Künstler Alexander Ernst Voigt: „Ein Maler muss auch ein Forscher sein“
Der 33-Jährige schildert seinen harten Weg zum Erfolg. Seine Devise: Streng arbeiten und genau hinschauen.
Düsseldorf. Alexander Ernst Voigt ist 33 Jahre alt und malerisch begabt. Aber das reicht heutzutage nicht mehr aus, wo Tausende von Künstlern Hunderttausende von Bildern jährlich produzieren. Er sah, wie Talente von eifrigen Galeristen verheizt werden. Denn wer Bilder verkauft, muss für Nachschub sorgen. So etwas kann zum Teufelskreis werden.
Voigt malte schöne, zuweilen geradezu saftige Blumen und Landschaften, dann Landschaften und Architektur. Doch er musste erkennen: „Niemand wollte mein Zeug kaufen. In der Immendorff-Klasse nicht, obwohl dort viele Kommilitonen verkauften. Bei Brandl nicht. Ich hatte meine Bilder immer bei mir.“
Sein letzter Professor an der Kunstakademie war Eberhard Havekost. Er war sein Glück. Ob er ihm helfen könne, fragte der Student, und der Professor nahm ihn 2010 in seine Klasse. Havekost liebt nicht die genialische Geste. Er wirkt wie ein Handwerker im blauen Kittel. Er solle sich konzentrieren, war sein Rat. Er müsse die Technik besser beherrschen. Voigt lernte mit 30 Jahren neu. Havekost gab ihm ein paar Tipps auf den Weg: „Wenn dein erstes Bild nichts geworden ist, musst du es eben wiederholen. Nur so erkennst du deine Fehler und lernst, besser und konzentrierter zu malen.“
Voigt nahm sich die Worte zu Herzen. „Ich suchte plötzlich die Motive aus der hiesigen Gegend. Mit dem Fahrrad zog ich los bis nach Zons und auf die Museumsinsel. Im Botanischen Garten der Heine-Universität ging ich ein und aus. Ich studierte. Ich lernte durch die Anschauung, dass gute Architektur teilweise auf der Botanik basiert.“ Das heißt, er lernte sehen. Heute sagt er: „Von der Kaktee bis zum Palmblatt und Blütenblatt ist im Botanischen Garten alles vorhanden. Nur was man kennt, kann man auch verarbeiten.“
Seine Botschaft gibt er gern weiter. Sie lautet: „Ein Künstler muss ein Forscher sein. Ich lese auch Fachbücher, die unsereins nur schwer versteht. Das Genialische ist nicht alles. Man muss sich informieren und anschauen. Aber man muss auch zügig arbeiten und nicht den halben Tag lang Kaffee trinken. Malen ist Arbeit. Ich bin zwölf Stunden im Atelier. Da kann man schon etwas schaffen.“
Nun macht er sich die Natur zum Vorbild. Er will so perfekt wie sie sein. Er benutzt jetzt einen „Strichzieher“ für ganz klare Linien. Er füllt die Ölfarbe in verschieden dicke Röhrchen, die mit einer Art Pizzarädchen verbunden sind.
Nun zieht er über die Leinwand. Traumhaft schöne, klare, perfekte Linien ziehen sternförmig über den Untergrund. Sie sind verlockend schön, klar konzipiert, wohl durchdacht, und unter den klaren Linien lugt ein himmlisches Blau, ein rätselhaftes Grün, eine zartrosa Farbe hervor. Das Malerische will nun plötzlich entdeckt werden.
Die Galerie Cosar ist begeistert, sie nahm ihn ins Programm. Nun braucht er nur noch ein Atelier zu seinem Glück.