Interview Schwejk – ein Clown im besten Sinne

Düsseldorf · Schauspieler Peter Jordan hat den Schelmenroman „Der brave Soldat Schwejk“ umgeschrieben – und spielt nun auch die Hauptrolle am Schauspielhaus.

„Schwejk“ nach Jaroslav Hašek wird in einer Bearbeitung von Peter Jordan (2.v.l.) auf die Bühne gebracht.

Foto: Melanie Zanin

Unschuldsmiene, dann hintergründiges Schmunzeln, plötzlich finstere, beinah verschlagene Gesichtszüge. Die Bandbreite von Typen, die Peter Jordan auf der Mattscheibe und der Bühne verkörpert, ist groß: Sie reicht vom Kommissar oder schneidigen Vorgesetzten in „Tatort“-Krimis bis hin zum Clown.

Als „Clown im besten Sinn“ – so deutet der durch TV und Kino bekannte Schauspieler auch den „braven Soldaten Schwejk“. Den satirischen Schelmenroman des tschechischen Autors Jaroslav Hasek (1883-1923), der sich in den 1970er Jahren als TV-Serie mit Burg-Schauspieler Fritz Muliar zum Kult mauserte, hat Peter Jordan jetzt für die Bühne umgeschrieben. Und die Hauptrolle spielt er auch – der 51-jährige Vater von zwei Kindern und Ehemann von Maren Eggert (bekannt als Psychologin der Kieler ‚Tatort’-Folgen), der bereits neun Stücke im Rowohlt-Verlag herausgab.

Unsere Zeitung traf den vielbeschäftigten Jordan, der – nach langjährigen Engagements in Bochum und am Hamburger Thalia-Theater – auch im ARD-Mehrteiler „Berlin Babylon“ mitspielt, nach einer Probe im Central. Dort, wo am 25. Januar „sein“ Stück mit ihm als Schwejk aus der Taufe gehoben wird. Regisseur ist Leonhard Koppelmann.

Wie kamen Sie auf den Schwejk?

Peter Jordan: Intendant Schulz, Koppelmann und ich suchten das Sujet für ein neues Projekt. Und stießen nicht zufällig auf die Figur des naiven anarchischen Soldaten, der nicht in den Krieg ziehen will, weil er sich einfach nicht totschießen lassen und nicht sterben will. Das passt in unsere Zeit, in der überall an den Beginn des Ersten Weltkriegs erinnert wird. Und um diesen von Historikern als Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts bezeichneten Krieg geht es im Roman und in unserem Stück.

Sie schreiben häufig über historische Stoffe, etwa über Shakespeare und Jules Verne Wie kommt’s?

Jordan: Ich stochere gerne in alten Stoffen. Vielleicht lebe ich damit mein kindliches Gemüt und meinen Abenteuergeist aus. Im Ernst: Sich erinnern heißt nicht vergessen. Das wissen wir spätestens seit der Aufarbeitung unserer NS-Vergangenheit.

Wie kam es dazu, dass Sie den Titelhelden selber spielen?

Jordan: Das war nicht geplant. Die Idee kam bei einem Mittagessen mit Wilfried Schulz. Wir suchten einen Schauspieler aus dem Ensemble. Und ich spielte einige Szenen vor – so, wie ich mir Schwejk beim Schreiben vorgestellt hatte. Dann fragte mich Schulz plötzlich: „Warum spielen Sie die Rolle nicht selber?“. Da waren die Würfel gefallen.

Ist es für Sie das erste Mal, dass Sie in einem ihrer Werke die Hauptrolle spielen?.

Jordan: Ja. Das ist schon seltsam. Da agiere ich bei den Proben neben fünf anderen Kollegen, die meine eigenen Texte sprechen. Ich inszeniere nicht, aber sage trotzdem meinen Kollegen, wie ich mir die Rolle vorgestellt habe.

Was ist das für ein Typ, der Schwejk?

Jordan: Auf jeden Fall eine naive, gutmütige Anti-Kriegs-Figur. Er hört nicht auf Befehle von Vorgesetzten, die ihn auffordern mit „Los! Fertigmachen, in den Krieg ziehen!“. Er hat Angst davor, zu sterben, will leben und desertiert später mit dem Oberstleutnant Lukas. Wenn er sagt: „Sollen wir nicht lieber was trinken?“, ist er im besten Sinn ein Clown, der durch seine Komik anarchisch wirkt. Er agiert aber nicht als Terrorist.

Inwiefern ein Clown?

Jordan: Ein Clown und die Komik sind Feinde jeden Fanatismus’, jeder Hierarchie und jeder Diktatur. Und Schwejk versucht jede Ordnung zu untergraben und bringt alles durcheinander.

Der Roman wurde ja mehrmals verfilmt, u,a. mit Fritz Muliar, lief in elf Folgen im TV. Wie lässt sich so dieses Großwerk auf die Bühne bringen?

Jordan: Eigentlich würde man für den Roman von 1200 dünn gedruckten Seiten zwei Tage brauchen (er lacht). Das geht natürlich nicht. Daher musste ich den Stoff kondensieren, auf wesentliche Stationen reduzieren, die Schwejk durchläuft. In Wien, dann die Musterung, das Irrenhaus, das Militär etc. Wir zeigen Schwejk, der vom normalen Leben in den Krieg geht. Er versucht, zu entkommen, schafft es aber nicht.

Also kein ellenlanger Theaterabend?

Jordan: Nein. Wir peilen an eine Stunde und 45 Minuten an. Ohne Pause. Und dabei wird es noch einige Überraschungen geben. Und natürlich werde ich auch ab und zu „böhmischen Slang“ sprechen. Denn ohne eine Prise Folklore funktioniert der „Schwejk“ einfach nicht.


Termine: 22. Voraufführung, 25. Jan. Premiere, 4., 10., 22. Feb. TEL: 36 99 11, www.dhaus.de