Rückblick in die Geschichte: Das qualmende Düsseldorf
Seit Hunderten von Jahren wird in der Stadt geraucht. Die Geschichte des Tabaks ist von Verboten und Geboten gezeichnet.
Düsseldorf. Wann in Düsseldorf das erste Mal Tabak geraucht wurde, liegt unter dem blauen Dunstnebel der Geschichte. Fest steht, dass das Tabakrauchen in Düsseldorf bereits unter Jan Wellem so weit verbreitet war, dass der Kurfürst 1706 in einer Polizeiverordnung für die Stadt "alles TubackRauchen auff denen Sölleren und in allen Stallungen ernstlich verbotten" ließ.
Wie bei vielen Dingen in Europa geht der Genuss von Tabak auf Christoph Columbus zurück, der 1492 auf den Bahamas die Tabakpflanze wie auch deren Konsum kennenlernte. Anfang des 18. Jahrhunderts war der Tabak durch überseeische Handelsbeziehungen bereits in allen Teilen der Welt bekannt. Auch in Deutschland verbreitete sich der Konsum in Form von Pfeifen-, Kau- und Schnupftabak schnell, vor allem während des Dreißigjährigen Krieges durch umherziehende Soldaten.
Durch die geschickte Neutralitätspolitik von Herzog Wolfgang Wilhelm gehörte Düsseldorf während dieses Krieges nicht zu den Kampfschauplätzen, gleichwohl hielten sich zu dieser Zeit in der Stadt ständig Soldaten auf, die vermutlich auch hier das Konsumieren von Tabak verbreiteten.
In der zweiten Hälfte des 18.Jahrhunderts war der Bedarf an Tabakwaren in Düsseldorf und Umgebung bereits so groß, dass sich in der Stadt die ersten Manufakturen etablierten, wie etwa die "Rauch- und Schnupftabaksfabrik" von Wilhelm Franz Camphausen in der Neustadt.
In Düsseltal, wo die Zisterzienser unter Jan Wellem eine Abtei eingerichtet hatten, blühte zur gleichen Zeit die Produktion von Schnupftabaksdosen. Die Dosen wurden aus Papier maché angefertigt und erfreuten sich großer Beliebtheit.
Die frühe Geschichte des Tabaks in Düsseldorf ist wie in Deutschland allgemein gekennzeichnet durch Gebote und Verbote. Um den Absatz des in kurfürstlichen Manufakturen erzeugten Tabaks zu fördern, wurde unter Karl Philipp die Einfuhr ausländischer Tabaksorten hoch besteuert.
1738 wurde sogar der Verkauf "Stadtkölnischen Tabacks" unter Konfiskationsstrafe gestellt. Im Herzogtum Berg durfte um 1700 nur derjenige die Pfeife rauchen, der dazu einen Freizettel hatte. "Um das Tabackrauchen weniger schädlich und feuergefährlich zu machen", wurde 1807 im Großherzogtum, "1.
Das Tabackrauchen aus Pfeifen ohne Deckel bey 3 Reichsthaler Strafe verbothen" und "2. Das Rauchen der Cigaros auf öffentlichen Straßen und feuergefährlichen Orten unter obiger Strafe untersaget". Jugendlichen unter 16 Jahren war das Tabakrauchen verboten, "und haben Aeltern, Vormünder, Lehrer etc. bey obiger Strafe dagegen zu wachen".
Verbote dieser Art bestanden vereinzelt bis 1848. Im frühen 19.Jahrhundert hatte dies auch mit der politischen Situation zu tun: Rauchen in der Öffentlichkeit galt als Ausdruck bürgerlicher Ideale; die während der napoleonischen Kriege ins Land gebrachte Zigarre war zum Symbol bürgerlicher Überzeugungen geworden. Nach der Revolution wurde das Verbot als Zugeständnisse an die Revolutionäre aufgehoben.
Umfassende Rauchverbote und landesweite Kampagnen gegen das Rauchen gab es in Deutschland wieder im Nationalsozialismus. Nach Ansicht Adolf Hitlers war der Tabak die "Rache des roten Mannes" an der "weißen Rasse" für den Alkohol.
Im Mittelpunkt der Propaganda standen die Minderung der Arbeitskraft durch Rauchen sowie die gesundheitlichen Folgen. Aus dieser Zeit stammen übrigens auch die gesonderten Nichtraucher-Abteile in Zügen.
Als die ersten Gesundheitskampagnen gegen den blauen Dunst anliefen, waren neben Pfeife und Zigarre auch Zigaretten bereits fest etabliert. Um Abfälle der Zigarrenproduktion weiterzuverwerten, wickelten mexikanische Arbeiterinnen Tabakreste in dünnes Papier.
Über Spanien und Frankreich kamen die Zigaretten im 19. Jahrhundert auch nach Deutschland und nach Düsseldorf. Die Zigarette hielt vor allem Einzug in die gehobene Gesellschaft und gehörte um die Jahrhundertwende einfach zum guten Ton dazu.
In exklusiven Restaurants wurden Rauchsalons eingerichtet, in den Luxushotels wie dem Breidenbacher Hof gehörten sie zum Standard. Betrat ein Mann von Welt den Rauchsalon, zog er eine Anzugjacke über, den sogenannten Smoking, um seine Kleidung vor schlechten Gerüchen zu schützen.
Unter Kaiser Wilhelm I. war zudem das gepflegte Rauchen in Klubs zur Mode geworden. Im Statut des "Eller Raucherclubs" heißt es 1888, der Verein verfolgt das Ziel, "das Tabackrauchen aus langen Pfeifen in gesellschaftlicher Stellung zu fördern".
Wer in den Klub Aufnahme finden wollte, musste vor den Mitgliedern seine "Rauchfähigkeit" in einer Prüfung unter Beweis stellen, "die in dem vollständigen leer rauchen eines gefüllten Pfeifenkopfes, ohne ausgehen zu lassen" bestand. Soweit bekannt, verlangt keiner der gerade neu entstehenden Raucherklubs in Düsseldorf eine derartige oder ähnliche Prüfung.