Feldhockey „Eine coole Herausforderung“

Düsseldorf · Femke Jovy ist beim DHC Nachfolgerin von Nationaltorhüterin Nathalie Kubalski, die in die Niederlande gewechselt ist.

Hütet seit dieser Saison das Tor vom Düsseldorfer HC: Femke Jovy.

Hütet seit dieser Saison das Tor vom Düsseldorfer HC: Femke Jovy.

Foto: Ralph-Derek Schröder

Als Trainer Nico Sussenburger während der vergangenen Rückrunde Femke Jovy fragte, ob sie sich vorstellen könnte, von Uhlenhorst Mülheim zum DHC zu wechseln, schlugen zwei Seelen in der Brust der Torhüterin. „Ich hatte mich damals mit der Entscheidung nicht leicht getan. Einerseits wollte ich meine Mitspielerinnen in Mülheim nicht im Stich lassen, andererseits war mir klar, dass das eine Chance ist, die sich mir womöglich nicht noch einmal bietet. In einem solchen Hockey-Team die Nummer eins zu sein, ist eine coole Herausforderung.“

Dabei wusste Femke Jovy, die in Köln Sport und Geschichte auf Lehramt studiert, wie hoch die Messlatte beim vierfachen Deutschen Meister liegen würde. Die Fußstapfen, die Nationaltorhüterin Nathalie Kubalski nach ihrem Weggang in die Niederlande hinterlässt, seien „gigantisch“, aber kein Anlass, in Ehrfurcht zu erstarren. „Natürlich ist eine gewisse Erwartungshaltung da. Es muss ja Gründe geben, dass sich der DHC bei mir gemeldet hat. Und Nathalie ist Nathalie und Femke ist Femke“, weist die 25-Jährige den direkten Vergleich selbstbewusst von sich. Wo ihre Stärken liegen und wo ihre Schwächen, „darüber sollen doch besser andere urteilen“. Dennoch gibt es offensichtlich Parallelen. Kubalski und Jovy zählen nicht zu den Längsten zwischen den Pfosten – was kein Makel sein muss. „Ich bin 1,66 Meter groß. Deshalb setze ich mehr auf meine Schnelligkeit und Beweglichkeit als das womöglich andere Torhüterinnen tun.“ Was Femke Jovy in den bisherigen drei Bundesligapartien unter Beweis stellte. Ähnlich schnell wie Kubalski ist sie auf dem Boden; ein Grund, weshalb der DHC die beiden Penaltyschießen gegen Rot-Weiß Köln und den Berliner HC für sich entschied. Mit der neuen Regelung, dass kein Spiel Remis ausgehen darf, sondern bei Gleichstand durch Shoot-Out entschieden wird, rücken Torhüterinnen und Torhüter stärker als früher in den Fokus.

Der Namen „Femke“ kommt aus dem Friesischen und bedeutet soviel wie „die Friedliche“. Das passt zu Femke Jovy, die über den Handball beim Bremer Hockey-Club landete, wo sie das kleine Hockey-Einmaleins erlernte und ihr Bruder in der „Ersten“ spielt. Zum Studium zog es die Bremerin zunächst nach Düsseldorf, dann nach Köln. Bei Uhlenhorst Mülheim reifte sie zur erstklassigen Torhüterin.

Abwehrarbeit der DHC-Damen gilt als Nonplusultra in der Bundesliga

So friedlich und zurückhaltend Femke Jovy ist, so ehrgeizig ist sie. Dabei haben sich die Zielsetzungen durch den Wechsel von der Ruhr an den Rhein zwangsläufig verändert. „Bei Uhlenhorst waren wir in den Spielen meist der Underdog, beim DHC sind wir bis auf wenige Ausnahmen der Favorit. Das ist für mich natürlich sportlich eine neue Perspektive“, sagt die einstige Juniorinnen-Nationalspielerin, die im DHC-Kasten nicht so häufig unter Beschuss stehen wird wie im Mülheimer Tor. Weniger Bälle heißt aber nicht geringere Konzentration. „In den wenigen Momenten muss ich auf den Punkt da sein.“

Die Abwehrarbeit der DHC-Damen gilt seit Jahren als Nonplusultra in der Bundesliga. Das ist aber kein Grund, sich auf Lorbeeren und aktuell drei Gegentreffern auszuruhen. „Ich hätte nichts dagegen, auch mal zu Null zu spielen.“ Jedes Klingeln im eigenen Kasten fuchst Femke Jovy. Alles andere als der Vorsatz, den Kasten sauber zu halten, würde auch nicht zum Selbstbild einer guten Torhüterin passen. Dabei sei das Verständnis mit den Abwehrspielerinnen Pia Lhotak, Maike Schaunig, Annika Sprink und Marie Hahn, mit der Femke Jovy bereits in Mülheim zusammen spielte, schon beachtlich gut. „Aber Luft nach oben ist immer.“ Wie gut das Team bei der Abwehrarbeit harmoniert, wird am kommenden Sonntag beim Härtetest in Mannheim zu sehen sein. Dort wartet der amtierende deutsche Meister auf die Oberkasselerinnen.

Eines wusste Femke Jovy bereits, bevor sie zum ersten Mal im Tor des Meisterschaftskandidaten stand: Beim DHC bewegen sich Qualität und Anspruch auf extrem hohem Niveau. „Hier in Düsseldorf spielen ja sehr viele Nationalspielerinnen, sei es aus dem deutschen A-Kader, aus französischem und spanischem Nationalteam oder aus den deutschen Juniorinnen-Teams. Da brauchen wir über Zielsetzungen nicht groß zu reden.“ Soll heißen: So lange wie möglich um den Titel mitspielen; wenn es geht, bis über das Viertelfinale hinaus, wo in der vergangenen Saison für das Sussenburger-Team Endstation war.

Festlegen auf ein bestimmtes Ziel will sich Femke Jovy aber nicht. „Hauptsache, wir haben zusammen Spaß.“ Alles andere ergebe sich zwangsläufig.