New Fall Festival New Fall Forum: Beim Festival in Düsseldorf wird auch diskutiert
Düsseldorf · Heimat, Werte oder Politik in der Popmusik waren Thema an zwei Abenden. Wegen Journalist Jan Fleischauer gab es auch eine Absage.
Was hat Popmusik mit Politik zu tun? Auch im Team von Hamed Shahi, dem Gründer des New Fall Festivals, wurde über diese Frage viel gestritten. Und dennoch wagten sich die Organisatoren in diesem Jahr erstmals an eine Diskussions-Reihe, die das Musikfestival begleiten sollte. Denn: „Wir wollten auch Plattform für gesellschaftliche Themen sein.“ Popkultur sei ein Spiegel gesellschaftspolitischer Entwicklungen, deshalb sei es auch die Aufgabe dieser Kultur, Antworten zu liefern, so Shahi.
So fanden vier Panels Eingang in das musikalisch abwechslungsreiche Programm des Festivals. Den Start machte am Donnerstagabend das Thema „Heimat in der Fremde, Fremde in der Heimat“, das direkt mit einer Absage begann. Die Autorin Fatma Aydemir blieb dem Panel fern – sie wolle sich nicht mit einem Rechten an den Tisch setzen, so die Begründung.
Gemeint war Journalist Jan Fleischhauer, der ebenfalls eingeladen war, und der unter anderem durch seine Ansichten in seiner langjährigen Spiegel Online- und mittlerweile Focus-Kolumne für viele eine Art Paradebeispiel des „alten weißen Mannes“ geworden ist. Zuletzt geriet er zudem in die Kritik, weil er auf der Geburtstagsfeier von Matthias Mattusek auftauchte – auf der auch einige Vertreter der Neuen Rechten eingeladen waren.
Am Diskutiertisch fanden sich also neben dem Kolumnisten noch Kulturwissenschaftlerin Mithu Melanie Sanyal und Bloggerin Jacinta Nandi, die Fatma Aydemir vertrat und die Diskussion immer wieder auflockerte – dazu Moderatorin Aline Abboud. Insgesamt ging es um Heimatbegriffe – und die Schwierigkeiten, die dadurch entstehen. Wo fühlen wir uns zuhause? Besonders wenn es mehr als eine Heimat gibt?
Während Fleischhauer immer wieder durchblicken lässt, wie wenig er die Entscheidung seiner Kollegin, von der Diskussion wegzubleiben, nachvollziehen kann, versuchen die anderen konstruktive Lösungen für das Spannungsfeld Heimat zu finden. Vielleicht Heimat nicht als eine durchromantisierte Erinnerung sehen, sondern als ein Ziel, auf das man sich einigt und das man in einer gesellschaftlichen Gruppe gemeinsam verfolgt?
Nachdem es dann im nächsten Panel um Politik in der Popmusik geht, dreht sich in der Runde am frühen Samstagabend alles um Werte – in der Hip-Hop-Kultur. Eingeladen sind einige Größen aus der Rapszene, wie Prinz Pi und Manuellsen, außerdem Aria. Einzige Frau unter dem sonst auf Rapperseite rein männlich besetzten Panel, ist Kulturforscherin Sina Nitzsche, die die Hip-Hop-Kultur von wissenschaftlicher Seite betrachtet.
Welche Werte teilt also die Hip-Hop-Kultur? Darüber werden sich nicht alle einig. Coolness und Style? Oder doch Respekt und alle dürfen mitmachen? Interessant ist an dem Panel vor allem der Einblick, den die Künstler in ihre Erfahrungswelt geben. Wie hat sich das Geschäft verändert – wer schafft heute den Durchbruch und wie, auch im Vergleich zu früher?
Diese Einsichten sind es auch, die das New Fall Forum so spannend machen. Denn auch wenn viele Künstler ihren Standpunkt auch mal in ihrer Musik durchscheinen lassen, so ist es doch besonders interessant, sie auch mal konkret zu einem Thema sprechen zu hören.