Wie kam es zu der Idee dieses Ensembles?
Interview Philharmoniker mal anders
Düsseldorf · Interview Das Crossover-Ensemble Philharmonix kommt in die Tonhalle. Daniel Ottensamer erklärt das Konzept.
Philharmonix, das sind Noah Bendix-Balgley und Sebastian Gürtler (Violine), Stephan Koncz (Violoncello), Thilo Fechner (Viola), Ödön Rácz (Kontrabass), Christoph Traxler (Klavier) und der Klarinettist Daniel Ottensamer. Sie kommen am 24. Januar in die Tonhalle. Wir haben uns ihr Konzept von Ottensamer erklären lassen.
Daniel Ottensamer: Alle bei uns sind im klassischen Bereich tätig und spielen in diversen Orchestern, den Wiener Philharmonikern, den Berliner Philharmonikern; es ist aber so, dass alle von uns privat gerne auch mal andere Musik hören. Da kam die Idee auf: warum es nicht auch spielen? Und dies mit den Tugenden und Qualitäten, die wir in unserem Beruf leben, mischen. Und daher haben wir uns entschieden, eine Gruppe zu gründen, die gut zusammenpasst , auch menschlich. Einige von uns kennen sich schon sehr lange und sind privat sehr gut befreundet. Wir möchten einfach Musik spielen und mit dem Publikum gemeinsam diese Musik genießen, die wir im täglichen Berufsleben nicht spielen können. Oder auch Sachen auszuprobieren, Grenzen auszuloten, vielleicht auch mal über die Grenzen zu gehen, um wieder zurück zu kommen.
Sie setzen sich regelmäßig zusammen und schauen, welche musikalischen Leckerbissen Sie ins Programm nehmen wollen, entscheiden gemeinsam, wie die Stücke arrangiert werden?
Ottensamer: Wir haben zwei Hauptarrangeure in unserem Ensemble: das ist der Cellist Stephan Koncz von den Berliner Philharmonikern und der Geiger Sebastian Gürtler. Die beiden arrangieren unsere Stücke und komponieren auch sehr viel. Je nach den jeweiligen Geschmacksrichtungen, ja nach Lust und Laune. Wir reden darüber und dann wird entschieden, bestimmte Stücke zu arrangieren, wie etwa als Extrembeispiel Stings „Englishman in New York“. Dieses Stück hat beispielweise Stephan Koncz für uns arrangiert, aber eben auf eine besondere Art und Weise, sodass man nicht sagen kann: Da setzen sich jetzt sieben klassische Musiker hin und spielen einfach Popmusik. Es soll schon so sein, dass wir der Musik unseren eigenen Stempel aufdrücken, dass man erkennbar hört, dass es die Philharmonix sind und dass zudem auch der Qualitätsanspruch jederzeit ganz hoch ist, das ist für uns das wichtigste.
Was Sie spielen, klingt bisweilen jazzig, ja improvisiert. Improvisieren Sie oder sind es feste Arrangements, mit entsprechendem Duktus?
Ottensamer: Dass es improvisierend wirkt, kommt sicher daher, dass wir mit diesem Gefühl spielen, das uns erlaubt „frei drauf los zu spielen“. Dies kommt gewiss beim Hörer auch so an. Das meiste ist bei uns schon ausnotiert, aber wir improvisieren dann doch auch immer wieder. Viele von uns hören auch ganz gerne Jazz privat und versuchen, das auf unsere Art und Weise in unsere Aufführungen mit dem Ensemble einfließen zu lassen.
Was macht für Sie ganz persönlich den Reiz aus, bei dem Ensemble mitzuwirken?
Ottensamer: Es ist ein Herzensprojekt. Aus einem Philharmonix-Konzert gehen wir auch gestärkt wieder in unseren alltäglichen Beruf. Das ist so eine Art „Droge“, dass man auf der Bühne auch mal die „Fetzen fliegen lassen kann“ und dass das Publikum auch noch mehr aus sich herausgeht, als es sonst in klassischen Konzerten möglich ist. Etwas, was wir in unserem alltäglichen Beruf nur selten finden können.
Welche ist Ihre Zielgruppe als Philharmonix?
Ottensamer: Grundsätzlich ist schon das klassische Publikum unser Zielpublikum. Manche sind, wenn sie uns noch nicht kennen, ein bisschen überrascht, es ist eben etwas Anderes als das, was man sonst gewöhnt ist im klassischen Programm. Es ist natürlich auch unser Ziel – wie wahrscheinlich jedermanns Ziel –, dass man auch etwas jüngeres Publikum anlockt und für die Klassik begeistert. Denn das, was wir machen ist grundsätzlich schon klassische Musik, wir spielen mit der klassischen Phrasierung, spielen auch sehr viele klassische Werke, aber eben ein bisschen anders. Im Grunde ist es Klassik.