Verkehrswende in Düsseldorf RRX: Stadt kritisiert Baustellen-Pläne massiv
Düsseldorf · Nur stark eingeschränkt sollen S-Bahnen und Regional-Expresse fahren können. Die Rheinbahn kann das laut Stadt nicht auffangen.
Die Stadt ist höchst unzufrieden mit den Baustellen-Plänen der Bahn für den Rhein-Ruhr-Express (RRX). Die Verwaltungsspitze hat sich auf eine 13 Seiten lange Stellungnahme mit 47 Punkten an das Eisenbahnbundesamt verständigt, über die im nächsten Ordnungs- und Verkehrsausschuss entschieden werden soll. Zentraler Kritikpunkt ist, dass die starken Einschränkungen des Verkehrs von S-Bahnen und Regional-Express-Linien von der Rheinbahn aufgefangen werden sollen, obwohl Busse und Bahnen dafür keine Kapazitäten haben.
Für den Ausbau der Infrastruktur zwischen Wehrhahn und Reisholz hatte die Bahn dargelegt, dass von Süden kommend die S-Bahnen 6 und 68 hinter Eller Süd nur noch den zu errichtenden Ersatzhalt Fichtenstraße vor dem Hauptbahnhof erreichen und dann umkehren. Die S1 soll zudem nicht weiter als Eller Mitte fahren. Von Norden kommend enden S1 und S6 im Hauptbahnhof, wo ein neues Gleis gebaut wird. Zweieinhalb Jahre soll die Sperrung der S-Bahn-Strecke wohl ab dem zweiten Halbjahr 2027 dauern.
Im Hauptbahnhof werden für die Zeit der Bauarbeiten die Linien RE4 und RE13 auf die parallel laufenden S-Bahn-Strecken verlagert, wodurch temporäre Verlängerungen von Bahnsteigen nötig sein werden. Ein Teil des RE-Verkehrs wird zudem nach Derendorf verlegt. Für RE 6 und RE 19 (in der Hauptverkehrszeit) wird übergangsweise extra ein neuer Steig errichtet. Die Züge aus und in Richtung Duisburg sollen dort wenden. Auch mehr RE-Linien könnten je nach Bauphase dort halten. Aus Köln kommend dreht der RE 6 am Hauptbahnhof. Selbst wenn der Fernverkehr und viele regionale Züge nicht umgeleitet werden, muss dennoch mit Fahrzeitverlusten gerechnet werden.
Die Stadt sagt nun zum Konzept: „Die von DB Analytics ermittelten Fahrgastzahlen für die geplanten Ersatzstandorte Eller Mitte, Fichtenstraße und Derendorfer S-Bahnhof zeigen ganz klar und eindeutig, dass das Hereinführen großer Pendlerströme an diese Ersatzhalte ohne eine umfassende Konzepterstellung für den Schienenersatzverkehr alleine durch den kommunalen ÖPNV nicht zu bewältigen sein wird.“ Die nötigen Kapazitätsreserven seien nicht vorhanden. Insbesondere die Planung des Halts Fichtenstraße müsse korrigiert werden.
Konkret werden für Eller Mitte täglich 9000 Fahrgäste prognostiziert, im Vergleich zu 2000 heute. 16 000 Menschen sollen es an der Fichtenstraße werden. Weiteres Problem: Zu Fuß müssen mehr als 500 Meter bis zu U-Bahnstationen zurückgelegt werden. Der schmale Gehweg zur Werdener Straße sei für die zu erwartenden Ströme nicht ausgelegt. Von zu erwartenden 7000 RE-Fahrgäste in Derendorf sollen Berechnungen zu Folge 3000 mit der Rheinbahn weiterfahren wollen. Für alle drei Fälle sieht die Stadt die Notwendigkeit, dass die Bahn ein Konzept für Ersatzverkehre erstellt, wonach Umsteigemöglichkeiten im Vorfeld der drei genannten Haltepunkte geschaffen werden.
Bahn soll sich an finanziellen Kosten beteiligen
Der Konflikt mit der Bahn ist offenbar nicht neu. Die Stadt beklagt: „Die starken Bedenken und andiskutierten Lösungsansätze sind der RRX-Projektleitung bekannt. Im Erläuterungsbericht und den Planunterlagen wird darauf jedoch mit keinem Wort eingegangen.“ Auch die finanzielle Beteiligung der Bahn sei dafür nötig. „Die Bewältigung der während der Bauzeit entstehenden gebrochenen Verkehrsströme des Schienennahverkehrs und die damit ausgelösten Kosten dürfen nicht auf das örtliche Verkehrsunternehmen und die Stadt abgewälzt werden.“
Die vordringlichste Forderung der Stadt ist es nun, alle Beteiligten in einer Sonderarbeitsgruppe an einen Tisch zu bringen, um gemeinsam Ersatzverkehre zu konzipieren. Konkret gefordert wird auch, die Haltestelle Fichtenstraße näher an die Straßenbrücke heranzuführen und „einen direkten Treppenzugang vom Mittelbahnsteig an die Werdener Straße“ zu bauen. Auch eine „ergänzende attraktive Fußwegeführung unterhalb der Straßenbrücke mit Anbindung an die Moskauer Straße“ sei erwünscht, um die U-Bahnstation Handelszentrum besser erreichen zu können. Zudem sollte eine Mobilitätsstation mit Leih-Rädern, E-Scootern und Car-Sharing eingeplant werden.
Lob für die Stadt für diese intensive Auseinandersetzung mit dem Thema kommt vom Vorsitzenden des Verkehrsausschusses, Norbert Czerwinski (Grüne). Er kritisiert, dass die Bahn es sich zu einfach mache und eine „Billiglösung“ wolle. Der Verkehrsexperte schlägt dagegen vor, ein zusätzliches Gleis bis zur Fichtenstraße zu führen, damit auch die S1 dorthin gelangt. Zudem sollte ein Einfädeln in Derendorf ermöglicht werden, damit die S-Bahnen sogar durchfahren können. Auch die Vorschläge für die Neuplanung des Halts an der Fichtenstraße sei sinnvoll, auch wenn die Bahn darauf bereits ablehnend reagiert habe.
„Die DB Infrago macht, was sie will.“ Czerwinski fordert zudem ein transparentes Konzept samt Zeitplan im Hinblick auf die Baustellen für den RRX, aber auch den Fernverkehr.