Premiere im Jungen Schauspielhaus: Deutscher liebt Türkin

Im Jungen Schauspielhaus begeistert das Zwei-Personen-Stück „Türkisch Gold“ mit Witz, Leichtigkeit und Poesie.

Düsseldorf. Luzia ist heimlich in Jonas verknallt - hätte sie es ihm bloß mal gesteckt. Jetzt hat er sich in den Ferien in der Türkei in Aynur verliebt, ein Mädchen aus der Schule im Heimaturlaub. Stundenlang haben sie am Strand geredet, so erzählt er begeistert seiner Schulfreundin und kann gar nicht verstehen, warum Luzia sich nicht so recht mit ihm freut. Statt ihre Eifersucht zuzugeben, redet sie Aynur nun schlecht und sieht viele Probleme auf diese deutsch-türkische Jugendliebe zukommen.

Nur zwei Darsteller braucht das Stück der jungen Autorin Tina Müller, das in Düsseldorf seine Deutsche Erstaufführung erlebt, denn diese spielen alle Situationen durch, die sich künftig ergeben könnten: Wie wird Kerim, Aynurs Bruder reagieren? Wie der Vater von Jonas? Und wie geht man mit den Aggressionen des deutschtümelnden Mitschülers Marius um? Furios legen sich Leonie Schubert und Bastian Sierich ins Zeug, schlüpfen gekonnt in alle Rollen. Ein Halstuch, über den Kopf geschoben, reicht aus, um aus Luzia Aynur zu machen, dicke Jacken und Baseballmützen kennzeichnen Kerim und Marius, die aufeinander losgehen. Ausstatterin Birgit Schöne hat ein einfaches, raffiniertes Metallgestell auf Rollen gebaut, mit einigen Klapptüren und einer ausziehbaren Plastikplane mit Türkenflagge - der Liegestuhl am Strand.

In der Regie von René Schubert funktioniert dieses Rollenspiel mit Witz und Leichtigkeit, oft auch mit Poesie. Denn nicht nur Vorurteile werden durchgekaut, die beiden stellen sich auch vor, wie es wäre, wenn Jonas und Aynur gemeinsam in die Türkei fliehen würden (auf einem fliegenden Handtuch!) und sich dort am Strand näher kommen würden. "Stell Dir vor, wir würden...", so tasten sich die Jugendlichen an den Körperkontakt heran, und Leonie Schubert bringt anrührend zum Ausdruck, dass sie als Luiza sich genau danach sehnt, was sie in Aynurs Rolle tut.

Tina Müller hat genau hingehört bei den Klischees, die Jugendliche über Ausländer wiederkäuen. Kerim ist stur, brutal und als Bruder total besitzergreifend, und der Vater von Jonas gibt sich als Tourist wie ein alter Macho-Kolonialherr. Manchmal geht die Autorin über Klischees hinaus, und die Personen überraschen die beiden Rollenspieler.

Termine & Kontakt 75 Min. ohne Pause. Weitere Auff.: 7., 27.Nov., 10Uhr; 8. Dez., 19.30; 10.Dez., 10und 18 Uhr, im Studio des Jungen Schauspielhauses, Münsterstr. 446. Karten: Tel. 0211/8523711.