FFT: Bürger – auf zum Tag der Verschwendung!

Das Regieduo Hofmann & Lindholm will auf der Bühne den Kapitalismus aus den Angeln heben.

Düsseldorf. Sechs Blicke braucht Peter Pietz, bevor er losfährt. Der Busfahrer sitzt am Bühnenrand im Juta und demonstriert die Strategien seiner (Verkehrs-)Versicherung, bevor er zum großen Abenteuer der Verschwendung aufbricht. Zusammen mit Kollegen will er durch permanente Leerfahrten das Benzin der Busflotte auf Null bringen: Der Weg ist das Ziel.

Was das Regieduo Hofmann & Lindholm sich für ihren neuen Abend "Faites vos jeux!" im FFT ausgedacht hat, ist ein utopisches Spiel, das kapitalistische Grundbegriffe wie Warenproduktion, Erwerbslogik und Gebrauchswert in Frage stellen soll.

Sieben Laiendarsteller stehen auf der Bühne des Juta, vom Busfahrer über Angestellte aus Supermarkt und Bank bis zur Krankenschwester. Wie in einer filmischen Parallelmontage werden zunächst Tagesabläufe geschildert, die alle auf High Noon am Tag X, dem Tag der Verschwendung zulaufen.

Pünktlich um 12 Uhr schließen nämlich die unentbehrlichen Einrichtungen unseres Wirtschaftskreislaufs und beginnen mit der Ressourcenverschwendung. Da verbarrikadiert sich Skadi Seeger mit ihren Kollegen im Supermarkt ("Die Besatzung hat begonnen"), baut Zelte auf, richtet eine Kochstelle und einen Müllplatz ein.

Während die Darsteller die Vorgänge mit dokumentarisch exaktem Ton schildern, eilen sie zwischen elf Vitrinen hin und her und bestücken sie mit Weckern, Krawatten, Fotos oder Handys: die Werkzeuge ihres Arbeitslebens wandern ins Museum.

Im Wechsel werden nun die Vorgänge in der Bank, die die Guthaben an die Besitzer rücküberweist, oder dem Krankenhaus, wo die Angestellten sich selbst pflegen, beschrieben.

Mehr passiert nicht an diesem Abend - und das ist dann doch etwas wenig. Der Theoretiker Georges Bataille stellte 1967 fest, dass viele menschliche Tätigkeiten wie Trauer, Sex, Krieg, Kunst oder Spiele nach dem Prinzip der rauschhaften Verschwendung funktionieren.

Bei Hofmann & Lindholm nimmt dieser Rausch die fürchterliche Komik eines sehr deutschen Protestes an: Im Supermarkt wird jeder Warenverbrauch bis ins Detail protokolliert. In früheren Hofmann & Lindholm-Produktionen sorgte der Gestus der erzählerischen Exaktheit zudem für ein Gefühl der Verunsicherung, wenn erfundene Alltagsaktionen als real behauptet wurden.

"Faites vos jeux!" dagegen liefert nur eine voraussehbare utopische Rekonstruktion. Auff.: Freitag und Samstag, 20Uhr, Kasernenstraße 6, Karten: Telefon 0211/87 67 870.