Post: Jetzt drohen Streiks

Zwar wurden Ausfälle in der Zustellung verringert, aber nun stehen Kürzungen an. Auch bei der Rheinbahn droht ein Arbeitskampf.

Düsseldorf. Immerhin: Das Loch bei den Zustellern in Düsseldorf ist gestopft, die resultierenden Ausfälle, Pannen und Verspätungen sind fürs Erste vorbei. Aber den Postkunden droht das nächste Ungemach: In Kürze könnten Streiks auf sie zukommen.

Die Kunden sind auch ohne Streik vor normalem Ärger nicht gefeit. Zum Beispiel Wolfgang Stach. Der Unternehmer wandte sich jetzt an die WZ, weil er an zwei aufeinanderfolgenden Tagen keine Post erhalten hatte. Seine Anrufe bei der Posthotline brachten keine Klärung. Stach war sauer, denn es ging um dringende Sendungen.

Die Pressestelle konnte die Ursachen bei der WZ-Recherche nicht erhellen, erst der Vorsitzende des Düsseldorfer Betriebsrats, Norbert Moll, brachte Klärung. Die Kollegin sei eine Vertretung gewesen und habe die Post versehentlich an ein Postfach weitergeleitet, statt sie im Haus zuzustellen. Moll: "Das kann man nie zu 100 Prozent ausschließen."

Immerhin sind die größten Personalsorgen bis zum Mai gelindert worden. Zuvor hatte man noch über 50 fehlende Zusteller in der Stadt geklagt. Daraufhin wurde eingestellt. Nach der bundesweiten sommerlichen Spar-Zustellung, die überall Empörung ausgelöst hatte, läuft laut Moll zurzeit alles normal.

Dafür gibt’s andere Sorgen. Postchef Frank Appel will beim Personal Einsparungen durchsetzen, er argumentiert mit Verlusten im Briefgeschäft: Die zugesagte Gehaltserhöhung am 1.Dezember will er streichen, die Arbeitszeit von 38,5 auf 40 Stunden anheben, ohne dass die Gehälter steigen. Zudem sollen durch teilweise Auslagerung der Zustellung niedrigere Löhne etabliert werden.

Rund 60 Zusteller in Düsseldorf wären davon betroffen. Neuangestellten drohen Einbußen, aber auch bestehenden Teilzeitkräften. So wäre bei Angestellten, die auf einer halben Stelle arbeiten, eine Aufstockung der Arbeitszeit nicht umsetzbar. Bei denen würde dann das - ohnehin schmale - Gehalt gekürzt, um 26,80 Euro, hat Verdi berechnet. Aber die 40-Stunden-Woche hätte weitere Folgen: "Da würden in Düsseldorf 50 Stellen wegfallen, vor allem in der Zustellung."

Für Norbert Moll sind die Pläne nicht akzeptabel. Anfang November ende die Friedenspflicht für die Arbeitnehmer: "Hat es bis dahin keine Annäherung gegeben, kommt ein Arbeitskampf." Der würde sich massiv auf die Zustellung von Briefen und Paketen auswirken, in einer Zeit, wo das Aufkommen deutlich steigt und die weihnachtliche Sendungsflut beginnt.

Ein weiterer Streik droht Anfang nächsten Jahres bei der Rheinbahn. Die Gewerkschaft Verdi hat den Rahmentarifvertrag für Nordrhein-Westfalen gekündigt, weil sie Verschlechterungen befürchtet. Der Düsseldorfer Geschäftsführer Gustav Wilden: "Die Arbeitgeber wollen die Quote für Fremdvergaben erhöhen und anschließend Mitarbeiter zu niedrigeren Löhnen einstellen."

Rheinbahn-Sprecher Georg Schumacher: "Beim Busverkehr haben wir das grundsätzliche Problem, dass private Konkurrenz geringere Löhne zahlt als wir." Das mache es für die Rheinbahn schwer, konkurrenzfähig zu bleiben.

Stichtag ist der 31. Dezember, Wilden sieht "schwierige Verhandlungen" auf die Beteiligten zukommen. Sollte kein Ergebnis erzielt werden, sei von Seite der Gewerksschaft die Bereitschaft zum Streik Anfang des kommenden Jahres da. Zuletzt hatte die Rheinbahner im März 2008 gestreikt und kurzzeitig den Verkehr lahmgelegt.

WZ-Ärgertelefon 0211-8382-2336