Porträt Ein Schauspieler mit politischer Botschaft
Düsseldorf · Der 25-jährige Düsseldorfer Patrick Mölleken will mit dem neuen Film „Das letzte Mahl“ ein Zeichen setzen.
Gerade kommt Patrick Mölleken aus dem Studio von einer Hörspielproduktion in Köln. Vorher noch schnell ein Casting für eine neue TV-Serie. „Es geht wieder um eine Geschichte aus dem Zweiten Weltkrieg“, sagt der 25-jährige Schauspieler aus Düsseldorf. Mehr dürfe er nicht verraten. Der junge Mann mit fein geschnittenem Gesicht, kantigem, halb geschorenem Kurzhaarschnitt und Gardemaß von 1,89 Metern ist bei Regisseuren gefragt, nicht nur als junger Arzt oder querschnittsgelähmter Patient, sondern besonders in Historien-Dramen. Als Wehrmachts-Offizier oder rechtspolitischer Hardliner in dem Youtube-Clip „Aber“, den er kürzlich mit dem deutsch-türkischen Rapper Eko Fresh veröffentlicht hat. Im Dezember gab es dafür von der EU einen Sonderpreis für ‚Gesellschaftliche Verantwortung’. Nach wenigen Wochen verbuchten sie knapp acht Millionen Klicks. „Leider auch von der falschen Seite“, gesteht er ein. Aber das sei nur ein Bruchteil. „Die Mehrheit der jungen Generation können wir mit der Message begeistern.“
Film wird in 140 Kinos in Deutschland laufen
In dem Film „Das letzte Mahl“ spielt Patrick den jüdischen Jungen Michael Glickstein, der sich am Tag der ‚Machtergreifung’ Hitlers vor seiner Familie als Nationalsozialist outet. Und mit diesem Geständnis seine Familie entzweit. Während eines Abendessens an einer großen Tafel, an der sich die Familie versammelt. Der 83-Minuten-Streifen feiert am 30. Januar in 140 Kinos in Deutschland -Premiere. Auch in Düsseldorf, im Cinestar, Hansaallee 245. Der Tag — kein Zufall, denn am 30. Januar 1933 ernannte Reichspräsident von Hindenburg Hitler zum Reichskanzler. Ein Datum, das die Nazis als Beginn einer neuen Epoche feierten.
An diesem Schicksalstag der deutschen Geschichte war die Sehnsucht groß nach einem „starken Mann“, der nach Jahren mit ständig wechselnden Regierungen „Ordnung schafft“. Die Begeisterung unter jungen Menschen war da – selbst unter jüdischen Deutschen, in denen die braune Bewegung ihre Todfeinde sah. „Das letzte Mahl“ (Drehbuch: Stephan Warnatsch, Regie: Florian Frerichs) will mit diesem Sujet kein Blockbuster sein, sondern kommt wie ein intimes intensives Historien-Kammerspiel über die Leinwand. Die Werbetrommel rühren nicht nur die Macher, sondern auch Patrick Mölleken: Er reist kreuz und quer durch die Republik, engagiert sich auch als Produzent für den Streifen, der 2018 seine Weltpremiere in Los Angeles feierte — beim Jewish Film Festival, im Kreise von Holocaust-Überlebenden.
Obwohl Mölleken nicht von Anfang an in politisch brisanten Filmen auftrat. Mit elf Jahren stand er das erste Mal vor der Kamera, mit 14 feierte er sein „Traumschiff“-Debüt in San Franciso und hat mittlerweile in 100 Filmen (auch einigen Serien) und 300 Hörspielproduktionen mitgewirkt.
Warum wirkt er, der derzeit seine Eltern und seine eigenen vier Wände in Flingern nur selten zu Gesicht bekommt, häufig in Streifen über die NS-Vergangenheit mit? Sicherlich hat er die Angebote auch seiner Statur und seinem telegenen Aussehen zu verdanken. Aber: „Mit diesem Film wollen wir ein Zeichen setzen.“ Und: „So etwas darf nie wieder passieren.“ Immer wieder betont er, wie wichtig „politische Botschaften“ für ihn sind.
Seine Großmutter sei für ihn die wichtigste Geschichts-Quelle, so Mölleken, der während der Schulzeit Schauspielunterricht nahm und nach dem Abi voll ins Filmgeschäft einstieg. Sie ist fast 90 und hat als neunjähriges Mädchen die Reichspogromnacht miterlebt. „Sie hat mir erzählt, wie ein Klavier, ein Stutzflügel, aus dem Fenster der oberen Etagen des Stern-Verlags auf die Friedrichstraße geworfen wurde.“ Eine Szene, die sie nicht vergessen habe und ihrem Enkel schilderte. Ihr Vater, ein bekannter Stahlkonstrukteur (u.a. der Commerzbank-Kuppel), habe den Kindern gesagt: „Komm, ich zeig Dir, was Hitler uns bringt.“ Jedes Mal, wenn Patrick über die Friedrichstraße läuft, müsse er daran denken.
Neben seinem politischen Engagement führt Patrick ein ganz normales Leben, auch mit Smartphone, guckt Netflix-Filme, ist in sozialen Netzwerken aktiv und bekommt Angebote für zahlreiche TV-Formate. Obwohl er als „konservativer Romantiker“ auch Fernsehzuschauer ist. Wenn er mal Zeit hat, geht er am liebsten mit Freunden (auch aus der Schulzeit) in Düsseldorfer Kneipen. Weniger in laute Discos, da könne man nicht in Ruhe reden. Ansonsten sind für ihn, den Familienmenschen, Eltern und seine Schwestern sein Lebens-Mittelpunkt. Eine feste Partnerin habe er aktuell nicht. „Gerade ist wenig Zeit dafür. Leider.“
Wie schaffte er es als Jugendlicher neben der Schule so häufig vor der Kamera zu stehen? „Ich habe beim Dreh immer für die Schule gebüffelt,“ erzählt er. So habe er schon 2007 auf dem „Traumschiff“ mit Schiffsoffizieren Mathe und mit der Kreuzfahrt-Direktorin Fremdsprachen gepaukt. „Ich hatte ein klares Ziel vor Augen und war dadurch ein guter Schüler.“ So erzielte er ‚nebenbei’ einen glänzenden Abi-Schnitt. Haben seine Rollen mit ihm persönlich zu tun? Nein, das Aufregende an dem Beruf sei, Rollen zu spielen, die mit ihm nichts zu tun haben. „Sich selber spielen, das ist doch langweilig.“