Komödie "Heirat wider Willen": Die Kostüme sind der Star

Bei der Premiere des Stücks „Heirat wider Willen“ überzeugen die Darsteller das Publikum – auch mal halbnackt.

Düsseldorf. Ein gestreifter Anzug mit "zwei, drei Karöchen", wie Herbert Herrmann es formuliert, auf dem Schlips, ein Business-Kostüm mit gewagten Einsichten, und eine unglaublich ulkige Unterwäsche mit glitzerndem Tigermuster.

Die Kostüme von Gerhard Kropp sind der heimliche Star in dem Boulevardstück "Heirat wider Willen", die am Donnerstag in der Komödie Premiere hatte. Die gar nicht geheimen und gefeierten Stars sind die Darsteller - zu Recht, denn sie holen aus der Vorlage von Lawrence Roman alles heraus, was möglich ist.

Nora von Collande überzeugt als nüchterne Karrierefrau Stevie, deren Vorstellungen von einem geeigneten Partner sehr konkret sind: Intelligent, reich, mit starker Persönlichkeit, aus gutem Haus, Nichtraucher und kein Spieler sollte er schon sein. Kein leichter Job also für den von Stevies Mutter Grace (Hannelore Cremer) engagierten Heiratsvermittler Robin, den Herbert Herrmann mit seiner auffälligen Mimik verkörpert.

Die erste arrangierte Verabredung läuft denn auch so gar nicht nach Plan: Der für Stevie viel zu alte Owen Grant (Ulli Kinalzik) verguckt sich, noch bevor Stevie mit ihm zum Essen ausgehen kann, in Mutter Grace. Und auch das zweite Date mit dem sportlichen Wendell (Uwe Neumann) endet als Desaster.

Überraschend ist es nicht, dass sich am Ende der Heiratsvermittler Robin als der geeignete Partner für Stevie entpuppt; man ahnt es schon im allerersten Dialog der beiden, als die Verwunderung groß ist, dass Robin keine Frau ist. So absehbar die Handlung ist, die manchmal auch etwas vor sich hin plätschert, enthält sie doch genug Klamauk und Witz, um das Publikum nicht nur bei der Stange zu halten, sondern auch schallend lachen zu lassen.

Hier kamen dem Ensemble sicher auch die klaren Regieanweisungen von Regisseur Wolfgang Spier zugute. Dass die Schauspieler routinierte Profis und mit Elan bei der Sache sind, bügelt schwächere Pointen aus.

Hannelore Cremer und Ulli Kinalzik brillieren als älteres Liebespaar im - so Grace - "Jungbrunnen des Herbstes", das kein Blatt vor den Mund nimmt, wenn es darum geht, von der "Explosion" zu schwärmen, die die beiden in der Badewanne erlebt haben.

Schön auch, wie einige Widrigkeiten des Alltags den Zuschauer zum Schmunzeln bringen: Die Brille, die versehentlich trotz Kontaktlinsen aufgesetzt wird, oder der Warnton eines Haushaltsgerätes, der einen erschreckt.

Die sorgfältig ausgewählten Kostüme der Protagonistin werden, je stärker ihre feminine Seite zutage tritt, immer heller, kürzer und offener. Am Ende zeigen sich Stevie und Robin sogar halbnackt, was die Kommentare, denApplaus und das Gejohle des Publikums noch stärker anschwellen lässt, als bei den besten Gags.

Aufführungen bis 21. Juni dienstags bis freitags 20 Uhr, samstags 17 und 20 Uhr, sonntags 18 Uhr. Karten unter Telefon 0211/133707.

Regie: vier von fünf Punkten
Ensemble: fünf von fünf Punkten
Ausstattung: vier von fünf Punkten