Kontrolleure leben gefährlich: Jetzt biss ein 18-Jähriger zu
Bisse, Tritte, Pöbeleien: Fast täglich gibt es für Rheinbahner und OSDler heikle Situationen. Ein Fall war vor Gericht.
Düsseldorf. Nico W. (18) war in Gedanken versunken, als ihn der Rheinbahn-Kontrolleur in der Straßenbahn 712 plötzlich zusammenzucken ließ. "Den Fahrausweis bitte", forderte der 55-Jährige den Düsseldorfer auf.
Weil Nico W. keine Fahrkarte vorweisen konnte, sollte er an der Haltestelle Oberrather Straße seine Personalien angeben. Doch der 18-Jährige lief davon, brüllte den Rheinbahn-Mitarbeiter an "Ich kill dich".
Als der ihn schließlich zu fassen bekam, wurde er vom 18-Jährigen getreten und gebissen. Am Montag fand sich Nico W. deshalb vor dem Amtsgericht wieder.
Übergriffe auf Mitarbeiter der Rheinbahn sind keine Seltenheit. Im Februar war ein Busfahrer von einer Gruppe Jugendlicher in die Mangel genommen worden. Der 36-Jährige hatte sie aufgefordert, im Bus das Rauchen einzustellen. Einer der Jungen beschimpfte ihn als "fett", bei der späteren Prügelei wurde der Fahrer am Auge verletzt.
Erst vor wenigen Wochen mussten sich zwei Brüder vor Gericht verantworten. Laut Anklage hatten sie einen Busfahrer, der sie davon abhalten wollte, gegen eine Telefonsäule zu treten, verprügelt. Der Fahrer erlitt eine Schädelprellung, war zehn Tage arbeitsunfähig. Das Strafverfahren gegen die jungen Männer wurde eingestellt, per Zivilklage machte die Rheinbahn aber 715 Euro Schadensersatz geltend.
Gegen Nico W. ist das Verfahren wegen einer weiteren Straftat am selben Tag eingestellt worden. Er war mit 1,8 Gramm Marihuana erwischt worden und muss deshalb 300 Euro zahlen. "Das reicht an Strafe für einen Tag", begründete der Amtsrichter die Entscheidung.
Körperliche oder verbale Angriffe auf Ordnungskräfte sind in Düsseldorf an der Tagesordnung. "Es gibt jeden Tag Schwierigkeiten", erklärt Ordnungsamtsleiter Michael Zimmermann. Die Palette reiche von Beleidigungen bis hin zu schweren körperlichen Attacken.
Ein Mitarbeiter des Ordnungsdienstes (OSD), der einem Falschparker ein Knöllchen ausstellte, musste sich kürzlich sogar durch einen Sprung zur Seite retten. Der Autofahrer war in seinen Wagen gestiegen und im Zorn über das Bußgeld auf den Mitarbeiter der Verkehrsüberwachung zugefahren. "Der Respekt vor Ordnungskräften nimmt ab", sagt Zimmermann. Das gelte auch für Polizisten, die früher ein bei weitem höheres Ansehen genossen hätten.