Amokläufer: „Konnte meine Wut nicht mehr beherrschen“

Yanqing T. brach sein Schweigen und legte unter Tränen ein Geständnis ab.

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Düsseldorf. Drei Menschen hat Yanqing T. in zwei Rechtsanwaltskanzleien umgebracht, vier weitere verletzt. Beharrlich schwieg der 48-Jährige in dem Prozess vor dem Landgericht. Doch am Dienstag legte der Koch unter Tränen ein umfassendes Geständnis ab, bei dem er sich selbst auch als Opfer sieht.

Mit großen Hoffnungen sei der „Spezial-Koch“, wie er sich selbst nennt, von China nach Deutschland gekommen. Sein Traum war ein eigenes Restaurant. Doch mit seinen Arbeitgebern habe er immer wieder Pech gehabt, sie hätten ihn nicht bezahlt oder Sozialabgaben nicht abgeführt. Mehrfach habe er darum Arbeitsgerichtsprozesse geführt. Immer wieder fühlte sich Yanqing T. ungerecht behandelt. Auch von Rechtsanwältin Ulrike F. aus der Kanzlei von Martin Lauppe-Assmann.

Die 58-Jährige habe sich zwar 1500 Euro von ihm geben lassen, aber nichts dafür getan. Darum hatte sich Yanqing T. entschlossen, einen weiteren Anwalt in Erkrath zu beauftragen, um Schadensersatz einzuklagen. Doch weil der Koch dort das Personal bedrohte, legte der Jurist das Mandat nieder.

Das Schreiben fand Yanqing T, als er am 27. Februar von der Arbeit nach Hause kam. Er sei finanziell ruiniert gewesen, die Ehe zerbrochen: „Ich konnte meine Wut nicht mehr beherrschen.“ Darum verließ er am nächsten Morgen mit zwei Pistolen, zwei Messern und einem Benzinkanister das Haus: „Ich wollte nur meine Unschuld zurück gewinnen.“

Von Ulrike F. forderte der 48-Jährige angeblich nur sein Geld und seine Akten. Doch dann habe ihn bei dem Streit ein Anwalt mit dem Arm berührt. Yanqing T. behauptet, einfach „unbewusst“ zugestochen zu haben. Dass Menschen zu Tode gekommen sind, will er zunächst nicht mitbekommen haben. In der Erkrather Kanzlei habe die Angestellte laut geschrien und wollte nicht aufhören. „Ich war völlig durcheinander“, so der Angeklagte, der die Frau noch an der Eingangstür erschossen hatte. Dass eine Kugel auch einen im Rollstuhl sitzenden Anwalt traf, habe ihn „sehr traurig gemacht“. Er wollte dem Mann noch helfen, der habe ihm aber gesagt, allein zurecht zu kommen.

Nach Goch sei der Koch gefahren, um die Pizzeria anzuzünden, wo der Streit angefangen hatte. Er war zu einer Geldstrafe verurteilt worden, weil er seine Ex-Kollegin misshandelt hatte. Ihre Strafanzeige löste die Ereignisse aus, die zum Amoklauf führten. Doch zu der Rache kam es nicht, weil die zwei Töchter der Gastronomin und ein Passant den Mann überwältigten. „Ich habe bis heute keine Erklärung“, entschuldigte sich Yanqing T.. Er sei nur ein Koch aus China, der versuchte, sein Glück zu finden und nun zum Mörder geworden sei.