Düsseldorf Reisholzer Hafen: Langer Kampf gegen das Leck
Die Feuerwehr pumpte rund um die Uhr Wasser aus dem havarierten Frachter. Der Abtransport gelang zunächst nicht.
Düsseldorf. „Siehste da vorne, wo der Kies so sprudelt? Da ist das Leck. Und das geht bis da hinten“, sagt Wasserbauwerkmeister Josef Zimmermann vom Wasser- und Schifffahrtsamt (WSA) zu seinem Kollegen und malt mit dem Finger eine Linie, die beide die Stirn in Falten legen lässt. Am Hafen in Reisholz blickt man am Dienstagmittag in viele sorgenvolle Gesichter. Am Rhein-Ufer sind drei hohe Berge Kies aufgehäuft, auf dem Wasser liegt der Frachter, der am Sonntagabend leckgeschlagen ist. Darin, in einem Kieskrater gefüllt mit Wasser gurgeln Pumpen vor sich hin. Bis zum Abend wird sich die Lage nicht verbessern.
„Wir versuchen, dass mindestens so viel Wasser herausgepumpt wird, wie rein läuft“, sagt Markus Neumann, Leiter der Außenstelle Neuss des WSA. Am Sonntagabend habe die Besatzung einen Wassereinbruch in den Laderaum gemeldet. Das Schiff sei dann hier an die Kaimauer gefahren — seitdem versuche man, zu verhindern, dass es sinkt.
„Erst haben wir die Fracht hier entladen, damit nicht so viel Gewicht auf den Riss drückt“, sagt Neumann. Der Frachter hatte etwa 1700 Tonnen Kies geladen. Dann habe man aber festgestellt, dass der Druck durch das Wasser von unten die undichte Stelle nur vergrößerte. Also sei wieder Kies in den Laderaum geschüttet worden, um das Leck abzudecken. „Wir wissen noch nicht genau, wie groß die undichte Stelle ist“, sagt der Außenstellen-Leiter. Es seien noch Risse dazugekommen. Aktuell versuche man, den Frachter stabil zu halten — am Nachmittag solle ein Containerschiff kommen, an dessen Seite der havarierte Kahn gespannt und so in den Hafen nach Neuss gebracht werden soll. Die Pumpen würden auch auf dem Weg dorthin weiter arbeiten.
Doch so einfach, wie man es sich am Mittag vorstellt, ist es dann doch nicht. Als das Containerschiff gegen 15 Uhr ankommt, stellen die Helfer fest, dass die Stecker der Pumpen nicht zu denen des Schleppschiffes passen. „Die Einsatzkräfte haben versucht, andere Stecker zu montieren. Das hat nicht funktioniert — es gab immer wieder Kurzschlüsse“, sagt ein Feuerwehrsprecher am Abend. Ein erster Ablege-Versuch gegen 17.30 Uhr scheitert — um etwa 20 Uhr hat die Feuerwehr mehr Erfolg.
„In Neuss wird sich ein Taucher den Schaden von unten ansehen und versuchen, ihn zu flicken“, sagt Neumann. Das funktioniere mit einer Reparaturpaste, die „nach Geheimrezept“ hergestellt werde, weiß Zimmermann. „Die hält so fest, die muss man hinterher abschweißen.“ An der Stelle in Reisholz könne man das nicht machen — die Strömung sei zu stark, als dass ein Taucher hier sicher unter das Schiff schwimmen könnte.
Wie es zu der Havarie kommen konnte, ist noch nicht geklärt. „Ich vermute Materialermüdung“, sagt Neumann. Die Einzelteile eines Schiffsrumpfs seien zusammengeschweißt. Wenn das nicht ordentlich gemacht wurde, können die Schweißnähte nach einiger Zeit reißen. Das aus Frankreich kommende Schiff sei Baujahr 1974. „Für ein Schiff ist das nicht alt“, sagt Neumann. Alle fünf Jahre müssten sie zur SUK, zur Schiffsuntersuchungskommission, quasi der TÜV für Schiffe. Wenn rostige Stellen bemerkt würden, könne man die mit Metallteilen verstärken und so absichern. Dass einzelne Stellen durchrosten — wie bei einem Auto —, passiere eigentlich nicht. Auch so eine Havarie sei selten. „Zum Glück“, sagt Neumann.
Gegen 20 Uhr kann der Schlepper mit dem havarierten Schiff ablegen. Zu Redaktionsschluss ist noch nicht klar, ob beide in Neuss ankommen. „Es wird eine spannende Fahrt“, sagt de Sprecher.