Kabarett: Humor, schwarz wie das Gefieder einer Krähe
Andreas Rebers bietet auf der Kom(m)ödchen-Bühne Zynismus in Wort und Musik.
Düsseldorf. Da steht es also: glänzend, schwarz, nur die Tasten heben sich in einem schmutzigen Weiß ab. Das kantige Instrument auf der noch menschenleeren Bühne wirkt eher wie eine Drohung als wie ein Versprechen auf das Kommende. Schwer sieht es aus, so, als könnte es kaum jemand heben. Doch keine Viertelstunde später wird der Vorstellungsbesucher im "Kom(m)ödchen" eines Besseren belehrt: Andreas Rebers, der Herr und Meister des dunklen Kastens, bringt das Akkordeon mit geübtem Schwung an die Brust und legt los: Ein Stück über den Seemann Jimmy, der auf einem Tanker in südlichen Gefilden von weißer Weihnacht daheim träumt, nicht mehr nur "Schnee" als Droge in der Nase haben möchte.
"Lieber vom Fachmann" heißt der Abend, den der mehrfach ausgezeichnete Kabarettist in Düsseldorf bietet. Ursprünglich, erklärt er einleitend, sei der Name mal "Lieder vom Fachmann" gewesen, mit "d". Ein "Best of" aus früheren Programmen sei es, mit Liebesliedern, "ganz kurzen Liedern" und Arbeiterliedern "aus der Tradition Brecht/Bohlen". Rebers läuft sich langsam warm. Das geht auch mal ohne Akkordeon und Keyboard. Aus Braunschweig komme er, "das halb so groß ist wie der Wiener Zentralfriedhof, aber doppelt so tot". Aus Braunschweig, wo Hitler die deutsche Staatsbürgerschaft überreicht bekommen, also sozusagen den "Führer-Schein" gemacht habe.
Andreas Rebers ist auf der Bühne ein Zyniker. Seine Figur ist wie eine Krähe - mit Humor so schwarz wie das Gefieder -, die lästernd über niedersächsische Rübenäcker kreist, auf denen der 49-Jährige angeblich groß geworden ist. Und dieses Krächzen kann Spaß machen. Wenn er in "Lehrer, Lehrer", pardon: "Leerer Lehrer" einen Gutmenschen mit pädagogischem Sendungsbewusstsein an einer Einrichtung àla Rütli-Schule hämisch in der Luft zerreißt, ist das einfach gutes Kabarett.
Etwas zögerlicher, aber dann umso lauter kommt das Lachen, wenn der Rebers Mitleid mit "Klump-Fuß" Josef Goebbels äußert, der es als "Schwerbehinderter" beim Schulsport sehr schwer gehabt haben muss.
Oder wenn er fordert, Kindern ruhig mal eins drauf zu geben, "damit sie sehen, dass es Gewalt nicht nur im Internet gibt". Oder wenn er Osama bin Laden in den "Musikantenstadl" integriert (Schließlich soll der sich "in den Bergen aufhalten"). Dann hat die Krähe mit dem bitterbösen Lächeln unter der Haarsträhne die "political correctness" vorm Schnabel und zerhackt sie genüsslich.
Rebers nutzt auch die Macht der Musik, um das Dunkle zu zeigen. Lieder, die im Stil eines Roland Kaiser beginnen, werden plötzlich ironisch gebrochen oder beendet. So wie das vom Seemann Jimmy, der zu seiner sterbenden Mutter eilt, aber keinen Dezember-Schnee als kleinen Trost vorfindet: Klimawandel.
Andreas Rebers ist noch Samstag und Sonntag im Kom(m)ödchen zu sehen, Beginn jeweils 20Uhr.
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