Hockey-Zweitligist DSD schielt Richtung Bundesliga Zwischen Traum und Realität
Düsseldorf · Bei Hockey-Zweitligist DSD sind die Planungen für die neue Saison vorerst abgeschlossen. Oben mitspielen lautet das Ziel. Von Aufstieg wollen die Grafenberger gar nicht reden, verboten ist er aber auch nicht.
Es kann ein kleines Kunststück sein, Wunschdenken und Realitätssinn miteinander zu vereinbaren. Beispiel Hockey-Zweitligist DSD. Der zweite Tabellenplatz der Männer in der vergangenen Saison gilt als Gradmesser. Warum also nicht vom Aufstieg träumen? Der Haken: Um den 12. Platz im Hockey-Oberhaus liegen mindestens sechs Bewerbungen spielstarker Teams vor. Zuvorderst der Bundesliga-Absteiger.
DSD-Teammanager Holger Muth fasst die Ambitionen zusammen: „Wir wollen unsere Ziele positiv formulieren. Wir wollen immer besser sein als im Jahr zuvor, aber wir wissen auch, dass es in der vergangenen Saison vermutlich einen Ticken einfacher war als es in den kommenden Monaten sein wird. Erstligaabsteiger Gladbacher HTC hat mit Max Grambusch einen Ausnahmenspieler im Schlepptau. Als Top-Favorit ist der GHTC gesetzt.“
Auch Trainer Tobias Begmann misst der prominenten Neuverpflichtung des Konkurrenten große Bedeutung bei, lässt die Kirche aber im Dorf, denn ein Spieler allein macht noch keinen Meister: „Mats Grambusch ist der Kapitän der Nationalmannschaft und sicherlich unter den 20 Top-Spielern weltweit einzuordnen. Aber wen holen die noch? Vermutlich den ein oder anderen Südafrikaner, die aber ihre Qualität noch unter Beweis stellen müssen.“
Ansonsten sind es die üblichen Verdächtigen, mit denen zu rechnen sei und die, wie der DSD, in Lauerstellung hocken: die Schwarz-Weißen aus Neuss und Köln sowie der mit hochkarätigen Ausländern besetzte Aufsteiger DTV Hannover. Und nicht zuletzt der Lokalrivale aus Oberkassel, bei denen die Grafenberger direkt am ersten Spieltag antreten. „Der DHC hat Ab- und Zugänge zu verzeichnen, wird aber oben mitreden“, prophezeit Bergmann.
Holger Muth sieht den Auftakt als Appetitmacher für die Düsseldorfer Hockeyszene und als Gradmesser: „Da weißt du direkt, wo du dran bist. Der DHC hat eine starke Rückrunde gespielt. Durch die Zugänge haben sie ihren Kader noch einmal optimiert.“
Der DSD-Manager kann mit dem aktuellen Personal gut leben, hätte sich jedoch über den ein oder anderen Neuen mit einer Qualität, die das Team auf ein neues Niveau hebt, gefreut. „Wir hatten Gespräche mit Spielern, die uns gut zu Gesicht gestanden hätten. Verpflichtungen ließen sich aber aus unterschiedlichen Gründen nicht realisieren.“ Trotz vier Abgängen dürfte der Kader nicht an Qualität einbüßen. Konrad Reents (21) aus dem erfolgreichen Jahrgang 2003 kehrt nach einem Studienaufenthalt in London zu seinem Stammverein zurück und wird gemeinsam mit Chris Tardif (23) das defensive Mittelfeld verstärken. Der 23-Jährige bringt seinen Landsmann Habu Sidhu (26) mit, wie Tardif kanadischer Nationalspieler. Sidhu und der Argentinier Santiago Gimenez sind für die Offensive geplant.
Von den drei Neuen aus Kanada und Argentinien konnten Muth und Bergmann nur wenige unmittelbare Eindrücke sammeln, viele Informationen basieren auf Empfehlungen. Dennoch glaubt Muth, dass der Verein damit nicht von seiner wohldosierten Personalpolitik abkehrt: „Wir suchen strategisch und positionsgebunden. Wir suchen keine Ergänzungen, sondern Spieler, die uns gezielt weiter bringen, da wir in der Breite sehr aufgestellt sind.“ Zudem kann sein Trainer auf gute Erfahrungen mit Spielern aus dem Ausland zurückblicken.
Basis ist und bleibt dennoch der DSD-Nachwuchs. „Wir haben genügend Talente in den eigenen Reihen. Wenn sich Talente entwickeln sollen, müssen sie spielen.“
Zu ihnen zählen Austin Carter, Tristan Storck und U18-Nationalkeeper Laurenz Ebel, die aus der Jugend hochrücken. In der Rückrunde stoßen zudem die dann spielberechtigten Jugendnationalspieler Julius Stauder und Felix Reusch hinzu. Angesichts der Jugend steht hinter der Saison kein Ausrufezeichen: Ihr müsst! Denn, so Muth: „Wir haben einen hochmotivierten und eingeschworenen Kader, der sich aufgrund des geringen Durchschnittalters immer noch in der Entwicklung befindet. Ihren Leistungszenit dürften die Jungs erst in drei bis vier Jahren erreichen.“
Veränderungen wird es auch im Trainerstab geben. Tobias Jordan und Akim Bouchouchi haben den DSD aus unterschiedlichen Gründen verlassen. Jordan ist künftig Cheftrainer des ambitionierten Frauen-Bundesligisten Harvestehude, ein Angebot, das ein ehrgeiziger Coach kaum ausschlagen kann. Dafür wird sein Bruder Hendrik Chefcoach Tobias Bergmann zur Seite stehen. Trainer-Novize ist Chris Reinersmann, der seine aktive Karriere beim DSD verletzungsbedingt beenden muss. Akim Bouchouchi ist inzwischen hauptamtlicher Jugendwart beim DHC.
Das beiße sich mit seiner Verantwortung beim DSD, sagt Holger Muth, der den Abschied genauso bedauert wie Tobias Bergmann: „Wir waren ein sehr gut eingespieltes Team, das auch menschlich extrem gut zusammen passte. Andererseits können Veränderungen im Umfeld einer Mannschaft auch gut tun.“