Meistertitel für Düsseldorf Bowlingverein Radschläger: Der Serientäter aus Benrath

Düsseldorf · Eine neue Saison — ein neuer Titel. Die Bowlingspielerinnen von der Wimpfener Straße sind erneut Deutscher Meister geworden.

Der Bowlingclub Radschläger Düsseldorf ist erneut Deutscher Meister geworden. Anschließend stellten sich (v.l.) Jennifer Meissner, Yvonne Schmitt, Tina Hulsch, Birgit Pöppler und Martina Schütz zum Meisterfoto auf.

Foto: Radschläger

Zum Ende der Saison wurde es plötzlich eng. Wochenlang hatten die Bowlingspielerinnen der Radschläger Düsseldorf die Bundesliga dominiert. Doch am fünften der sechs Spieltage — zu denen sich immer alle zehn Teams an einem Ort treffen und an zwei Tagen gegen jedes andere antreten — holte der Hauptkonkurrent aus Berlin auf. Und der letzte Spieltag stieg auch noch in Berlin. Würde das Team aus Benrath den sicher geglaubten Titel also doch noch verspielen? „Es wurde zwar noch mal spannend, aber Mitte des letzten Spiels haben wir gewusst, dass uns der Sieg nicht mehr zu nehmen ist“, sagt Yvonne Schmitt.

Schmitt, 38, ist eine der fünf Spielerinnen aus der ersten Mannschaft der Radschläger, die in den vergangenen Jahren meist das Maß aller Dinge im deutschen Frauenbowling waren. Drei Mal ging die Meisterschaft in den vergangenen vier Jahren nach Benrath. „Wir haben nicht nur außergewöhnlich viele Frauen im Verein, wir haben allein drei Nationalspielerinnen im Team, und die spielen nicht umsonst für Düsseldorf“, sagt Schmitt, die allerdings die einzige gebürtige Düsseldorferin im Team ist. Der Rest wurde im Laufe der Jahre von außen verpflichtet.

Seit 1964 gibt es die Radschläger nun. Anfang der 1970er gewannen sie bereits ihre erste Meisterschaft. Es blieb nicht die letzte, vor allem Mitte der 1990er dominierten die Düsseldorferinnen die Bundesliga. Der aktuelle Titel ist der zehnte.

Ein eigenständiger Verein sind die Radschläger dennoch nicht, sie sind Teil des Bowlingvereins Düsseldorf 1963, zu dem auch der Benrather BC sowie Lokomotive Stockum gehören. Gemeinsam betreiben die drei Klubs das Bowling-Sportzentrum an der Wimpfener Straße in Benrath. Dort spielen sieben Herren- und vier Damen-Teams. Insgesamt zählt der BVD mehr als 100 aktive Mitglieder, die mehrmals in der Woche jeweils für Stunden trainieren.

Trotzdem haben sie  — ähnlich wie die Kollegen von den Sportkeglern Düsseldorf, die an der Graf-Recke-Straße beheimatet sind — immer wieder mit Vorurteilen zu kämpfen. Bowling sei kein richtiger Sport, sondern eher eine bierselige Freizeitbeschäftigung, heißt es. Doch wer einmal einen Wettkampf auf höchstem Niveau gesehen hat, der kommt schnell zu einer anderen Meinung. Um mehr als 100 Mal pro Wettkampf oder Training anzulaufen und eine Kugel auf die Reise zu schicken, muss man fit sein. „Man muss vor allem mental bereit sein. Immer die Konzentration hochzuhalten, ist nicht einfach“, sagt Schmitt. Zudem braucht es eine Menge Feingefühl.

Birgit Pöppler spielt sogar bei
der Profitour in den USA mit

„Bowling ist ein sehr technischer Sport“, weiß Stefan Nguyen, selbst bei Lok Stockum aktiv und beim BVD zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit. Natürlich kennt auch er die gängigen Klischees über seinen Sport. All zu ernst nimmt sie der 27-Jährige nicht. Die meisten Leute, die von seiner Leidenschaft oder seinem Verein hören, seien auch gar nicht ablehnend, „sondern eher interessiert“, sagt Nguyen.

Interessiert ist auch das Internationale Olympische Komitee. Nicht umsonst stand Bowling auf der Kandidatenliste für die Spiele 2020 in Tokio. Am Ende reichte es nicht, aber nun gibt es einen neuen Anlauf für 2024 in Paris. Bei der Junioren-WM Mitte des Monats wird eine Delegation der Olympia-Organisatoren vor Ort sein, passenderweise steigt die Meisterschaft unweit von Paris.

In den USA ist Bowling längst ein Profisport mit Großverdienern und Liveübertragungen im Fernsehen. Auch Birgit Pöppler, der Star der Radschläger, ist regelmäßig in Amerika unterwegs. Vergangenes Jahr gewann sie dort im Mixed die Tour, zuvor bereits diverse Medaillen bei WM, EM, DM, World Bowling Open sowie internationalen Turnieren. Da sind auch mal fünfstellige Summen zu verdienen, in den USA hat die 32-Jährige sogar Sponsorenverträge.

Bei den Radschlägern gibt es nichts zu verdienen. Aber zumindest übernimmt der Klub für seine Teams die Fahrt- und Hotelkosten. Finanziert wird das alles über das eigene Bowlingzentrum.

In dem dürfen auch Hobbyspieler ran. So hatte es auch bei Yvonne Schmitt begonnen. Vor knapp zehn Jahren war sie mit Freunden in Neuss spielen. Das hatte ihrem Mann und ihr so viel Spaß gemacht, dass sie sich erkundigte, wo man das Ganze als Leistungssport betreiben kann. Sie fand die Radschläger und blieb dabei. Seit kurzer Zeit darf sie sich dreifache deutsche Meisterin nennen.