Kabarett: Von Helden und Politschlümpfen
Helmut Schleich gastiert mit „Der allerletzte Held“ im Kom(m)ödchen.
Düsseldorf. Hartmut Schlauch ist Sammler. Nichts Ungewöhnliches eigentlich. Ungewöhnlich jedoch der Gegenstand seiner Leidenschaft: Hartmut Schlauch sammelt Helden, und Schlauch ist eigentlich gar nicht Schlauch, sondern das Alter Ego des Kabarettisten Helmut Schleich, der sein Programm "Der allerletzte Held" im Ko(m)mödchen vorstellt.
"Ich sammle meine Helden allerdings nur im Kopf", erklärt der Ur-Bayer den etwa 80 Zuschauern am Montagabend im Dialekt. Anders würde das auch gar nicht gehen. "Ja, oder wollen Sie einen Helden aus dem Golfkrieg im Wohnzimmer haben? Der macht mit dem ganzen Wüstensand doch alles voll!" Schleich präsentiert den Zuschauern nicht nur Helden aus der Kriegsbranche.
Auch den Dalai Lama hat er in seiner Sammlung. Der "buddhistische Glückskeks" genieße Superstar-Status unter den Helden, "ja wegen der ganzen Weisheiten, die der am Tag so loslässt: ,Lebe ein sorgsames Leben’ hat er gesagt, genau wie ,Eine neue Liebe ist wie ein neues Leben’ oder ,Rauchen gefährdet die Gesundheit’".
Schleichs Humor wirkt vielleicht einfach. Nachdenkliches und Tiefgründiges verbirgt sich jedoch oft hinter scheinbar plattem Wirtshaushumor und will erkannt werden. So lacht das Publikum erst hemmungslos, dann rasch abklingend, als er, neben einem Mahnmal für die gefallenen Soldaten der Weltkriege stehend, die Frage aufwirft, wann jemand eigentlich zum Helden wird? "Erschießt der Soldat am 7. Mai einen Russen, ist er oa Held, tut er das am 9.Mai, ist er ein Mörder."
Schleichs Stärke liegt vor allem auf dem Feld der Parodien. Bei seinem Dialekt, den der Kabarettist für manchen rheinischen Zuhörer wohl auf Kosten der Verständlichkeit auslebt, ist es nur konsequent, dass er auch CSU-Übervater Franz Josef Strauß posthum zu Wort kommen lässt.
Für den Politiker sind die jüngsten Personalquerelen seiner früheren Partei zumindest alles andere als heldenhaft. "Farblose Politschlümpfe", schimpft der ehemalige Ministerpräsident des Freistaats über Seehofer, Beckstein und Co. "Nach mir sind ein Flughafen, namhafte Komponisten sowie ein Vogel benannt. Stoiber kann froh sein, wenn er mal eine Bushaltestelle kriegt."
Erfreut ist das Publikum auch, als Schleich Papst Ratzinger in "Ottis Schlachthof", die TV-Show Ottfried Fischers, einlädt. Schleich: "Ratzinger hab’ ich in meiner Sammlung übrigens doppelt. Einmal als Jediritter der Moraltheologen und einmal als altersmilden Knuddel."