Düsseldorf Rendezvous mit zwei berühmten Töchtern

Im W57 stellen die Berliner Künstlerinnen Anna Jill Lüpertz und Paola Sieverding aus. Ein Gespräch.

Anna Jill Lüpertz und Pola Sieverding stellen im W57 aus. Die Ausstellungen laufen noch bis zum 30.April.

Foto: sergej lepke

Düsseldorf. Die 46-jährige Anna Jill und die 35-jährige Pola zeichnen sich durch Herzlichkeit, Aufgeschlossenheit und Kontaktfreude aus. Beide haben keinerlei Probleme mit ihren Familien und keinerlei Allüren. Dabei ist es für Außenstehende gar nicht so einfach, vor allem bei Anna Jill den Überblick zu behalten. Sie hat den Malerfürsten Markus Lüpertz zum Vater, der sich ihr gegenüber genauso herzlich verhält wie sie ihm gegenüber. Ihre Mutter ist Jule Kewenig, ehemals verheiratete Frau Werner und davor verheiratete Frau Lüpertz.

Anna Jill Lüpertz erzählt Folgendes über ihre Kindheit: „Meine Mutter hat meinen Vater verlassen, als sie mit mir schwanger war. Sie ist zu Michael Werner nach Köln gezogen, mit dem sie 13 Jahre sehr glücklich verheiratet war. Dann ging sie mit Michael Kewenig zusammen, mit dem sie inzwischen rund 28 Jahre verheiratet ist.“ Anna Jill Lüpertz wuchs also bei ihrem Stiefvater Michael Werner auf, einem der berühmtesten und konsequentesten Kunsthändler Deutschlands, der auch die Kunst ihres Vaters vertritt. Sie sagt: „Den Michael schätze ich sehr. Er ist ein großartiger Galerist. Auf ihn kann man sich verlassen, er ist auch völlig unbestechlich. Bevor ich versuchte, eine Galerie zu eröffnen, habe ich bei ihm die klassische Galerieführung gelernt, mit Archivieren, Lagern und Hängen.“

Eigentlich wollte Pola Sieverding Schauspielerin werden

Pola kommt aus keiner Patchwork-Familie. Ihre Eltern leben und arbeiten ein Leben lang zusammen. Sie erzählt: „Ich bin fast in der Dunkelkammer geboren. Es lag räumlich alles nah beieinander. Ich bin mit der Fotografie aufgewachsen. Natürlich hat mich das beeinflusst. Aber ich wollte Schauspielerin werden, habe das eine Zeit lang gemacht. Dann stellte ich fest, dass ich mich auf der anderen Seite der Kamera wohler fühle.“ Sie wollte weder vom Regisseur noch vom Ensemble abhängig sein: „Ich merkte, dass mich der Beruf einer Schauspielerin zu sehr einengen würde. Dazu muss man auch eher extrovertiert sein. Es war daher naheliegend, dass ich eine Videokamera in die Hand nahm und kleine Videos machte. Ich konnte vor und hinter der Kamera spielen. Daraus hat sich meine Fotografie entwickelt.“

Sie studierte in Berlin aber nicht bei ihrer Mutter, die an der Universität der Künste eine Professur hatte, sondern bei Dieter Appelt und Stan Douglas. Und die erwachsenen „Kinder“? Anna Jill Lüpertz lernte in Salamanca Spanisch, studierte in Bonn Kulturwissenschaften, ging nach Düsseldorf in die Werbefirma Grey, produzierte Werbefilme und wechselte mit ihrem Stiefbruder Julius, der aus der Ehe ihrer Mutter mit Michael Werner stammt, in die Galerie Werner.

Julius und Anna Jill machten dann in Berlin ihre Galerie auf. Das funktionierte nicht, sie wechselte. Kommt sie nach Düsseldorf, geht sie mit ihrer Mutter shoppen Heute hat sie ihre eigene Galerie in Berlin und ist mit einem Künstler verheiratet. Sie hat vier Geschwister und ein gutes Verhältnis zu ihnen sowie zum Vater.

Pia ist die Älteste von drei Kindern. Wenn sie nach Düsseldorf kommt, geht sie liebend gern mit Mama shoppen. Was Pola und Anna Jill vereint, ist die Kunst. Die Galeristin zeigt die Fotos der Fotokünstlerin. Die überrascht mit einem herausragenden Porträt von Micky, einem Frisör von der Hohe Straße. Die Figur, vor einem roten Vorhang mit einer Küchenlampe beleuchtet, demonstriert die Qualitäten dieser jungen Fotografin. Zur Nacht der Museen wird Anna Jill Lüpertz anwesend sein; Pola hat zeitgleich eine große Ausstellung in Aachen. Anna Jill Lüpertz und Pola Sieverding stellen im W57 aus. Die Ausstellungen laufen noch bis zum 30. April.