Fahrkartenpreise Rheinbahn-Posse an der Tarifgrenze

Düsseldorf · 33-Jährige wird zur Schwarzfahrerin, weil für U-Bahn- und S-Bahn-Station „Am Kaiser“ jeweils eine andere Preisstufe gilt.

Die S-Bahn-Haltestelle „Neuss Am Kaiser“ liegt genau auf der Tarifgrenze.

Foto: Stefan Flöper / Wikimedia Commons

Maria Jolitz nennt es bürokratischen Wahnsinn, eine echte Rheinbahn-Posse. Und wäre sie nicht so sauer darüber, dass wegen eines solchen Irrsinns immer weniger Lust hätten, auf öffentliche Verkehrsmittel umzusteigen, könnte sie darüber lachen. Am Mittwoch wurde die 33-Jährige an der S-Bahn-Haltestelle „Neuss Am Kaiser“ mit ihrem Rheinbahn-Ticket 2000 in der Regiobahn kontrolliert und soll 60 Euro Strafe zahlen. Die Begründung: Ihr Ticket ist zwar bis  „Neuss Am Kaiser“ gültig, aber nur bis zur U-Bahnhaltestelle“, nicht bis zur gleichnamigen S-Bahnhaltestelle. Die nämlich liegt auf Neusser, die U-Bahnhaltestelle auf Düsseldorfer Stadtgebiet.

Nicht nur, dass die Haltestellen wenige Meter voneinander entfernt liegen, diese wenigen Meter aber über gültiges oder nicht gültiges Tarifgebiet entscheiden, findet sie irrsinnig. Am meisten ärgert sich Maria Jolitz darüber, dass „kein normaler Mensch darauf kommen kann, dass das Ticket zwar bis zu dieser Haltestelle gültig ist, aber nur mit U-Bahn und nicht mit S-Bahn oder Regiobahn angefahren werden darf“.

Schließlich habe sie sich beim Kauf des Tickets der Preisstufe A3 versichert, für welche Tarifgebiete es gültig ist. Die Übersichtskarte trage sie sogar im Miniformat stets mit sich herum. Fest in der Annahme, dass es sich um ein Versehen des Kontrolleurs handeln muss, habe sie den Mitarbeiter der Regiobahn auch darauf hingewiesen, dass ihr Ticket, für das sie monatlich knapp 80 Euro bezahlt, ausdrücklich bis „Neuss Am Kaiser“ gelte – wenn es auch „die letzte Haltestelle im Geltungsbereich“ sei. Der Kontrolleur aber habe sie rüde darauf hingewiesen, dass sie damit falsch liegt, ihre Daten aufgenommen und den Überweisungsträger ausgehändigt. Erst in der Service-Hotline habe man ihr den Unterschied erklärt. Bekloppt sei das, gab die freundliche Mitarbeitern am Telefon zu. Aber so sei das leider.

Maria Jolitz schrieb auf die Facebookseite der Rheinbahn, da kam schnell Antwort: „Der Ausdruck Bürokratie ist hier tatsächlich gar nicht so falsch (…).“ Die Fahrt bis zum U-Bahnhof sei mit besagten Ticket kein Problem, die Fahrt über den S-Bahnhof aber schon. „Denn die S-Bahnen fahren auf ihrem Weg nach Düsseldorf noch durch eine zusätzliche Neusser Wabe, die die Preisstufe B nötig macht“, heißt es weiter in der Antwort der Rheinbahn. Eine Mitarbeiterin setzte sich mit den Kollegen der Regiobahn in Verbindung und stellte im Namen von Maria Jolitz einen Antrag auf Kulanz. Komplett löschen könne man die Forderung zwar nicht, den Betrag aber womöglich reduzieren. Schließlich bekam Jolitz am Freitag mitgeteilt, dass nun gar keine Forderung mehr erhoben werde. Das sei ja schon mal ein Entgegenkommen, meint Jolitz. „Das ändert aber nichts am bürokratischen Irrsinn.“ Es laufe nun darauf hinaus, dass sie ihr Ticket auf die teurere Preisstufe B erhöhen müsse oder nur noch U-Bahn fahren könne. „Letzteres bedeutet mindestens einmal umsteigen auf dem täglichen Arbeitsweg und eine deutlich längere Fahrtzeit“, sagt sie. Weil sie umweltbewusst lebt und ihr daran gelegen ist, dass mehr Düsseldorfer das Auto stehen lassen und auf öffentliche Verkehrsmittel umsteigen, ärgert sie sich über ein solch abschreckendes ÖPNV-Erlebnis. Schließlich betreffe dieses Problem auch andere Pendler.