Karate/Inyo Ryo Cup: „Bei uns kann sich niemand wirklich blamieren“
Über 80 Teilnehmer machen den Inyo Ryu Cup zu einem Erfolg – nicht nur Siege zählen.
Düsseldorf. Michael ist kaum zu bremsen. Gleich darf der Fünfjährige wieder auf die Matte, um seine jungen Karatekünste der fachkundigen Jury zu präsentieren. Er ist der jüngste Teilnehmer des Inyo Ryu Karate Vereins-Cups, der am Wochenende erstmals überhaupt ausgetragen wurde.
Über 80 aktive Teilnehmer kamen in der Sporthalle an der Kalkumer Straße zusammen, um sich im klassischen Inyo Ryu Karate zu messen. Darunter auch Michael, der bereits seit eineinhalb Jahren trainiert und stolz den weiß-gelben Gürtel um seinen Karateanzug gebunden hat.
"Es macht einfach Spaß", sagt er und wirft schon wieder einen Blick zum Ring, wo gerade die Wettbewerbe seiner Altersgruppe ausgetragen werden. "Er trainiert zweimal pro Woche und ist auf einem guten Weg", sagte sein Lehrmeister Pietro Sgura. "Es ist wichtig, dass die Kinder in diesem Alter mit viel Spaß an die Sache gehen."
Neben Bornheim, Michaels Heimatort, ist Düsseldorf das deutsche Zentrum des Inyo Ryu-Stils, einer vor über 40 Jahren entwickelten Stilrichtung, in der Einklang mit der Natur und hohe Dynamik im Vordergrund stehen. "Fast ein bisschen wie Kung Fu", erklärt ein weiterer Teilnehmer.
In Unterrath stehen Kata, der imaginäre Kampf gegen mehrere Gegner, und Kumite, der freie Kampf, auf dem Programm. Dass Inyo Ryu-Karate mit seinen komplexen und exakt ausgeführten Verteidigungstechniken ein Sport für jede Altergruppe ist, beweist Klaus Müller.
Der Lokalmatador von der Hirokan SG Flughafen ist mit 52 Jahren der älteste Teilnehmer im Feld und gleichzeitig Mitausrichter. Seinen ersten Einsatz im Ring quittiert er mit einem längeren Kopfschütteln. "Ich bin mit dem Fuß im Schweiß auf der Matte hängen geblieben. Aber das ist eben Wettkampf. Darüber ärgere ich mich nicht."
Mit dem Turnier hingegen ist er vollauf zufrieden. "Die anstrengenden Vorbereitungen haben sich gelohnt. Alles läuft wie ein Uhrwerk, die Wettkämpfe sind sportlich fair." Und die Kulisse stimmt: Rund um die Matten drängen sich die Zuschauer.
Auch wenn sich bei den erfahrenen Teilnehmern kleine Fehler sofort in der Bewertung der erfahrenen Punktrichter bemerkbar machen, wird doch immer kräftig Applaus gespendet. Gerade für die Kleinsten ist das wichtig, schließlich braucht man für den ersten Gang in den Ring schon eine Menge Mut, wenn hunderte Augen die einstudierten Bewegungsabläufe begutachten.
"Aber so ist das bei uns", sagt Müller. "Wir sind wie eine große Familie. Bei uns kann sich niemand wirklich blamieren. Es zählt die gemeinsame Unternehmung, der gemeinsame Wettkampf. Gewinnen steht da hinten an."
Am Ende verlässt trotzdem niemand ohne Medaille die Halle. Dass Michael es, anders als Klaus Müller, nicht unter die ersten drei seiner Altersklasse geschafft hat, ist da ganz schnell vergessen.