Nachbarschaft „Platzgrün“ stellt neuen Carl-Mosterts-Platz vor
Düsseldorf · Die Initiative macht den Platz zu einem Ort, der den Anwohnern gehört, und für den sie sich verantwortlich fühlen.
Vor rund eineinhalb Jahren war die Agrarwissenschaftlerin Susanne Dickel das Warten auf die politische Lösung leid. Der Carl-Mosterts-Platz im Stadtteil Pempelfort, den sie regelmäßig beim Einkaufen oder Spazierengehen durchquert, lag seit Jahren brach und wurde nach Sturm Ela 2014 kaum wiedererrichtet. Nun sollten sich die Anwohner selbst um die Runderneuerung kümmern, wofür sie zusammen mit ihrer Bekannten und Nachbarin Helgard Müller das Projekt „Platzgrün“ ins Leben rief. Nach monatelanger Arbeit konnten die beiden den neubegrünten Platz jetzt, am „Tag der Nachbarn“, endlich vorstellen.
Was wurde schon gemacht? Was soll noch kommen? Aus der tristen Rasenfläche und dem Rosenbeet vor dem katholischen Jugendhaus wurde ein belebter Platz mit bunten „wilderen“ Pflanzen, die auch heimische Insekten anlocken. Damit man besser verweilen kann, wurden mehr Sitzgelegenheiten errichtet, sowie Liegen zum Sonnen auf dem Rasen. Um den Platz weiter zu beleben, denken die Initiatorinnen über ein Bücherregal zum Verschenken und Tauschen von Büchern nach. Falls die finanziellen Mittel es erlauben, wäre auch eine Entfernung des grauen Asphaltbodens angedacht.
Gibt es schon Nachahmer? Susanne Dickel wünscht sich, dass sich das Projekt „Platzgrün“ irgendwann verselbstständigt und es in allen Ecken Düsseldorfs ähnliche Projekte zur Stadtteilverschönerung geben wird. Bisher wurde sie beauftragt, im kleineren Rahmen am Mintropplatz mit ihrer Expertise zu helfen. Nachahmer haben sich noch nicht gefunden, doch das Pilotprojekt am Carl-Mosterts-Platz sollte auch erst vorzeigbar gemacht werden, bevor die Idee von nun an großflächig außerhalb des Viertels beworben werden soll.
Wie hat sich die Covid-19-Situation auf das Projekt ausgewirkt? Der Park wurde in den letzten Monaten sogar mehr genutzt als üblich. Da alle Spielplätze und Gaststätten geschlossen waren, fand sich die Nachbarschaft hier ein. Durch die weit auseinander stehenden Bänke konnte der Abstand gewahrt werden, und das Viertel dennoch zusammengebracht werden. Die Arbeit an den Beeten blieb aufgrund der Situation allerdings vor allem an den beiden Initiatorinnen hängen, die niemanden zum langen Arbeiten auf dem öffentlichen Platz animieren wollten.
Welches Feedback kommt aus der Nachbarschaft? Die Nachbarn, die hier regelmäßig vorbeigehen, kommen oft mit den Initiatorinnen ins Gespräch, freuen sich darüber, dass endlich wieder etwas an diesem zentralen Ort gemacht wird. Auch wenn der Großteil der Arbeit natürlich von wenigen Leuten geleistet wird, wird der neue Platz von vielen Nachbarn als „ihr Platz“ und damit auch in ihrer Verantwortung wahrgenommen. Der Müll, der oft auf den Platz geweht wird, wird häufig von Passanten entfernt, um die Vermüllung gar nicht erst beginnen zu lassen. Auch viele Ideen sind durch Gespräche mit den Nachbarn entstanden. Unter anderem kam die Idee von Passanten, neben den Bänken auch die am Schadowplatz ausrangierten bunten Kunststoff-„Enzis“ mit beidseitigen Lehnen aufzustellen. Zudem wird ein Gemüsebeet gewünscht. Ob dies machbar ist, wird noch geprüft.
Wer unterstützt das Projekt „Platzgrün“? Um sich nicht mit dem bürokratischen Aufwand einer Vereinsgründung aufzuhalten und dadurch weniger Zeit für die eigentliche Arbeit zu haben, schlossen sich die Initiatorinnen dem Verein „Pro Düsseldorf“ an. Er soll ihnen den Rücken freihalten, Kontakte knüpfen und nach Sponsoren suchen. Der erste Sponsor, von dem das Projekt bisher lebt, ist die Düsseldorfer „Deutsche Postcode Lotterie“, die 10 000 Euro beisteuerte.
Interessierte, die ihren Platz in einem anderen Stadtteil verschönern wollen, können sich beim Verein „Pro Düsseldorf“ melden, der das Gesamtprojekt „Platzgrün“ koordiniert.