Düsseldorf/Essen Nachts in der S6: Professionelle Banden rauben Schlafende aus
Die Bundespolizei hat in der S6 nach Essen in vier Wochen rund 30 Verdächtige festgenommen.
Düsseldorf/Essen. Wer nach einem langen Altstadt-Besuch nachts in die S-Bahn Richtung Essen steigt, sollte in jedem Fall die Augen offen halten. Denn organisierte Banden haben sich darauf spezialisiert, Schlafende auszunehmen. „Sie durchsuchen die Kleidung und nutzen sogar Rasierklingen, um Hosentaschen aufzuschneiden und Smartphones zu entwenden“, erklärt Volker Stall, Pressesprecher der Bundespolizei. In den letzten Monaten hat die Zahl dieser Diebstähle erheblich zugenommen.
Die Täter sind hauptsächlich an den Wochenenden unterwegs und suchen sich gezielt übermüdete Opfer aus, denen die Augen zugefallen sind. Meist handelt es sich um zwei oder drei Männer, die sich zunächst unauffällig neben die Fahrgäste setzen. Allein in einer Nacht wurden acht Strafanzeigen gestellt.
Dabei gehen die Diebe ausgesprochen dreist vor. Zum Teil wurden den Spätheimkehrern die Handys abgenommen, während sie mit Kopfhörern gerade Musik hörten. Stall: „In vielen Fällen spielt dann auch der Alkohol eine Rolle.“
Das ist vermutlich auch der Grund, warum die Täter in der S-Bahn zwischen Düsseldorf und Essen besonders aktiv sind. Denn dort sind besonders viele „Nachteulen“ unterwegs. In den vergangenen Wochen wurden von der Bundespolizei verstärkt Zivilfahnder eingesetzt, um den Tätern das Handwerk zu legen.
In den vergangenen vier Wochen wurden rund 30 mutmaßliche Taschendiebe in der Linie S6 festgenommen. Stall: „Die meisten sind männlich und zwischen 16 und 36 Jahre alt.“ Rund 90 Prozent davon waren Nordafrikaner.
Inzwischen arbeiten einige der Banden auch tagsüber. Während ein Komplize von außen an die Scheibe klopft und das potenzielle Opfer ablenkt, entwenden Mittäter die Rucksäcke oder lassen Laptops aus der Gepäckablage mitgehen.
Wir Bahnsprecher Dirk Pohlmann erklärte, führe man abends und nachts bereits verstärkt Streifen in den Bahnen durch: „Das geschieht in enger Absprache mit der Bundespolizei.“ Verstärkte Sicherheitsmaßnahmen müssten allerdings auch finanziert werden.