Evangelische Friedens-Kirchengemeinde Neues Projekt: Nachbarschaft pflegen am Telefon
Im neuen Projekt unterstützen Ehrenamtler Ältere, die nicht mehr so mobil sind.
Düsseldorf. Rund 3500 Menschen, die älter als 80 Jahre alt sind, leben in den Stadtteilen Bilk, Friedrichstadt und Unterbilk. Die meisten möchten auch im Alter in ihren Stadtteilen und im gewohnten Viertel leben. Rund 50 Prozent der Senioren wohnen alleine. Damit sie, wenn sie nicht mehr so mobil sind, ihre sozialen Kontakte halten oder gar erneuern können, entwickelt Karin Martini, Gemeindepädagogin der Evangelischen Friedens-Kirchengemeinde das Projekt „Nachbarschaft am Telefon“. Es ist für alle offen.
„Wir wollen das soziale Netzwerk in den drei Stadtteilen weiter ausbauen“, erklärt Karin Martini, die das neue Projekt koordinieren wird. Die 57-Jährige ist 30 Jahre in der Gemeindearbeit tätig, hat u.a. auch ein Zentrum plus der Diakonie geleitet. Nun ist es ihr Ziel, insbesondere denjenigen Nachbarschaft anzubieten, die ihre Wohnung nicht mehr gut oder alleine verlassen können.
20 Ehrenamtler hat sie bereits gefunden, die bereit sind, die neue Form der Nachbarschaft zu leben. Die Idee: Der Ehrenamtler verabredet sich regelmäßig, etwa einmal pro Woche, zu einem längeren Telefongespräch mit einer Seniorin oder einem Senior, der dies gerne möchte. Es soll keine „Telefonketten“ geben, sondern einen 1:1-Kontakt.
Im Mai wird es zwei Infotermine geben (siehe Kasten), bei denen interessierte Bürger die Projektidee konkretisieren und weiterentwickeln können. Angesprochen sind beide Zielgruppen: Ehrenamtler jeden Alters und eben Senioren, die gerne an der Nachbarschaft per Telefon teilnehmen möchten. So hat sich bereits eine Frau gemeldet, die früher selbst sehr aktiv war, jetzt aber ihre Wohnung nicht mehr verlassen kann. Sie freut sich schon auf einen neuen Telefonkontakt.
Beate Ständer hat sich bereits entschieden, beim neuen Projekt mitzumachen. Die 66-jährige Rentnerin wohnt seit gut vier Jahren in Unterbilk und ist bereits ehrenamtlich engagiert, so als Sterbebegleiterin im Katharina-von-Bora-Haus. Auch ihr Mann Friedhelm Ständer, der ehrenamtlich Flüchtlinge unterrichtet, will sich im neuen Telefon-Projekt einbringen.
„Wir sind oft hier im Viertel und auf dem Friedensplätzchen unterwegs. Da bekommen wir mit, dass viele ältere Leute Hilfe brauchen, beispielsweise beim Tragen der Einkaufstaschen oder sie möchten einfach mal erzählen“, sagt Beate Ständer. Sie stellt sich ihre neue Aufgabe so vor, dass sie die Person, die sie dann später regelmäßig anrufen wird, erst einmal persönlich kennenlernt. „Ich möchte das Gesicht sehen“, sagt sie. Sie möchte auch sicher gehen, dass die Aktion nicht missbraucht wird.
„Nachbarschaft am Telefon“ soll ab dem 14. Mai beginnen. Gefördert wird es vom Diakonischen Werk Rheinland-Westfalen-Lippe. Laut Koordinatorin Karin Martini stehen den Ehrenamtlern auch Seminare offen. Wenn die Anrufer merken, dass ein Senior weitere Hilfe braucht, verspricht sie die Vermittlung. Und Ehrenamtlern, denen das Engagement zu viel werde, „dürfen sich jederzeit wieder ausklinken“, sagt Martini.