Schaden in Achenbach-Affäre möglicherweise höher als bekannt
In der Betrugsaffäre um den Kunstberater Helge Achenbach blühen die Spekulationen. Die Namen von zwei möglichen Geschädigten sind bekannt. Ob es noch mehr werden, ist derzeit völlig unklar.
Düsseldorf (dpa). Der Schaden in der Affäre um den wegen Betrugsverdachts inhaftierten Kunstberater Helge Achenbach könnte nach Informationen des „Handelsblatts“ weitaus größer sein als bisher bekannt. Der Haftbefehl des Amtsgerichts Essen gegen den 62-Jährigen stütze sich auf eine vermutete Schadenssumme von 60 Millionen Euro, berichtete die Zeitung am Mittwoch. Allein die Schadensbilanz der Aldi-Erbenfamilie Albrecht und des Pharma-Unternehmers Christian Boehringer liege bei mehr als 31 Millionen Euro.
Ob es aber weitere Geschädigte gibt, ist bislang unklar. Die Essener Oberstaatsanwältin Anette Milk sagte am Mittwoch auf dpa-Anfrage, dafür gebe es derzeit „keine konkreten tatsächlichen Anknüpfungspunkte“. Die Behörde sei darauf angewiesen, dass sich Geschädigte selbst meldeten oder dass die Ermittler bei der Sichtung der Unterlagen Achenbachs „Zufallsfunde“ machten. „Das ist noch nicht abgeschlossen“, sagte Milk.
Dem seit mehr als fünf Wochen in U-Haft sitzenden Achenbach wird vorgeworfen, Kunstwerke und Oldtimer mit verdeckten Preisaufschlägen und gefälschten Rechnungen an den Aldi-Erben Berthold Albrecht weiterverkauft zu haben. Die Familie Achenbachs hat die Betrugsvorwürfe zurückgewiesen.
Fragen wirft eine Liste mit Ein- und Verkaufspreisen von rund 200 Kunsttransaktionen Achenbachs auf. Die Liste diente der inzwischen aufgelösten Firma Berenberg Art Advice als Referenz für Renditemöglichkeiten bei Kunstanlagen. Die elfseitige Liste liege den Ermittlungsakten bei, berichtet das „Handelsblatt“. Ein- und Verkaufspreise wichen teilweise deutlich voneinander ab.
In Kunstmarktkreisen hieß es am Mittwoch, daraus lasse sich nicht schließen, dass es alles „krumme Geschäfte“ gewesen seien. Aus der Liste gehe nicht hervor, ob Achenbach bei den jeweiligen Verkäufen als Händler oder Berater aufgetreten sei. Als Händler seien die Gewinnspannen durchaus legitim gewesen.
Die Berenberg Bank hatte mit Achenbach das Unternehmen Berenberg Art Advice gegründet. Nachdem intern Unregelmäßigkeiten bei Kunstverkäufen Achenbachs an Boehringer aufgeflogen waren, löste Berenberg im Sommer 2013 Art Advice auf und trennte sich von Achenbach und einem weiteren Manager.