Düsseldorf „Schicke Mütze“: Hinterhof-Treff für die Radler-Szene

Carsten Wien hat mit Kollegen vor drei Jahren die „Schicke Mütze“ gegründet. Dort gibt es nichts von der Stange.

Foto: Sergej Lepke

Düsseldorf. Mit 14 ist Carsten Wien von Iserlohn nach Düsseldorf gefahren. Da gab es den Ratinger Hof und den Plattenladen von Carmen Knöbel. Die waren die 100-Kilometer-Fahrt allemal wert. Noble Clubs wie das Promi-geflutete Sam’s waren nicht Wiens Ding, aber auch solche Locations hatten und haben ihre Anhänger.

Städte brauchen Vielfalt, das würde Wien sofort unterschreiben. Findet aber, dass die Vielfalt aus den Innenstädten auf und davon ist und die Stadtteile in dieser Hinsicht zunehmend mehr zu bieten haben. Bei der Gründung der „Schicken Mütze“, mit Geschäft und Werkstatt, vor drei Jahren spielten auch solche Überlegungen eine Rolle. Carsten Wien und Konrad Glaeser wollten einen Ort für Radfahrer erschaffen, an dem sich nicht nur die Kunden wohlfühlen, sondern auch sie selbst. „Wir haben dabei an ein Vereinsheim gedacht“, sagt Wien.

Mit Typen, die für eine Sache brennen, und einem Ausschank, an dem man sich zum Fachsimpeln trifft. Die „Schicke Mütze“ liegt in einem Hinterhof an der Talstraße 22-24 in Friedrichstadt. Ihren Namen hat sie von den Radsportmützen, auf die Konrad Glaeser steht. Es gibt nichts von der Stange, was auch für die Haltung gilt. „Uns interessiert der Zusammenhang von Mobilität, Nachhaltigkeit und Verkehr“, sagt Wien. „Mit der ,Mütze’ wollen wir zu diesen Komponenten etwas beitragen.“ Denn in Düsseldorf sei schon noch Luft nach oben.

Ein Parkdeck in der Innenstadt nur für Radfahrer, die dafür bezahlen, kann er sich vorstellen. Breitere Radwege, weil 70-Zentimeter-Korridore nun mal stressig sind, und Straßen, die nur Radfahrern und Fußgängern offenstehen. Darüber spricht man im „Mützen“-Café, in der Werkstatt oder auf dem Hof. „Warum muss die Talstraße für Autos offenstehen?“, fragt Wien. „Sie wäre ideal als erste autofreie Straße in Düsseldorf und darüber hinaus.“

Die „Schicke Mütze“ ist ein Szenetreff. Der Kaffee schmeckt, der Kuchen sieht gut aus, und Beratungsgespräche können enden, ohne dass ein Geschäft zustande kommt, weil Kundenwunsch und technische Überzeugung der Crew nicht zusammenfinden. In der Radsportszene ist die Mütze ein Begriff. Dabei war die Ursprungsidee bodenständig: Rennradsportbegeisterte machen einen Laden, in dem Leute aus der Nachbarschaft ihren platten Reifen reparieren lassen können. Dass viel mehr daraus geworden ist, liegt an dem Anspruch, allen Radfahrern ein spannendes Umfeld zu bieten, wo Technik, Design und ein kritischer Blick auf die Mobilität gleichermaßen eine Rolle spielen. An Türen und Fenstern kleben Plakate der Tour de France.

„Die Tour ist eine Chance für Düsseldorf“, sagt Wien. Er und sein Team sind ziemlich angetan davon, dass Düsseldorf Standort des Grand Départ ist, meinen jedoch, dass die Freude daran größer sein könnte. „Wir hatten die Hoffnung, dass Düsseldorf es schafft, mehr Begeisterung zu erzeugen“, sagt Wien. Und wir fragen uns, warum das bislang noch nicht so recht klappt.“