Behindertensport: Sommermärchen für Gehörlose
Ein „Düsseldorfer Block“ trägt maßgeblich zum Gewinn des Weltmeister-Titels bei.
Düsseldorf. Die Sensation ist perfekt. Am Samstag hat die deutsche Gehörlosen-Nationalelf der Fußballer erstmalig den Weltmeister-Titel nach Deutschland geholt.
Bei der WM in Griechenland, die Anfang Juli begann, besiegte die Elf um einen Düsseldorfer Block die Türkei nach Verlängerung und Elfmeterschießen mit 8:6. Zuvor war Titelfavorit Frankreich im Halbfinale ebenfalls nach Elfmeterschießen aus dem Weg geräumt worden.
"Die Freude ist natürlich riesig. Die ,Gehörlosenwelt’ ist völlig aus dem Häuschen. Ich freue mich total für meine Mannschaft. Das war wohl das jüngste Team mit dem wir je bei einem Turnier angetreten sind", so Frank Zürn. Vor allem auf die Nervenstärke seiner Youngsters konnte sich der Auswahltrainer verlassen.
Gegen Frankreich lag man im Elfmeterschießen bereits mit 0:2 zurück, ehe die Mannschaft ausglich und die Überraschung letztlich perfekt machte. Im Finale erzielte die deutsche Auswahl in der Nachspielzeit mit einem Freistoß das 3:3, das erst die Verlängerung und den späteren, viel umjubelten Titelgewinn möglich machte.
Zu den Leistungsträgern des amtierenden Weltmeisters zählten etliche Akteure aus Düsseldorf - Andreas Fischer, Nico Lehr und Daniel Rotondi. Letzterer zählte auch zum Kreis der sicheren Elfmeterschützen der deutschen Auswahl. "Daniel war vor dem Turnier etwas angeschlagen. Ihm war eine Zyste im Steinbein (Ohr) entfernt worden. Es war kurz vor dem Turnier nicht einmal sicher, ob er die Reise nach Griechenland überhaupt antreten würde", erklärte Zürn.
Doch Rotondi fand schnell zur alten Form. Ab Halbfinale und Finale zählte der Düsseldorfer zu den Stützen des Teams und steigerte sich enorm. Im Halbfinale traf er per Elfmeter gegen Frankreich, im Finale hat er dann ganz stark gespielt. "Klasse, wie er agiert hat", so Zürn über den Mittelfeldmann und Anhänger von Fortuna Düsseldorf.
Weniger Glück hatte sein Vereinskamerad Nico Lehr, der ebenfalls für den deutschen Meister GSV Düsseldorf gegen das runde Leder tritt. Der Routinier, normalerweise eine Bank im Abwehrbereich, musste diesmal mit dem harten Platz auf der Ersatzbank vorlieb nehmen.
"Nico hat lediglich eine Partie von Anfang an gespielt, nachdem wir auf Viererkette umgestellt hatten", so Zürn über den 37-jährigen Oldie der Truppe. "Aber als Typ war er unheimlich wichtig. Er hat die Jungs auch von außen unheimlich motiviert." Mit seiner Erfahrung durfte er nicht mehr mithelfen und hatte an der Entscheidung zu knabbern. "Trotzdem hat er sich voll in den Dienst der Mannschaft gestellt", lobte ihn der Bundestrainer.
Ebenfalls zum Kader zählte Keeper Stefan Ebeling aus der NRW-Landeshauptstadt, der als zweiter Torhüter immerhin WM-Luft schnuppern durfte. Auch Andreas Fischer vom GSV Düsseldorf durfte sein Scherflein zum ersten WM-Titel der Gehörlosen-Kicker beitragen.
"Es ist ein tolles Gefühl. Man fühlt sich wie ein kleiner Profi", so Düsseldorfs Weltmeister Daniel Rotondi, der vor allem den guten Teamgeist innerhalb der Mannschaft für den überraschenden Coup verantwortlich machte.