mit Gewalt begegnete."
In einem kurzen Szenenausschnitt demonstrierte nun die Hauptdarstellerin Carolin Schmitten im Vorfeld der Premiere Gudrun Ensslins letzte Reflexion vor dem Suizid - eine mit viel Ruhe und starker Imagination vorgetragene Sequenz, die neugierig macht auf das Stück.
Aufführungen vom 19. (Premiere) bis 23. sowie vom 25. bis 27.November, 19.30 Uhr, Theatermuseum, Jägerhofstraße 1. Karten unter Tel. 0211/89961 30.