Kunstakademie Karl-Heinz Petzinka: „Die Akademie ist nicht der Büttel der Stadt“
Karl-Heinz Petzinka, ab 1. August Rektor der Kunstakademie, sucht ein neues Profil, neue Räume und neue Lehrer für sein Haus.
Düsseldorf. Am 1. August sind Sie Rektor der Kunstakademie. Wie haben Sie es geschafft, einstimmig gewählt zu werden?
Petzinka: Andreas Gursky hat mich vorgeschlagen, im Einvernehmen mit den Kollegen. Ich habe mit meiner Unterschrift allerdings gewartet, ob es einen Gegenkandidaten gibt.
Dann wären Sie nicht angetreten?
Petzinka: In meinem Alter, ich bin 61, wäre ich bei einem Gegenprogramm nicht angetreten.
Ihre Ziele im neuen Amt?
Petzinka: Wir sprechen nach außen nur noch mit einer Stimme. Bisher wusste man nicht, was die Akademie will. Im Innenverhältnis behält jeder selbstverständlich seine Meinung.
Wie soll die Darstellung nach außen sein?
Petzinka: Wir haben in den letzten vier Jahren keine Position mehr bezogen und keine kritische Diskussion geführt. Wenn der Oberbürgermeister sagt, Düsseldorf sei eine Kunst- und Sportstadt, dann kann ich nur sagen, dass die Akademie an erster Stelle steht. Sie hat die erste, größte und bedeutendste Position. Wir sind nicht der Büttel der Stadt, sondern werden auf Augenhöhe miteinander reden.
Worüber? Gibt es gemeinsame Projekte?
Petzinka: Ja. Es geht um einen Beitrag, von dem unsere Studenten profitieren. Das können Preise oder andere Dinge sein. Ich möchte, dass wir eine sichtbare Position in der Stadt einnehmen.
Etwa ein Gockelhahn wie von Katharina Fritsch auf dem Trafalgar Square?
Petzinka: Das könnte eine Idee sein, wenn wir einen Ort hätten, der wahrgenommen wird. Ein Kunstwerk, das wechselt und eventuell im Museum landet. Studenten sind die Künstler von morgen, sie garantieren die Zukunft. Das ist das Gesicht in der Stadt.
Der verstorbene Oberbürgermeister Joachim Erwin schenkte die Akademie-Galerie, aber sie dümpelt vor sich hin. Gibt es Ideen, um sie besser wahrzunehmen?
Petzinka: Sie ist als Ausstellungsraum der Akademie konzipiert. Das sollte so bleiben. Sie muss, so die Idee, die Visitenkarte der Lehrenden sein. Wir müssen uns fragen, warum sie nicht wahrgenommen wird. Robert Fleck hat die Verantwortung, das wird bleiben.
Was wird aus den Rheinbahn-Hallen am Steinberg?
Petzinka: Die Idee bleibt, aber nicht der Steinberg. Wir wollen einen Standort für die besten Studenten. Wir wollen gegen Berlin ein attraktives Angebot haben. Es gibt Orte dafür.
Warum lief das Projekt Steinberg derart holprig an?
Petzinka: Es liefen viele Dinge nicht gut, in der internen Diskussion und in der Zielsetzung. Das Projekt ist zerredet worden. Ich werde ein Papier für die Projekte der nächsten zehn Jahre erarbeiten, damit wir nicht jedes Mal hinter unserem Programm herlaufen.
Wie lautet die „Idee Steinberg“?
Petzinka: Wir möchten den Studenten nach dem Studium zwei Jahre lang attraktive Räume schaffen, die für sie gratis sind. Die Studenten sollen zu zwei Dritteln aus der Düsseldorfer Akademie und zu einem Drittel aus dem Ausland kommen, um in der neuen Gemeinsamkeit Neues zu schaffen. Es gibt Vorbilder in Paris und Amsterdam. Es soll eine tragbare Idee für die Besten sein. Mit einer besonderen Qualifizierung können wir bei den jungen Leuten auch punkten.
Wie ist der Kontakt zum Land?
Petzinka: Wir werden keine Master-Diskussion führen. Es wird bei uns alles so bleiben, wie es ist. Aber wir wollen ein Bewusstsein erzeugen, dass wir nicht auf der Stelle treten, sondern uns weiterentwickeln. In der Ausstattung etwa. Wir haben ja in der Vergangenheit berühmte Fotografen geholt, aber hatten keine gute Ausstattung dafür.
Wie steht es mit den Berufungen? Es gibt Probleme, für die Studenten aus dem Orientierungsbereich Professoren zu finden. Wie wollen Sie die Situation ändern?
Petzinka: Sieben Berufungen stehen in den nächsten zwei Jahren an. Es ist im Augenblick bis auf zwei Stellen, die im Verfahren sind, alles besetzt.
Wie wird das Verhältnis der Stars von außen und der Leute am Ort sein, die die Studenten betreuen?
Petzinka: Wir werden beide Ziele verfolgen. Wir werden so viele gute Positionen wie möglich von auswärts berufen, aber wir wollen auch in unserem Land genauer hingucken, was da zur Verfügung steht. Wir hätten natürlich gern den einen oder anderen großen Künstler aus dieser Welt bei uns. Das Allerbeste wäre, Künstler gehen in die große Welt und kommen zurück nach Düsseldorf.
Wie steht die Akademie zum Kunstmarkt? Das Netzwerk der Galeristen funktioniert ja bis in die Berufungen hinein.
Petzinka: Wir üben keinen wirtschaftlichen Einfluss. Wir bilden freiheitlich aus, aber bedienen keine Marktmechanismen.
Gibt es Wünsche an die neue Regierung?
Petzinka: Wir sind stets respektvoll behandelt worden. Vielleicht hätten wir vom Land mehr bekommen, wenn wir mehr gefordert hätten. Wir dürfen nicht damit einverstanden sein, dass Werkstätten im Keller sind. Das können wir weder den Lehrern noch den Studenten zumuten. Wir müssen ordentliche Arbeitsräume haben. Ich habe mehrmals mit den Werkstattleitern gesprochen, dass wir ein Werkstatt-Zentrum brauchen.
Ihr Verhältnis zur Stadt?
Petzinka: Sie hilft uns hoffentlich bei den neuen Werkstätten. Ich werde darüber im nächsten Kulturausschuss sprechen. Und bei der akademischen Feier zu meiner Amtseinführung als Rektor im Herbst möchte ich, dass Vertreter von Stadt und Land anwesend sind.