Düsseldorf Roncalli schlägt die Brücke zum Regenbogen
Drei Stunden lang fasziniert Bernhard Paul sein Publikum mit Poesie und Artistik.
Düsseldorf. Während seine Clowns und Artisten sich noch beim großen Finale feiern lassen, sitzt Bernhard Paul schon bei einem Glas Rotwein im Café des Artists. "Alles gut", fasst er den Abend in zwei Worten zusammen, während sich draußen die Massen auf den Heimweg machen. Fast jeder mit einem Lächeln im Gesicht. Der Roncalli-Erfinder hat zum Jubiläum wieder alles richtig gemacht. 40 Jahre alt wird sein Zirkus in diesem Jahr. Die "Reise zum Regenbogen" ist kein Best-Of-Programm, sondern eine Brücke. Denn in diesen vier Jahrzehnten hat sich die Unterhaltungs-Landschaft radikal verändert, von den berühmten Zirkus-Unternehmen hat kaum noch eins überlebt. Roncalli hat es geschafft.
Warum, das wird schon bei der ersten Nummer deutlich. "Bingo" heißt die Truppe aus Kiew, die in schrill-bunten Kostümen und abenteuerlichen Frisuren ein ganzes Programm in einer Nummer präsentiert. In großen amerikanischen Zirkus-Unternehmen wird schon seit langem parallel in drei Manegen gespielt. Ob am Trapez, an den Kletterstangen oder auf dem Boden - bei "Bingo" passiert alles gleichzeitig, das Auge weiß gar nicht, wo es gerade hinschauen soll. Reizüberflutung mit traditioneller Zirkuskunst.
Für die Brücke zum Regenbogen stehen Paolo Carillon und Robert Wicke. Mit seinen schillernden Seifenblasen-Kompositionen erinnert Carillon an die Anfänge, als Cown Pic die Poesie in die Manege brachte und wie kein anderer für das Konzept Roncalli stand. Heute ist Robert Wicke der Star des Programms, der mit Abstand die meiste Bühnen-Zeit bekommt. Der Beat-Boxer entlockt dem Mikrofon unglaubliche Töne und entpuppt sich auch noch als glänzender Jongleur, der mit dem Publikum spielt. Eine absolut moderne Darbietung.
Und dann sind da noch die schrägen Figuren wie Ramon. Als niederländischer Zauberer wider Willen sorgt er für Bilder, die der Zuschauer mit nach Hause nimmt. "Hmm, lecker" stellt der Komiker nach jedem Gläschen Martini fest. Ganz klar: Das ist "Lekker Ziskus" vom feinsten. Fast drei Stunden lang dauert das Programm mit atembetaubender Artistik, unter anderem feiert Paul's Tochter Lili ihre Solo-Premiere, Jonglage und natürlich die traditionellen Pferdenummer. Sonderapplaus gab es für das Zirkus-Orchester von Georg Pommer. In Zeiten, wo die Musik fast nur noch vom Band kommt,leistet sich Bernhard Paul immer noch eine Live-Band. Es ist ihr Verdienst, dass auf der Reise zum Regenbogen die leisen und die lauten Töne immer den Punkt treffen. Nur einmal wird der Urlaub vom Alltag kurz unterbrochen, wenn Bernhard Paul sagt: "Bei uns arbeiten 22 Nationen. Wenn Religion und Politik sich heraushalten, klappt das auch."
Eine Botschaft, die zahlreiche Ehrengäste mit auf den Heimweg nahmen, darunter Oberbürgermeister Thomas Geisel, Pantomime Nemo, Messe-Chef Werner Dornscheidt, Ex-Bürgermeisterin Gudrun Hock, der Landtagsabgeordnete Markus Weske, Schausteller-Chef Bruno Schmelter oder Schriftstellerin Stefanie Koch. Die wurden wie viele andere Zuschauer in der Pause mächtig nass, denn da passelte der Regen wie aus Kübeln auf das Zirkus-Zelt. Der Regenbogen war nicht mehr zu sehen, denn erst gegen 23.30 Uhr hatte die Reise ihr Ziel erreicht