Kinderbetreuung in Düsseldorf Notdienste in Kita: Jetzt schlagen die Eltern Alarm
Düsseldorf · Seit eineinhalb Jahren leiden Kinder, Eltern und Erzieher unter akutem Personalmangel in der städtischen Kita an der Himmelgeister Straße. In diesem Jahr wurden Eltern an mehr als 16 Kitatagen gebeten, ihre Kinder möglichst zu Hause zu betreuen. Nun will sich die Stadt um eine Verbesserung der Lage bemühen.
Der erste Blick morgens nach dem Aufstehen fällt aufs Handy. Blinkt eine Nachricht im Display auf, heißt das in der Regel nichts Gutes. Denn morgens wird den Eltern der Kita an der Himmelgeister Straße bekannt gegeben, ob erneut zu wenige Erzieher zur Verfügung stehen, um alle Kinder der Einrichtung zu betreuen. „Ist das der Fall, lassen die meisten Eltern den Müsli-Löffel fallen und fahren so schnell wie möglich zur Kita“, sagt Mutter Katja Deigner. Von den rund 60 Kindern müssen bei einem sogenannten Notdienst etwa 20 zu Hause betreut werden. Wer zuerst zur Kita kommt, der darf in der Regel bleiben. Der Rest wird wieder nach Hause geschickt.
Von Ausnahmen kann keine Rede mehr sein. Seit eineinhalb Jahren müssen die Eltern laut Elternbeirat täglich mit einer solchen Nachricht rechnen. Allein in diesem Jahr gab es bereits an mehr als 16 Tagen einen solchen Notdienst. „Es gibt zu wenige Erzieher, da muss nur einer krank werden, schon steht wieder ein Notdienst an“, sagt Vater Dominik Weinhold.
Lange genug hätten die Eltern das Beste daraus gemacht, beruflich Überstunden angehäuft, um die Kinder zu Hause zu betreuen, sie teilweise mit zur Arbeit genommen oder alternative Betreuungsmöglichkeiten ausgeschöpft. „Aber es geht nun wirklich nicht mehr“, sagt auch Katja Deigner vom Elternbeirat. „Es gibt Eltern, die haben keinen Familienanschluss und dementsprechend niemanden, der auf die Kinder aufpassen kann. Wir haben Eltern dabei, die im Schichtdienst arbeiten oder auch Alleinerziehende. Alle berufstätigen Eltern brauchen eine verbindliche Betreuung, die ihnen mit dem Vertrag ja auch zusteht.“
Viel mehr aber als die eigene berufliche Situation, bereitet den Eltern die Qualität der Betreuung Sorge. „Durch den personellen Engpass und den Notdienst können die Erzieher in der Kita ihrem Bildungsauftrag nicht nachkommen und die Kindern nicht altersentsprechend fördern“, sagt eine Mutter, die als städtische Angestellte lieber anonym bleiben möchte. „Es gibt keinen geregelten Tagesablauf oder vertraute Gesichter in den Gruppen, da Gruppen zusammengelegt werden müssen. Geschweige denn, dass ein pädagogisches Angebot durchgeführt werden kann.“
Und auch für ihren fünf Jahren alten Sohn, für den als Vorschulkind nun eigentlich besondere Projekte und Ausflüge geplant waren, tut es ihr leid. „Dass diese Aktionen nun nicht stattfinden, ist für die Kinder nicht nachzuvollziehen.“
Der Ärger der Eltern richtet sich nicht gegen die Erzieher oder gar die Leitung der Kita. „Wir schätzen die Kita und das Personal sehr und würden uns wünschen, dass die Erzieher wieder ihrer pädagogischen Arbeit nachgehen können und nicht nur über den Tag die Kinder verwahren. Auch für die Erzieherinnen ist es auch alles andere als eine tolle Situation“, sagt die Mutter von zwei Söhnen. Es sei schließlich auch nur eine Frage der Zeit, bis die restlichen Erzieher gesundheitliche Schäden davon tragen und auch noch ausfallen.
Die Eltern der Kita nehmen die Stadt in die Pflicht. „Die Stadt brüstet sich damit, familienfreundlicher Arbeitgeber zu sein. Die vergangenen Monate waren aber für alle Beteiligten alles andere als das.“
Auf Nachfrage der Redaktion hat Jugendamtsleiter Johannes Horn zugesichert, sich persönlich um eine Verbesserung der Situation in der Kita an der Himmelgeister Straße 236 zu bemühen. „Ich habe leider erst viel zu spät davon erfahren“, sagt er gegenüber der Redaktion und erläutert die Problematik: „Es gibt mehrere Langzeiterkrankte unter den Erziehern, diese Stellen sind deshalb nicht frei.“
Er will nun versuchen, die Lücken an der Himmelgeister Straße durch Springerkräfte aus anderen Einrichtungen zu füllen. Das Geld für die Mittagsverpflegung in Höhe von 75 Euro monatlich werde Eltern, deren Kinder in den letzten Wochen zu Hause betreut wurden, zurückerstattet.
Die Eltern der Einrichtung sind skeptisch. Sie glauben nicht daran, dass es in absehbarer Zeit zu einer befriedigenden Verbesserung der Betreuungssituation kommt. „An der Qualität werden leider auch Springerkräfte nichts ändern können“, befürchten sie. Und: „Die Erzieher werden aus anderen Kitas abgezogen. Das eine Loch gestopft , ein anderes wird aufgerissen“, sagt Katja Deigner vom Elternbeirat.