Interview Schauspieler Axel Pape entführt in den Nebel norddeutscher Küsten

Düsseldorf · Am Montag kommt der Schauspieler Axel Pape mit der Lesung „KüstenNebel“ in die Komödie und erzählt von einer kaum bekannten Kult-Figur.

Der Schauspieler Axel Pape.

Foto: Björn Kommerell

„KüstenNebel“ – so nennt sich die Lesung, mit der Schauspieler Axel Pape (62) am 21. Januar in die Komödie kommt. Mit Nebelmaschine und Musik präsentiert er Geschichten, Anekdoten oder Statements über die norddeutsche Küstenlandschaft. Seit 1989 lebt der gebürtige Düsseldorfer in Berlin.

Wir sprachen mit Axel Pape darüber, was ihn an der norddeutschen Küste reizt, wie Sylt vor Spekulanten gerettet wurde und über Prominente, die über die „Insel der Schönen und Reichen“ klagten.

Herr Pape, haben Sie sich für Ihren Titel „KüstenNebel“ von dem gleichnamigen norddeutschen Sternanis-Likör inspirieren lassen oder geht es nur um das meteorologische Phänomen des Nebels an der Küste?

Axel Pape: Mit einem Getränk hat das gar nichts zu tun. Das ist ein intuitiver Titel, der gut zum Programm passt. Nebel ist eine schöne Stimmung, wo alles ein bisschen kulissenhaft aussieht. Alles ist ruhig und dadurch werden manche Dinge sehr präsent und gleichzeitig undurchschaubar. Und die Leute geraten in den Geschichten auch alle in Situationen, die ein bisschen das Leben durcheinanderwirbeln, es vielleicht auch vernebeln.

Was reizt Sie an der norddeutschen Küstenlandschaft so sehr, dass Sie ihr ein ganzes Programm widmen?

Pape: Ich bin gerne dort. Aber eigentlich habe ich Texte für ein Lesungsprogramm gesucht, die inhaltlich interessant und auch humorvoll sein sollten. Wenn man an kleinere Orte geht, lässt sich das, was im Land oder in der Welt vorgeht, wie unter dem Mikroskop erkennen. Deswegen habe ich mich für regionale Stoffe interessiert. Und dann hat mir Filmregisseur Hans-Erich Vieth, von dem ich zwei Geschichten lese, ein Buch mit Kurzgeschichten geschenkt. Das war genau das, was ich suchte: spannender Inhalt, schöner Humor und ein bisschen Satire.

Einige Ihrer ausgewählten Texte drehen sich um Sylt. Sie erzählen davon, wie sich die größte nordfriesische Insel vom ruhigen Künstler-Refugium zum Promi-Hotspot entwickelt hat. Sylt drohte dann zu einer Beton-Insel zur werden, aber eine Pensionswirtin namens Klara Enss hat das mitverhindert. Ist sie eine Kultur-Figur auf der Insel?

Pape: Sie ist der Geheim-Tipp für eine Kult-Figur, weil sie eine wahnsinnig spannende Biografie hat. Klara Enss stand eigentlich vor einer Schauspiel-Karriere, hat sich aber dann entschieden, eine Pension in einem Kaff namens Braderup aufzumachen, um sich und ihren kleinen Bruder zu versorgen. Alle haben gesagt: Das ist Schwachsinn, lass das sein! Aber sie hat es gemacht und war damit erfolgreich. Nun war es aber nicht zu übersehen, dass es nicht gut ist, wenn die Häuser der Nachbarn  abgerissen werden und die Natur kaputtgemacht wird, um da irgendeine Betonburg hinzubauen, die die Insel verschandelt. Und dann hat Klara Enns zusammen mit anderen Bewohnern etwas dagegen gemacht. Das hat dazu geführt, dass auf Sylt noch viele Attraktionen erhalten geblieben sind.

Zum mondänen Sylt liefern Sie aber keine bekannten Anekdoten, etwa die Feier-Eskapaden des millionenschweren Playboys Gunter Sachs. Gehören die Schickeria-Geschichten für Sie nicht zum Mythos Sylt?

Pape: Es geht mir nicht darum, nur lustige Anekdötchen von prominenten Ausrutschern auf Sylt zu erzählen. Das wissen alle schon. Genauso wenig will ich irgendein Bashing der „Whiskymeile“ (der Strönwai auf Sylt, Anm. d. Red.) betreiben. Ich wollte alternative Blicke auf die Insel auswählen. Ich wusste nicht, was Rosa Luxemburg von Sylt gehalten hat oder dass Kabarettist und Schauspieler Wolfgang Neuss ein begeisterter Sylt-Besucher war. Sylt war ein kultureller und politischer Schmelz-Tiegel.

Ihre Texte zeigen auch, dass die norddeutschen Inseln nicht nur auf Liebe stießen. Romy Schneider etwa fand Sylt anstrengend: „Der Marsch durch die Dünen. Die Schlepperei der Badesachen. Der Wind. Und in jeder Welle hängt ein nackter Arsch.“ Wie kam das?

Pape: Das zeigt, wie verschieden Menschen das empfinden. Das ist ganz normal und auch nichts anderes als die Wahrheit. Durch die Breitengrade kommen da bestimmte Winde und ein bestimmtes Klima zustande. Das ist wahnsinnig erfrischend, aber auch ermüdend. Manchen bekommt das, manche sind davon angestrengt. Entscheidend ist aber, dass man schöne Gegebenheiten auch bewahrt. Wenn die Immobiliengeschäfte da weiter übergegriffen hätten, dann würde Sylt aussehen wie der Ballermann, dann wäre das kaputt.

Sie lesen aber auch literarische Geschichten, in denen die Küste als Schauplatz existenzieller Begebenheiten dient, etwa vom preisgekrönten Autoren Jan Brandt. Da findet in einem Strandhotel eine Beerdigungsfeier statt, bei der die trauernde Familie mit Freunden darüber diskutiert, warum der Sohn des Verstorbenen Vegetarier ist. Was zeichnet diese Story aus?

Pape: Ich fand, dass diese Geschichte einen guten Humor hat und plastisch beschreibt, wie es manchmal auf Familienfeiern zugeht. Wenn einer mit etwas Neuem kommt, in dem Fall der Vegetarier, werden dann die tollsten Spekulationen angestrengt. Der Betroffene muss viel Humor haben, um damit gut umzugehen.

Axel Pape: „KüstenNebel“ am 21. Januar um 20 Uhr in der Komödie. Sowie 18. Februar und 18. März.