Balett Marcus Pei, Balletttänzer und Mathe-As

Seit September gehört der 19-Jährige zur Compagnie von Martin Schläpfer — und begeisterte schon mit hinreißendem Solo.

Foto: Zanin

Düsseldorf. Die Mutter von Marcus Pei ist in den vergangenen Monaten zwei Mal von Amerika nach Düsseldorf gereist, um nach ihrem Sohn zu schauen. Seit der laufenden Spielzeit ist der 19-Jährige Mitglied des Balletts am Rhein, und sie wollte sich vergewissern, ob die Idee anderer, den begabten jungen Mann nach Deutschland zu schicken, sich nun auch zu seinem Wunsch entwickelt hat. „Ja“, sagt Marcus Pei, „es ist großartig hier. Ich lerne so viel.“

Seit September tanzt er in der Compagnie von Martin Schläpfer, der ihm sogleich ein sehr besonderes Solo im aktuellen Ballettprogramm übertrug, das Pei hinreißend ausfüllt. Zumal mit der Szene eine schwere Bürde verbunden ist. Schläpfer kreierte sie ursprünglich für den inzwischen verstorbenen Ausnahmetänzer Bogdan Nicula.

Pei sah sich zur Vorbereitung Filmaufnahmen von Nicula an. „Er war unglaublich“, sagt der junge Tänzer. Er macht es anders als der Star von einst, jedoch ebenso meisterlich.

Marcus Pei ist das jüngste Mitglied des Balletts am Rhein. Er hat jedoch schon jetzt in so vielen anderen Disziplinen Fuß gefasst, dass es einen nicht wundert, wenn er über Mathematik mit derselben Leidenschaft spricht wie über Tschaikowskys Nussknacker.

Pei ist in Iowa/USA geboren und aufgewachsen. Mit drei Jahren lernt er Ballett und Klavier, dazu Ukulele. Mit elf wird er Schüler der Canada’s National Ballett School in Toronto, einer Kaderschmiede für klassischen Tanz. „Ich liebte das Ballett nicht, ich ertrug es“, sagt Marcus Pei. „Aber ich musste immer hingehen, auch, wenn ich weinte.“ Seine Mutter lässt nicht locker, sie ist überzeugt, dass das Training gut sei für ihr Kind. Auch sie tanzt. Der Sohn sagt: „Aber ich weiß nicht, ob sie es liebte.“

Vormittags wird an der Ballettschule Theorie gelehrt. Die Kinder können zwischen einer musischen und einer naturwissenschaftlichen Fächerkombination wählen. Marcus Pei entscheidet sich für Mathematik, Biologie und Chemie, und er macht seine Sache so gut, dass er ein Stipendium erhält.

Eines Tages offenbart ihm eine Lehrerin, welche Aussagekraft möglich ist, wenn es gelingt, den Zauber der Musik zu physikalisieren. Es ist der Moment, in dem Marcus Pei beginnt, das Tanzen zu lieben.

Was das alles mit Mathematik zu tun hat, lernt er jetzt. Regelmäßig arbeitet er mit seinem Tänzerkollegen Michael Foster die Musiktheorie durch und entschlüsselt die Geheimnisse, die sich in den Kompositionen und Choreografien verbergen.

Nach einem einjährigen Intermezzo als Hauptdarsteller in dem Musical „Billy Elliot“ und der Überlegung, vielleicht doch Naturwissenschaften zu studieren, weil ein Lehrer seinen Körper für nicht geeignet hielt, um in einer klassischen Compagnie aufgenommen zu werden, ist Marcus Pei froh, in Düsseldorf zu sein. „Es war der Vorschlag meiner Schulleiterin in Toronto, sie hat mich hierher vermittelt.“

Marcus Pei möchte sein Mathewissen weiter ausbauen und mehr über Physik lernen, und auch das Klavierspiel hat er wiederentdeckt. „Ich improvisiere viel.“ Seine Wohnung liegt in der Altstadt, nahe St. Lambertus. Da stört es niemanden, wenn er musiziert.