Gerichtsvorschau Düsseldorf Hat Ingenieur Rostlauben den TÜV-Stempel erteilt?
Düsseldorf · Nun muss sich ein Prüf-Ingenieur vor Gericht verantworten.
(wuk) Bei der TÜV-Prüfung mit einem Schrottauto blindlings durchgewunken zu werden: Das war bei einem Prüf-Ingenieur (56) laut Anklage angeblich kein Problem. So soll der Kfz-Fachmann im Jahr 2021 mindestens zwei so genannte Rostlauben für den weiteren Verkehr zugelassen haben. In vier Fällen soll er gegen Schmiergeld von 30 bis 70 Euro zudem falsche Dokumente für Kleintransporter über Schwerlaster bis hin zu Müllwagen amtlich bestätigt haben.
Dafür muss der Ingenieur, der sogar mit einer Bande in Verbindung gebracht wird, am 12. Mai vors Amtsgericht. Die Basis für die Anklagen wegen vierfacher Bestechlichkeit und doppelter Falschbeurkundung im Amt war vor rund vier Jahren gelegt worden.
Einbrecher haben tausende Blanko-Dokumente erbeutet
Damals hatten Einbrecher im Düsseldorfer Straßenverkehrsamt tausende Blanko-Dokumente für Kraftfahrzeuge erbeutet, die später gestohlenen oder schrottreifen Autos – meist aus Italien – angepasst wurden. Zwei Chefs einer internationalen Bande von Autoschiebern und Geldwäschern sind längst zu mehrjähriger Haft verurteilt, deren Kontaktmann in Düsseldorf wurde erst vor kurzem mit drei Jahren Gefängnis belegt. Er hatte zugegeben, den jetzt angeklagten TÜV-Prüfer in einer Vielzahl von Fällen mit Kleinbeträgen bestochen zu haben, um die Kfz-Papiere den maroden Autos zuzuordnen. Der Prüf-Ingenieur habe das laut Anklage bereitwillig mitgemacht.
Fahrzeuge fielen mit defekten Bremsen und Reifen auf
Zudem soll er ungesehen zwei Kastenwagen trotz erheblicher Mängel mit Prüf-Plaketten versehen und wieder auf die Straße gelassen haben. Beide Fahrzeuge fielen kurz danach mit defekten Bremsen auf, mit beschädigten Reifen, fehlender Beleuchtung oder auch großflächigen Rostlöchern. Einer der Kastenwagen habe zusätzlich sogar eine undichte Benzinanlage gehabt, einen defekten Auspuff und gravierende Mängel an der Vorderachse. Der Anwalt des Ingenieurs hat bereits angekündigt, der Prüfer wolle jetzt sämtliche Vorwürfe bestreiten. Das Amtsgericht hat daher für die Verhandlung drei Prozesstage bis Ende Mai anberaumt.