Boulevardtheater "Oscar & Felix": Schauspieler geben alles für Düsseldorfer Komödie Steinstraße
Düsseldorf · Die Zukunft des Hauses an der Steinstraße ist ungewiss. Umso mehr legen sich die Kulturschaffenden jetzt mit der aktuellen Produktion ins Zeug.
Ein Obermessie, der wilde Pokerrunden in seinen vier Wänden organisiert, und ein Ordnungs- und Sauberkeits-Fanatiker, der meist mit einem Staubsauger bewaffnet ist. Geht das zusammen in einer Wohnung? Nur schwer vorstellbar ist diese Konstellation, zumindest wenn friedliches Zusammensein dabei herauskommen soll. Eher giftiger Zank und galliger Streit sind angesagt. So zumindest auch bei „Oscar und Felix“, dem ungleichen Paar im gleichnamigen Stück, das jetzt nach der Premiere in der gut besuchten Komödie bejubelt wurde.
Sicherlich bescheren der Hollywood erprobte Dauerbrenner mit scharf gewürzten Dialogen vom New Yorker Star-Autor Neil Simon und die beiden Hauptdarsteller dem Haus an der Steinstraße einen Knüller, zumindest könnte einen Kassenschlager daraus werden. Den braucht es auch; denn trotz Publikumserfolgen und Sparmaßnahmen in den letzten Monaten ist immer noch nicht sicher, ob der Rat im Dezember den künftigen Zuschüssen für Privattheater zustimmen und damit die Komödie retten wird.
Die Grünen sperren sich bislang gegen eine Finanzspritze von 50 000 Euro für 2018 und 150 000 Euro jeweils für 2019 und 2020. Bündnis 90/Die Grünen, die zur Rot-Gelb-Grünen-Rathaus-Koalition gehören, befürchten ein „Fass ohne Boden“, wie man hört.
Nun geben die Mimen, die der Komödie (wie auch viele Besucher) die Treue halten, vollen Einsatz, um die Traditionsbühne zu retten. Zunächst trumpfen zwei Profi-Komödianten als Oscar und Felix richtig auf. Jens Hajek als verklemmter, gestriegelter Pedant und psychotisches Putzmonster, der von seiner Frau Knall auf Fall vor die Tür gesetzt wurde. Kurz und schmerzhaft für den treuen, aber verschrobenen Gatten Felix, der Unterschlupf bei seinem Freund Oscar findet. Rolf Berg dagegen glänzt als vergnügungssüchtiger Oscar, als glücklich Geschiedener, der scharf darauf ist, mit zwei flotten Spanierinnen aus der oberen Etage anzubändeln. Starkes Spiel und Slapsticks bieten Hajek und Berg, haben sichtliches Vergnügen an Überzeichnung und Übertreibung – und lassen es nach allen Comedy-Regeln krachen. Jeder auf seine Art, versteht sich.
Zwei schrille Schwestern mischen die Männer-WG gehörig auf
Sicher geführt werden sie vom Regisseur und alten Volkstheater-Hasen Peter Millowitsch, der auf Groteske und Typen-Komödie setzt. Nicht nur bei den bei Hauptdarstellern Hajek und Berg, sondern auch bei den Schwestern „von oben“ Hoolya (Swetlana Saam) und Ynez (Kerstin Bruhn). Aufgedonnert, grell geschminkt und in hautengem, knallbuntem Outfit machen sie den beiden nicht nur schöne Augen, sondern mischen die Gefühle der Wohngemeinschaft der geschiedenen Männer auf, ziehen dreiste Flirt-Register und treiben ihren spanischen Akzent auf die Spitze.
Bruhn und Saam haben dabei keine Skrupel zu Karikaturen und Knallchargen zu mutieren, zeigen aber auch großes Herz für den zartbesaiteten Felix, der sich gleichzeitig als Hypochonder aus dem Bilderbuch geriert. Bei ihm zwickt’s und zwackt’s an allen Ecken. In Verzweiflung über seine gescheiterte Ehe mutiert er zur Heulsuse und weckt das Mitleid der beiden hübschen Plapper-Gänse, die am liebsten gleich mitweinen würden und ihn in ihre Wohnung abschleppen.
Geschickt ist es, dieses Stück gerade jetzt auf den Spielplan zu setzen. Man geht auf Nummer sicher; denn der Stoff ist durch die amerikanische Filmkomödie „Ein seltsames Paar“ (The odd couple) seit den 1960er Jahren bekannt und hat als Filmkomödie dem Komiker-Duo Walter Matthau (Oscar) und Jack Lemmon (Felix) zu Weltruhm verholfen. Nicht zu vergessen die zahlreichen Fortsetzungen und Adaptationen, wie 1991 mit der ARD-Produktion „Ein seltsames Paar“ mit Harald Juhnke (Oscar) und Eddi Arent (Felix). Zwar sollte man Jens Hajek nicht mit Jack Lemmon und Rolf Berg nicht mit Walter Matthau vergleichen. Doch sind die Düsseldorfer Mimen echte Typen, die über zwei Stunden ihr Publikum mitreißen. Jubel für alle.
„Oscar & Felix“,Bis 12. Januar, Komödie an der Steinstraße 23, Telefon 177303