19. Nacht der Museen Nacht der Museen in Düsseldorf ist voller Überraschungen
Düsseldorf · Die Museumsnacht gehört zur kulturellen DNA Düsseldorfs: Am 6. April geht es in Museen, Off-Räume, ja sogar in Schule und Kirche. Auf die Besucher warten Kunst, Kabarett, Film, Musik und Performance.
Diese 19. Nacht der Museen ist anders. Sie ist moderner. Sie setzt neue Akzente. Der Grabbeplatz spielt nicht mehr die ganz große Rolle, das K20 bleibt geschlossen, es wird umgebaut. Nur noch die Kunsthalle macht mit und zeigt Künstler, die seit Jahrzehnten in Düsseldorf wohnen. Selbst das K21 öffnet sich nur für die Video-Installation von Edward Atkins. Die erste Geige spielt diesmal der Ehrenhof. Kunstpalast und NRW-Forum sind ein Muss. Ein Überblick.
Die klassischen Künste. Die Malerin Pia Fries beweist mit 65 Werken aus 20 Jahren im Kunstpalast, was man mit der Farbmaterie und mit diversen Instrumenten auf einem Bilduntergrund alles anstellen kann. Mit ungeheurer Verve trägt sie die Farben auf, bauscht sie zu Fahnen, zu Segeln. Damit sie nicht aufeinanderprallen, gönnt sie ihnen viel Zwischenraum im Bild. Wer am selben Ort, aber in einem anderen Saal erleben will, wie Maria das Jesuskind verprügelt, sollte sich die Ausstellung zum Jungen Rheinland anschauen. Der Kölner Erzbischof war über das Bild von 1926 empört, weil Künstler Max Ernst nicht nur um Maria, sondern auch um seine eigene Unterschrift einen Heiligenschein gemalt hatte.
Schöne Fotos vom Grauen. Fans des Schaurigen, aber auch der politischen Fakten aus dem letzten Jahrhundert sollten sich ebenfalls im Kunstpalast die Kriegsfotografinnen anschauen. Lee Miller präsentiert mit kühler Distanz den Selbstmord einer Nazi-Familie nach dem Einmarsch der Amerikaner in Leipzig. Erschreckend und erschreckend schön sind all die Aufnahmen der Profi-Frauen aus den letzten Kriegen, die oft genug von den USA angezettelt wurden, wie die Begleittexte beweisen. Sie fügten den Menschen ein unendliches Leid zu. (Nr. 21)
An Fluss und Meer. Im NRW-Forum punktet die Ausstellung „Two Rivers“, „Zwei Flüsse“. Die Fotos stammen von Joachim Brohm, der seit über 20 Jahren in Leipzig lebt und an der berühmten Hochschule lehrt, und vom gefeierten US-Amerikaner Alec Soth. Brohms „Ruhr“-Serie verwandelt das Ruhrgebiet in eine romantische Zone am Rande der Großstädte. Und Soth zeigt in „Sleeping by the Mississippi“ Porträts von Menschen, die sich durchs Leben schlagen. (Nr 27)
Der Shuttle-Bus führt zu W 57, Worringer Straße 57. Dort sind Lithos des verstorbenen Schweizer Allround-Künstlers Franz Eggenschwiler (1933-2000) zu sehen, lange Zeit Professor an der Kunstakademie Düsseldorf. Felix Adam bezieht sich ausdrücklich auf ihn. Schließlich wird Christopher Balassa gezeigt, Meisterschüler von Thomas Rentmeister, der Fotos übermalt. Dazu gibt es Performances, Klamauk und einen Sound-Teppich, psychedelische Musik, Cocktails und Softdrinks. Der Innenhof lädt die Besucher ein zum Schwofen. (Nr. 37)
Fotokunst der Becher-Schüler. Am anderen Ende der Stadt liegt Sipgate. Das Telefonie-Unternehmen präsentiert an der Gladbacher Straße 46 die Becher-Schüler Simone Nieweg mit lyrischen, dennoch klar komponierten Landschaftsfotos und Laurenz Berges mit einem Abgesang auf die Braunkohle-Gebiete, wo Sonnenlicht das verlassene Milieu etwas aufhellt. Und im Hauptgebäude Gladbacher Straße 74 präsentiert sich Markus Oehlen mit einer Kunst aus Malerei und diversen Materialien. (Nr. 30)
25 Künstler am Rheinhafen. 4000 Euro steuerte das Kulturamt bei, damit junge Kreative die Rheinhalle Reisholzer Werfstraße 77 in ein Paradies für zeitgenössische Kunst verwandeln. Es wird auf getrockneten Ästen musiziert, Malerei auf Mänteln gezeigt, Monde aus Eierkuchen fabriziert und eine Weltkugel hereingerollt, in der man den Sternenhimmel bewundern kann. (Nr. 19)
Mit Musik durch die Nacht.
Im Maxhaus sorgen kubanische Klänge für Fernweh. Elektronisch geht es im Kit zu. Gitarrenklänge gibt es im Landtag, Oriental Beats im NRW-Forum. (Nr. 26, 18, 24, 27)