Tonhalle: BBC Orchestra mit Britten und Beethoven
Unter der Leitung von Jiri Belohlávek zeigen die Briten eine bravouröse Leistung.
Düsseldorf. Dass die englische Orchesterkultur weltweit ihresgleichen sucht, zeigt sich nicht nur quantitativ, etwa durch die Präsenz von sechs weltbekannten Orchestern allein in London, auch die stets stimmungsvolle und sensible Musizierweise besitzt etwas Berückendes. So ist es nun auch beim Besuch des BBC Symphony Orchestra in der Tonhalle.
Unter der Leitung seines tschechischen Chefdirigenten Jiri Belohlávek spielte es die Enigma-Variationen von Edward Elgar, Benjamin Brittens "Sinfonia da Requiem" und das 1. Klavierkonzert Ludwig van Beethovens. Für den erkrankten Piotr Anderszewski sprang als Solistin Elisabeth Leonskaja ein.
Bei Expressivem wie Brittens "Sinfonia da Requiem" vermag das BBC-Orchester der musikalischen Schilderung von Seelenzuständen eine sehr persönliche Stimme zu verleihen. Ob konzertiert im Tuttiklang oder an intimen Solostellen, das Orchester findet zu einem Ausdruck höchster Gefühlsdichte.
Britten komponierte seine Sinfonia da Requiem im Jahr 1940, dem "Zeitalter der Angst". Es beginnt mit einem langsamen Schreiten auf bedrohlichem Boden, steigert sich vehement und endet in einem sehr zarten, verhaltenen und ersterbenden Dur. Zu solch symphonischer Theatralik scheinen das Orchester und sein Dirigent eine starke Affinität zu haben, so düster, dramatisch und emotional erklingt Brittens Musik.
Ganz und gar heimisch sind die Briten in Edward Elgars Enigma-Variationen. Seine Klänge sind meist von einem reinherzigen Royalismus, sie stecken voller Hymnen und Fanfaren. Herzstück ist die Nimrod-Variation mit ihrer feierlich ausgebreiteten, choralartigen Verarbeitung des Hauptthemas. Solche Höhepunkte zelebrieren die BBCs so majestätisch, wie es Orchestern vom Kontinent wohl nie gelingt.
Aber auch Beethoven spielt das britische Orchester mit einem Hauch Pomp & Circumstance, und es entfaltet sich ein prachtvoller Orchesterklang. Elisabeth Leonskaja kann da am Flügel leider nicht richtig mitziehen. Ihr Spiel wirkt etwas zähflüssig und entwickelt nur selten besondere Spannkraft.
Zwischendurch gelingen ihr innige Momente, doch fehlen ihr Brillanz und Leichtigkeit, um mit dem bravourösen Orchester in einen musikalischen Dialog auf gleicher Augenhöhe zu treten.