Rheinbahn-Fest: Empörung über Känguru-Kampf
Eine Dompteurin hatte sich bei dem Fest einen Schaukampf mit dem Tier geliefert. Mitarbeiter der Rheinbahn verließen empört den Saal.
Düsseldorf. Es hatte schon im Vorfeld für Kritik gesorgt: Das Mitarbeiterfest der Rheinbahn, für welches das Unternehmen rund 300 000 Euro in die Hand genommen hatte. Nun gerät die dreitägige Feier, die am Wochenende im Neusser Swissôtel stattfand, wegen eine Programmpunktes erneut in die Diskussion: Eine Dompteurin hatte sich auf der Bühne einen „Boxkampf“ mit einem Känguru geliefert.
Mitarbeiter sollen die Nummer als geschmacklos empfunden und den Saal empört verlassen haben. Als geschmacklos bezeichnet auch der Deutsche Tierschutzbund mit Sitz in Bonn die Showeinlage: „Ein Känguru zur Unterhaltung boxen zu lassen, ist primitiv. Statt Geld für so einen Unsinn auszugeben, sollte die Rheinbahn lieber Tierschutzprojekte unterstützen“, erklärt Sprecher Marius Tünte. Der Tierschutzbund lasse außerdem prüfen, ob ein Verstoß gegen das Tierschutzgesetz vorliegt.
Tatsächlich war die Dompteurin, die seit Jahren mit der Show durch Deutschland tingelt und schon bei der Versteckten Kamera zu Gast war, bereits 2010 wegen Tierquälerei in die Schlagzeilen geraten. Die damals 66-Jährige war, wie der Münchner Merkur berichtete, vom Amtsgericht zu einer Geldstrafe verurteilt worden, weil sie ihre Tiere auf zu engem Raum gehalten hatte. „Das sind dressierte Tiere, keine wilden, die brauchen weniger Platz“, hatte sich die Dompteurin, die am Dienstag für eine Stellungnahme nicht erreichbar war, laut Merkur vor dem Amtsgericht gewehrt.
Wolfgang Dreßen, Direktor des Krefelder Zoos, ist vorsichtig mit dem Begriff der „Tierquälerei“, bezeichnet die Nummer aber als „absolut grenzwertig“. Laut Dreßen richten sich männliche Riesenkängurus auf, wenn sie einem Gegner drohen wollen, umklammern diesen oder kicken mit den Hinterläufen in dessen Bauch, während sie sich mit dem Schwanz abstützen.
Diese Bewegung sei aber eher mit einem Ring- als mit einem Boxkampf vergleichbar und schwierig anzutrainieren. „Auf der Bühne wird natürliches Verhalten zu einem unnatürlichen Verhalten in einer unnatürlichen Umgebung“, so der Zoologe und Verhaltensforscher. „Diese Vermenschlichung von Wildtieren gilt als absolut antiquiert.“
Deutliche Worte findet auch Norbert Czerwinski (Grüne) vom Aufsichtsrat der Rheinbahn: „Total daneben“, findet er es, ein „boxendes Känguru“ auf der Bühne zu zeigen. Rückendeckung gibt es von Landtagsabgeordnetem Martin-Sebastian Abel, der sich ebenfalls eingeschaltet hat: „Bei einem Etat von 300 000 Euro hätte es doch sicherlich stilvollere Unterhaltung gegeben.“
Andreas Hartnigk (CDU), Vorsitzender des Aufsichtsrates, war wie Czerwinski nicht im Saal, als das Känguru vorgeführt wurde. „Wir hatten viel Spaß, es gab viel Musik, was danach gelaufen ist, kann ich nicht sagen.“ Nichtsdestotrotz halte er persönlich es für „überflüssig und unangebracht“, Tiere auf privaten Veranstaltungen vorzuführen.
Dieser Ansicht schließt sich am Dienstag auch die Rheinbahn an. Sie gesteht ein, dass es „keine gute Idee“ war, die Nummer mit dem boxenden Känguru zu buchen: „Wir singen das Mea Culpa“, erklärt Sprecher Eckhard Lander.