Ida Bieler: „Meine Geige hat mich gerettet“

Eine Professorin der Musikhochschule hat ein Geigen-Projekt für arme Kinder ins Leben gerufen.

Düsseldorf. Ida Bielers Weg in die Musikwelt beginnt mit einer Leidensgeschichte. Sie ist sieben Jahre alt, da erkrankt sie schwer. Ihre Kindheit ist geprägt von Todesangst, in der Schule reagieren die Mitschüler grob auf das von Kortison gezeichnete Mädchen. "Meine Geige hat mich damals gerettet", sagt die 59-Jährige, die mit drei Jahren zu spielen begonnen hat und heute als Professorin für Violine an der Robert-Schumann-Hochschule lehrt.

Ihre persönliche Erfahrung und das soziale Engagement der Mutter, die ihre Tochter frühzeitig mit der Armut und der Krankheit anderer Kinder konfrontiert hat, haben Ida Bieler darin bestärkt, in Düsseldorf eine Musikangebot für Kinder aus finanzschwachen Familien ins Leben zu rufen, das Vivaldi-Projekt.

20 Kinder im Alter von vier bis sieben Jahren werden über einen Zeitraum von zunächst vier Jahren das Geigenspiel erlernen. Die Teilnehmer werden in Absprache mit Mitarbeitern der städtischen Jugendfreizeiteinrichtungen der Klosterstraße und Velberter Straße ausgewählt. "Dort können die Kinder üben, wenn sie dazu zu Hause die Möglichkeit nicht haben", sagt Bieler.

Die Instrumente stellt die Clara-Schumann-Musikschule zur Verfügung, zehn Studenten der Robert-Schumann-Hochschule unterrichten die Kinder. "Das ist für unsere Studenten eine gute Gelegenheit zu lernen, wie sie Anderen das Musizieren vermitteln können."

Bieler war erst 19, als sie an der renommierten Juilliard-School in New York Kinder im Geigenspiel unterrichtete, um sich selbst das Studium finanzieren zu können. "Ich habe nach einem Jahr aufgegeben, weil ich es einfach nicht geschafft habe. Ich hatte keine Ahnung, wie man einem vierjährigen Mädchen beibringt, den Bogen richtig zu halten", erinnert sich Bieler.

Als sie mit 22 ihren Bachelor- und Masterabschluss absolviert hat, holt sie nach, was sie heute für unerlässlich hält: eine pädagogische Ausbildung. "Ich habe immer unterrichtet", sagt die Echo-Preisträgerin. "Und es war mir stets eine Freude."

Jahrelang habe sie die Kinder von Musiker-Kollegen unterrichtet und gesehen "welch ein Glück" es sei, in einem Haushalt aufzuwachsen, in dem musikalische Bildung geschätzt und gefördert werde.

"Kinder, denen dieses Glück verwehrt bleibe, finden allein so gut wie nie den Weg zu Musik. Das wollen wir zumindest für einige wenige ändern", sagt Bieler. Die Stadt Düsseldorf, die auch den Unterricht der Studenten bezahlt, will besonders talentierten Kindern ein Stipendium finanzieren.