Man rückte eng zusammen beim Frankreichfest

Natürlich wurde bei dem Fest in der Altstadt auch geschlemmt und französische Lebensart genossen — vielen Besuchern war aber die Begegnung, das Völkerverbindende mit dem Nachbarn noch wichtiger.

Foto: Judith Michaelis

Düsseldorf. Am Wochenende standen Rathausinnenhof, Burgplatz und Rheinuferpromenade ganz im Zeichen des französischen Savoir-Vivre. Das Frankreichfest lockte wieder viele Besucher auf ein Gläschen Wein oder verschiedene Leckereien aus dem Nachbarland an. Doch einige finden auch: In schwierigen Zeiten für Europa sorgt ein solches Fest für Zusammenrücken.

Elen und Christopher Prüfer sind zum zweiten Mal hier und haben ein nettes Plätzchen im Innenhof des Rathauses gefunden. Sie mögen das Frankreich-Feeling, welches das Fest transportiert und genießen gerne ein Glas Wein in der Sonne. „Ich finde, man merkt oft, dass Politik und die Menschen, die in einem Land leben, oft nicht viel miteinander zu tun haben“, sagt Elen Prüfer. Auch wenn es auf politischer Ebene mal kriselt, dürfe man das nicht immer auf Land und Leute beziehen. „Ich finde, in Europa sollte es gar keine Grenzen mehr geben“, sagt sie. Alle sollten zu einem großen Land zusammenwachsen, findet sie - Vereinigte Staaten von Europa also.

Roland Wenke findet, das Besondere am Frankreichfest ist jedes Jahr, dass sich dabei alles aus der Umgebung, was in irgendeiner Weise frankophil oder französisch ist, hier für ein Wochenende zusammenfindet. Düsseldorf und Frankreich — das passt in seinen Augen einfach gut zusammen.

Das sieht wohl nicht nur er so. Nach einer ersten Zwischenbilanz des Veranstalters Destination Düsseldorf (DD), konnte der Besucherrekord des vergangenen Jahres wieder übertroffen werden. Weit über 100 000 Gäste genossen zwischen Freitag und Sonntag Austern, Wein, Käse und andere Leckereien rund um Rathaus und Burgplatz.

Birte Loleit, Thomas Spohr und Peter und Claudia Weisbeck sind extra aus Pulheim mit dem Fahrrad gekommen, um zum ersten Mal das Frankreichfest mitzuerleben. Die Firma, bei der sie arbeiten, ist einer der Sponsoren - so war das Interesse geweckt. Sie fühlen sich sehr wohl auf dem Burgplatz. „Es gibt leckeres Essen und guten Wein“, sagt Claudia Weisbeck. Außerdem herrsche eine tolle Stimmung - gerade bei dem tollen Wetter. Birte Loleit findet, in der aktuellen politischen Situation sollte es viel mehr solche internationalen und interkulturellen Feste wie das Frankreichfest geben. „Dieser Austausch ist jetzt umso wichtiger“, findet sie.

Das betont auch der französische Generalkonsul Vincent Muller: „Die Kultur, die Gastronomie und auch der gemeinsame Wille, Europa zu stärken, stehen im Mittelpunkt dieser großartigen Veranstaltung am Rhein.“ Und Boris Neisser vom DD-Vorstand fügt hinzu: „Die Stärkung des europäischen Gedankens ist ein absolut positives Signal. Daneben sind es die vielen kleinen Geschichten, die dieses Fest ausmachen. Menschen lernen sich kennen, rücken an den Tischen zusammen und genießen die frankophile und stimmungsvolle Atmosphäre dieser drei Tage in Bleu, Blanc, Rouge.“

Thomas Meier ist einer von denen, der an den langen Tischen am Rheinufer zusammenrückt. Für ihn und seine Freunde ist der Besuch des Festes eine Tradition, denn alle hätten einen großen frankophilen Touch. Auch er findet: „Solche Feste verstärken das gegenseitige Verständnis. Es schärft einfach die Wahrnehmung, was jenseits unserer Grenze noch so los ist.“ Und man merke dabei auch: Die Zeit des „Grenzendenkens“ ist vorbei. Oder sollte es zumindest sein.

Mit seiner Teilnahme am Fest will Thomas Meier den gemeinschaftlichen und europäischen Gedanken unterstützen. Er findet, es könnte ruhig mehr solcher Feste geben. „Wenn es auch ein Ungarn- oder Polenfest gäbe, könnte man sich vielleicht diesen Ländern ebenfalls wieder mehr annähern“, sagt er. Seine Sitznachbarin Claudia Grobecker bemerkt: „Man wächst einfach mehr zusammen, wenn man bei solchen Gelegenheiten feststellt, wie viel man gemeinsam hat.“