Prozess: Frau parkte ein – Mann rastete aus
Anwohner beleidigte Fahrerin, weil sie vor dem Fenster rangierte.
Düsseldorf. Seit jeher müssen sich Frauen mit dem Vorurteil herumschlagen, dass sie hinter dem Lenkrad eine schlechte Figur abgeben.
Der Bestseller "Warum Männer nicht zuhören und Frauen schlecht einparken" beispielsweise beschäftigt sich mit dem Phänomen der angeblich mangelhaften Fahrkünste von Frauen und klärt über Unterschiede im Geschlechterverhalten auf.
Und auch in Gerichtssälen spielen sich zuweilen Szenen ab, die den Unterschied zwischen Mann und Frau eindrucksvoll darstellen - dass Zuschauer glauben könnten, die Prozessbeteiligten stellen gerade ein Paradebeispiel aus dem Buch nach.
November 2009, 10 Uhr in Bilk. IT-Fachmann Manfred S. (39, Name geändert) liegt im Bett, als er durch das geöffnete Fenster einen Motor aufheulen hört. Raumausstatterin Anita K. (47) versucht, vor der Erdgeschosswohnung rückwärts einzuparken. "Ich musste nur einmal korrigieren", sagte sie am Montag vor Gericht. "Sie brauchte 25 Minuten. Das war mir zu lange", behauptete aber Manfred S.
"Kaum hatte ich das Auto abgeschlossen, schoss der Mann wie ein kleiner Preisboxer auf mich zu", schilderte Anita K. Er habe sie beleidigt und sie angebrüllt, sie solle ihre Karre wegfahren, sonst würde er ihr "eine klatschen". Weil sie so lange fürs Einparken gebraucht hätte, seien die Abgase in seine Wohnung gestiegen.
Es sei ohnehin so laut auf der Straße vor seinem Fenster, "chaotisch" gehe es dort zu. Wenn Anita K. dann auch noch so lange fürs Einparken brauche, komme er gar nicht mehr zur Ruhe. Anita K. redete auf den Mann ein, der habe ihr aber nicht zuhören wollen. Schließlich zeigte sie ihn wegen Beleidigung und Nötigung bei der Polizei an.
Im Richter fand der Angeklagte am Sonntag keinen Verbündeten. "Ich wusste nicht, dass es eine Regelung gibt, die besagt, wie lange man fürs Einparken brauchen darf", sagte er. "Wenn es Ihnen zu laut auf der Straße ist, ziehen Sie doch aufs Land." Manfred S. muss nun 600 Euro Strafe zahlen.